Wohltätigkeit bei Bnei Noach?

Wohltätigkeit bei Bnei Noach?

Können Sie sich vorstellen, dass Bill Gates seit dem Jahr 1994 fast 50 Milliarden (45,5 um genau zu sein) US-Dollar für wohltätige Zwecke gespendet hat?

Allein im Jahr 2019 versorgten er und seine Ehefrau Melinda ihre gleichnamige Bill&Melinda Gates Foundation mit 589 Millionen US-Dollar. Trotz dieser ungeheuren Summe schafften sie es nur auf Platz 5 der Philanthropen (Quelle: Chronicle of Philanthropy).

Um auch weitere milliardenschwere Superreiche zum Spenden zu motivieren gründete Bill Gates im Jahr 2010 zusammen mit seinem Milliardär-Kollegen Warren Buffet die Organisation “Giving Pledge”.

Auch wenn die großzügigen Spenden den Lebensstil dieser steinreichen Menschen in keiner Weise zu beeinflussen scheinen, ist es trotzdem verblüffend, wie diese Menschen bereit sind, auf einen großen Teil ihres Vermögens zu verzichten.

Doch haben Bnei Noach (Noachiden) überhaupt die Pflicht, Zedaka (Wohltätigkeit) zu geben und anderen Menschen finanziell auszuhelfen?

Bekanntlich haben Bnei Noach nur 7 Gebote (siehe Sanhedrin 56) und die Pflicht Zedaka zu geben ist nicht unter ihnen. Auf den ersten Blick scheint es wirklich so, dass es keine Pflicht ist und man sein Vermögen nicht mit anderen Menschen teilen muss (dennoch ist es auf jeden Fall eine gute Tat), aber unser Wochenabschnitt Lech Lecha scheint das Gegenteil zu beweisen:

Obwohl die Städte Sedom und Amora erst im nächsten Wochenabschnitt Waera von G´tt zerstört werden, verrät uns die Tora den Grund dafür schon in unserem Wochenabschnitt Lech Lecha: “Und die Einwohner von Sedom waren sehr böse und sündhaft vor G´tt” (Bereschit Kap.13, Vers 13)  

Der Prophet Yechezkel (Kap.16, Vers 49) verdeutlicht, was genau damit gemeint ist: “Und dies war die Sünde Sedoms, deiner Schwester, trotz Überfluss und Frieden, stützte sie [die Einwohner von Sedom] nicht den Armen und Bedürftigen” 

Wenn Bnei Noach keine Pflicht haben, Arme und Bedürftige zu unterstützen, warum wurden sie dafür, dass sie es unterlassen haben, so harsch bestraft?

Daher sind Rabbi Meir HaLevi Abulafia (Ramah, 1170-1244) und Rabbi Nissim aus Gerona (Ran, 1320-1374) der Überzeugung, dass auch Bnei Noach die Pflicht haben, Zedaka zu geben und wohltätig zu sein. 

Auf die Frage, warum dieses Gebot nicht in der Liste der 7 Gebote der Nachkommen von Noach gezählt wird, antworten sie, dass in dieser Liste nur die Verbote aufgezählt werden, aber außer diesen Verboten gibt es auch Gebote, wie zum Beispiel Zedaka.

Aber nicht alle sind damit einverstanden und dies scheint auch die Meinung des Maimonides (Rambam, Melachim 10:5) zu sein, welcher Zedaka als Beispiel dafür bringt, dass Bnei Noach freiwillig die 613 Ge- Verbote (mit einigen Ausnahmen) einhalten können, obwohl es ihnen nicht befohlen wurde.      

Wie wird der Maimonides die Worte des Propheten Yechezkel erklären, dass die Einwohner von Sedom bestraft wurden, weil sie Arme und Bedürftige nicht unterstützt haben?

Im Talmud (Sanhedrin 109a) steht, dass es in Sedom laut dem Gesetz verboten war, armen Menschen zu helfen und wer es tat, auf eine grausame Art und Weise mit dem Tod bestraft wurde. 

Möglicherweise wird der Maimonides sagen, dass Sedom nicht dafür bestraft wurde, dass sie keine Wohltätigkeit gaben, denn Bnei Noach sind dazu nicht verpflichtet. 

Was der Prophet Yechezkel meint, ist, dass sie daraus eine Ideologie des “Nicht-Gebens” gemacht haben und Menschen, welche anderen helfen wollten, laut ihrem Gesetz bestraften.

Fazit: Es ist eine Meinungsverschiedenheit zwischen den jüdischen Gelehrten, ob Bnei Noach verpflichtet sind, Zedaka zu geben, aber unabhängig davon Hut ab vor den großzügigen Superreichen!