PESSACHSEDER 1 – SEDERTELLER: Verschiedene Anordnungen UND MAZZOT UND MAROR

PESSACHSEDER 1 – SEDERTELLER: Verschiedene Anordnungen UND  MAZZOT UND MAROR

Unser Augenmerk fällt sofort auf den Sederteller. Drei Mazzot, Kohen, Levi und Jisrael, liegen übereinander unter einem Tuch oder Teller. Es gibt jedoch auch andere Anordnungen. Der Rema, Rabbi Mosche Isserles (1520-1575), legte die drei Mazzot auf den Sederteller. Er fing mit der Anordnung rechts vorne mit Karpas (Petersilie) an und stellte mej melach (Salzwasser) davor, weil wir das bei der Sederfeier zuerst nehmen. Dann die drei Mazzot, auf dem Teller, und oberhalb Maror und Charosset, weil die erst nach der Mazza gegessen werden. Danach, also am weitesten entfernt von der Person, die den Sederabend leitet, liegen Sero’a und Bejza, der Knochen und das Ei. Der ArieZal, der große Kabbalist, legte die drei Mazzot unterhalb Sero’a, Bejza, Maror, Karpas und Charosset. Der Gaon von Wilna hatte nur zwei Mazzot auf dem Teller und brach die obere in zwei.

Der Sederteller: sich widersprechende Symbole

Pessach ist das Fest der Spiritualität. Gegensätzliche Ideen können nebeneinander existieren. Unser Sedertisch ist voll von ihnen. Symbole von Freiheit und Sklaverei liegen nebeneinander auf einem Tisch. Wir essen trockene Mazza, Brot von Sklaven, und bittere Kräuter zur Erinnerung an unsere Unterdrückung. Dennoch stützen wir uns auf und tunken Appetithappen ein als Zeichen von Freiheit und Vornehmheit.

Wie können wir diese Widersprüchlichkeiten miteinander vereinen? Wir brauchen nicht alle Konflikte in Einklang zu bringen. Unser Freiheitsbegriff unterscheidet sich von dem, was man normalerweise darunter versteht. In modernen Anschauungen setzt man ‚echte‘ Freiheit gleich mit einem Zustand totaler Harmonie und völliger Abwesenheit von Unmut und Streit. Dieser Zustand der ewigen Harmonie gibt es im realen Leben nicht. Das Jüdische Konzept von Freiheit beinhaltet, dass man sowohl mit Widrigkeiten lebt als auch mit der Fähigkeit, dennoch, trotz aller Konflikte, das Heil zu finden.

 

I.2 MAZZOT

Auf dem Sederteller liegen drei Mazzot. Zwei Mazzot sind als lechem mischnej (doppeltes Brot) gedacht. So wie wir es von jedem Schabbat oder Jom Tov kennen, wenn wir die beracha (Segen) hamozi über lechem mischnej sprechen. Die dritte Mazza ist ein Symbol für awdut (Sklaverei) und für cherut (Freiheit).

Diese Mazza ist sowohl:

1) ‘lechem onni oder lachma anja’ – Brot des Elends,

als auch:

2) ‘lechem scheonim alav dwarim harbé – Brot, über das wir vieles zu erzählen haben.

 

I.3 MAROR – DAS BITTERKRAUT

Maror erinnert uns an die Bitterkeit der Sklaverei. Heutzutage ist das Essen von Maror nach der Tora nicht mehr verpflichtend. Maror wird zwar in der Tora erwähnt, aber nur in der Abhängigkeit vom Pessachopfer: jetzt, wo es kein Pessachopfer mehr gibt, sieht die Tora die Verpflichtung von Maror  nicht mehr gegeben.

Die Rabbinen halten an diese Verpflichtung fest, weil es eine Erinnerung an die Bitterkeit ist.

Der Talmud nennt uns drei Arten von bitteren Kräutern, die als Maror genommen werden können:

1)    ‘chazeret’ = ’chassa’, Romana-Salat mit langen, dunklen Blättern. Dieser Salat schmeckt anfangs nicht bitter, aber im Nachgeschmack schon. Es ist ein Symbol für unseren Aufenthalt in Ägypten: Anfangs war es noch nicht so bitter, aber im Laufe der Zeit wurde es schlimmer und schlimmer. Nachteilig bei Romana-Salat sind die vielen kleinen Insekten auf den Blättern, die nur schwer abzuwaschen sind. Die Tora verbietet das Essen von den kleinsten Organismen. Deshalb sollte man, wenn man den Salat nicht gründlich putzen kann, besser keinen Romana-Salat verwenden.

      2) ‘olschin’ = rohe Endivien.

      3) ‘tamcha’ = Meerrettich. Bei Meerrettich ist es fast unmöglich, eine olivgroße Menge

          (19,29 g) innerhalb von zwei oder vier Minuten zu essen.

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