PESSACHSEDER 6 – ZWEI GEDANKEN ÜBER -KIDDUSCH UND -NISSAN
ZWEI GEDANKEN ÜBER
-KIDDUSCH UND
-NISSAN, den ersten Monat des jüdischen Jahres, in dem wir Ägypten verlassen haben
Zwei Aspekte von Schabbat: Schöpfung und Auszug
Schabbat kennt zwei Aspekte. Erstens feiern wir am Schabbat unseren speziellen Status und Auftrag an das Jüdische Volk. Dies ist das Resultat des Auszugs aus Ägypten, wie die Tora verschiedene Male erklärt: “Ich bin G’tt, der ich euch aus dem Land Ägypten herausgeführt habe, um euer G’tt zu sein” (Schemot 29:46, Wajikra/Lev. 11:45, 25:38, 26:45, Bemidbar/Num. 15:41).
Schabbattage im Plural
In dieser Hinsicht ist Schabbat gleich wie die Festtage, die auch eindeutig Erinnerungen an bestimmte Aspekte des Auszugs aus Ägypten sind. Diesbezüglich sagt die Tora: “Doch meine Schabbattage sollt ihr beachten (Schabbattage im Plural(!), womit sowohl der Schabbat als auch die Festtage gemeint sind, weil die Tora die Festtage manchmal auch Schabbattage nennt), denn ein Zeichen ist er… dass ihr erkennt, dass Ich G’tt bin, der euch heiligt” (Schemot/Ex. 31:13).
Festtage auch als Zeichen
Diesbezüglich macht auch der Talmud (B.T. Eruwin 96a) deutlich, dass die Tefillin, die selbst Zeichen sind (Schemot/Ex. 13: 9), nicht am Schabbat und Jom Tov (Festtag) angelegt werden dürfen, weil diese Tage selbst Zeichen von unserem Bund mit G’tt sind und keiner zusätzlichen Zeichen bedürfen. Dass die Tora jedoch die besonderen Tage von Jom Tov (die Festtage) an keiner Stelle als ‚Zeichen‘ erwähnt, ist auffällig. Worauf basiert die talmudische Aussage, dass auch Festtage als Zeichen zu sehen sind?
Raschi erklärt, dass es aus dem Vers Schemot/Ex. 31:13 hergeleitet werden kann: “Es ist ein Zeichen zwischen Mir und euch”! weil die Tora die Festtage manchmal auch Schabbattage nennt (siehe oben).
Schöpfung in sechs Tagen
Der zweite Aspekt des Schabbats ist die Erinnerung an die Schöpfung in sechs Tagen. In diesem Aspekt unterscheidet sich der Schabbat von allen anderen Festtagen im Jahr. Die Tora schreibt hierzu: “Die Kinder Israels sollen den Schabbat (Singular!) beachten … es ist ein Zeichen auf ewig, dass G’tt in sechs Tagen den Himmel und die Erde schuf”.
Deshalb erwähnen wir im Kiddusch beide Aspekte von Schabbat, weil es uns an beide Themen erinnert: an die Schöpfung und an den Auszug.
Tischri oder Nissan?
Es gibt eine Meinungsverschiedenheit im Talmud (B.T. Rosch Haschana 10b), ob die Welt:
°in Tischri oder
°in Nissan erschaffen wurde.
radikale Veränderung des Berechnungssystems
Die Tora (Schemot/Ex.12:2) erzählt uns nachdrücklich, dass die Monate des Jahres ab Nissan gezählt werden müssen – Nissan ist der erste Monat des Jahres, Ijar der zweite, Tischri der siebte, usw. – weil die Juden im Monat Nissan Ägypten verließen. Wenn man der Meinung folgte, dass die Welt in Nissan erschaffen wurde, konnte man die Zählung der Monate wie gewohnt beibehalten. Aber vom Standpunkt her betrachtet, dass die Schöpfung der Welt in Tischri stattfand, bedeutete dies eine radikale Veränderung des Berechnungssystems von Jahrzahlen und Daten.
Exodus: zentrale Stellung im Leben der Juden
Es war G’ttes Wille, dass der Exodus eine so zentrale Stellung im Leben der Juden einnehmen sollte, dass sie, die Juden, jedes Mal beim Erwähnen eines Datums die Sichtweise auf ihr tägliches Leben automatisch an dieses Ereignis ausrichten würden.
Die Ereignisse um den Exodus: die Vollendung der Schöpfung
Aber hinter dieser Tatsache liegt noch eine viel tiefere Bedeutung verborgen. Es war nicht nur so, dass G’tt entschied, dass das Ereignis vom Exodus als Bezugspunkt in der Zeit wichtiger war als das Ereignis der Schöpfung.
Die Ereignisse um den Exodus waren in gewisser Weise sogar die Vollendung der Schöpfung. Erst zum Zeitpunkt des Exodus verstand der Mensch voll und ganz die Botschaft und Bedeutung von der Schöpfung G’ttes.
Siehe auch:
- PESSACHSEDER 1 – SEDERTELLER: Verschiedene Anordnungen UND MAZZOT UND MAROR
- PESSACHSEDER 2 – SEDERTELLER: Seroa, Bejza, Charosset, Karpas, Mej Melach
- PESSACHSEDER 3 – Der fünfte Becher mit Wein – Der Becher des Elijahu und die Zahl Vier
- PESSACHSEDER 4 – Die Qualität und Quantität des Weines
- PESSACHSEDER 5 – ERUV TAVSCHILIN PESSACH 5780
- PESSACHSEDER 6 – ZWEI GEDANKEN ÜBER -KIDDUSCH UND -NISSAN
- PESSACHSEDER 7 (kommt bald)
- PESSACHSEDER 8 (kommt bald)
- PESSACHSEDER 9 – Netilat Jadajim und Karpas
- PESSACHSEDER 10 – DAS BRECHEN DER MITTLEREN MAZZA – JACHAZ UND AFIKOMAN
- PESSACHSEDER 11 – DIE ERZÄHLUNG DER HAGGADA – MaggId
- PESSACHSEDER 12 – DAS HÄNDEWASCHEN VOR DEM ESSEN VON MAZZA UND DIE BERACHA HAMOZI ÜBER DIE MAZZA
- PESSACHSEDER 13 – DAS ESSEN VON MAZZA DAS ESSEN VON MAROR Halacha und Philisophie
- PESSACHSEDER 14 – CHAROSET
- PESSACHSEDER 15 – DAS ZUSAMMEN ESSEN VON MAZZA UND MAROR (Korech) DIE MAHLZEIT
- PESSACHSEDER 16 – DAS ESSEN VON AFIKOMAN DAS DANKGEBET ÜBER DIE MAHLZEIT (Benschen) Hallel
- PESSACHSEDER 17 (kommt bald)
- PESSACHSEDER 18 – Leschana haBa’a BiJeruschalajim – nächstes Jahr in Jerusalem
- PESSACHSEDER 19 – ZWEI LIEDER DIREKT NACH LESCHANA HABA’A BEEROESCHALAJIM HABENUJA
- PESSACHSEDER 20 – Nachseder: Jiwné weto bekarov – möge ER bald Sein Haus wieder errichten
- PESSACHSEDER 21 – Echad mi Jodé’a – Wer kennt den Einen?
- PESSACHSEDER 22 – Chad gadja- Aggression und die reine Intention