Yom Kippur: So machen Sie das Beste draus!

Yom Kippur: So machen Sie das Beste draus!

Yom Kippur ruft bei vielen nicht die angenehmsten Erinnerungen
hervor: Hunger, Müdigkeit und der flüchtige Blick auf die Uhr sind häufige Assoziationen,
wenn viele an Yom Kippur denken.

Aber eigentlich ist es ein wunderbarer und einzigartiger Tag,
voller Liebe und Nähe zu G´tt. Unsere Weisen lehren im Talmud (Taanit 30.),
dass es keine fröhlicheren Tage im jüdischen Kalender gab, als Yom Kippur.

Im Medrasch steht, dass die Weisheit und die Prophetie
gefragt wurden, was mit einem Menschen geschehen soll, welcher gesündigt hat.
Deren Antwort war klar und deutlich, dass dieser Mensch sein Recht am Leben verloren
hat und den Tod verdient. Das ist keineswegs übertrieben, sondern so hätte es
eigentlich sein müssen. Denn wie kann es sein, dass man das, von G´tt
erhaltene, Leben verwendet, um denjenigen zu erzürnen, der es uns gegeben hat.

G´tt hingegen antwortete, dass dieser Mensch Tschuva machen soll
und er ihm verzeihen wird. Weil G´tt uns mehr liebt, als wir uns vorstellen
können und versteht, dass es schwer ist alles zu befolgen, besonders in unserer
heutigen Welt voller Versuchungen ist er bereit uns zu vergeben. Er bittet nur darum, dass wir unsere Fehler einsehen und
zumindest versuchen, es nicht wieder zu tun. Dies ist der größte Beweis seiner unendlichen
Liebe gegenüber dem jüdischen Volk, dass er uns die Möglichkeit gibt, uns
vollkommen zu reinigen und zu ihm zurückzukehren, egal wie weit wir uns von ihm
entfernt haben.

Man darf nicht vergessen, dass er uns so geschaffen hat, wie
wir sind, mit allen menschlichen Schwächen und Unvollkommenheiten!

Doch mit dieser Einsicht, wächst auch unsere Verantwortung,
diese einzigartige Gelegenheit zu nutzen und die Wut und Enttäuschung auf denjenigen,
der diese Chance ungenutzt lässt. Der Schlah HaKadosch gibt dafür folgendes Maschal:

Ein König hatte einen Berater, welchen er sehr mochte und er
traf keine Entscheidung, ohne sich vorher mit ihm beraten zu haben. Eines Tages
gab es einen großen Diebstahl in der königlichen Schatzkammer. Es wurde eine polizeiliche
Untersuchung durchgeführt, jedoch ohne Erfolg. Doch dann tauchte ein Zeuge auf,
welcher behauptete gesehen zu haben, wie der geliebte Ratgeber die königliche
Schatzkammer bestahl. Der König stand vor einem Dilemma: Einerseits wollte er
den Ratgeber auf keinen Fall bestrafen, andererseits hatte er für Gerechtigkeit
zu sorgen. Dem Ratgeber, welcher zu dieser Zeit im Ausland war, ließ er
folgende Nachricht zukommen:

„Ich bin davon überzeugt, dass du es nicht gewesen bist,
aber falls du es warst, vernichte das Diebesgut, damit ich dich nicht bestrafen
muss.“ Doch der Ratgeber hörte nicht auf den Rat des Königs und sobald er das
Land betrat, wurde er mit dem ganzen Diebesgut in den Taschen gefasst. Der
König war außer sich vor Wut: „Für den Diebstahl hätte ich dir verziehen, aber
dafür, dass du auf mich nicht gehört hast und ich dich jetzt bestrafen muss, verdienst
du den Tod!“

Das gleiche gilt auch für uns: G´tt ist bereit unsere Sünden
zu verzeihen, unter der Bedingung, dass wir die Sünden loswerden. Ein Mensch,
der dies nicht tut, zeigt, dass er keine Angst vom König hat und es ihm
vollkommen egal ist, gegen den König gesündigt zu haben.

Am Yom Kippur wird das Urteil schlussendlich besiegelt und es ist unsere letzte Möglichkeit etwas daran zu ändern, bevor sich die Tore des Gebets schließen. Möge uns G´tt die nötige Einsicht geben, diesen einzigartigen Tag richtig ausnutzen zu können!