DAS OMER ZÄHLEN
Zweifel
Das Problem des Zweifelns besteht in jedem Bereich der Halacha (das jüdische Gesetz). Beim Aussprechen von Berachot sagen wir gewohnheitsgemäß „Safejk Berachot lehakejl“: wenn man zweifelt, ob man eine Beracha sprechen sollte, spricht man KEINE Beracha.
tagsüber nachgeholt
Bei der Omer-Zählung gibt es, verschiedene Arten von Zweifeln zu unterscheiden; manchmal gibt es selbst doppelte Zweifel. Jemand hat zum Beispiel vergessen, abends zu zählen, hat das aber tagsüber nachgeholt. Darf er die restlichen Tage der Omerzeit noch mit einer Beracha zählen? In diesem Fall ist die Rede von „Sfek sfeka“, einem doppelten Zweifel.
Zweifacher Zweifel
Zuallererst besteht der Safek, der Zweifel, ob Du mit der Zählung tagsüber, Deine Mizwa erfüllen kannst; würde die Antwort darauf ja sein, dann ist alles soweit in Ordnung. Er hat seine Mizwa erfüllt und darf die restlichen Tage mit Beracha weiter zählen.
Zum Zweiten besteht der Safek, der Zweifel, ob die Zählung von neunundvierzig Tagen EINE große, langgestreckte Mizwa sei oder ob es neunundvierzig unterschiedliche, kurz andauernde Mizwot sind.
49 losgelösten Zählungen oder eine große, langgestreckte Mizwa
Wenn die Mizwa aus neunundvierzig losgelösten Zählungen bestehen würde, würde man die restlichen Omer-Tage MIT Beracha zählen können, auch wenn mittendrin EINEN oder mehrere Tage nicht gezählt hätte. Da hier von einem doppelten Zweifel oder „Sfek sfeka“ die Rede ist, haben die Poskim (Gelehrte) bestimmt, dass man mit Beracha weiter zählen darf, wenn man vergessen hatte, abends zu zählen und man dieses am darauffolgenden Tag (bevor Nachteingang) nachgeholt hat.
Doppelter Zweifel
Die Omer-Zählung kostet nicht viel Zeit oder Mühe; es ist deshalb gut möglich, dass Du Dich ein Weilchen später selbst fragst, ob Du überhaupt wohl Omer gezählt hast. Wenn der Zweifel noch am selben Tag entsteht, musst Du aufs Neue zählen, aber ohne Beracha (Safejk berachot lehakejl).
nächsten Abend zweifeln
Wenn Du erst am nächsten Abend zu zweifeln beginnst, ob Du am vorhergegangenen Abend wohl Omer gezählt hattest, ist wieder die Rede einer Sfek sfeka, eines doppelten Zweifels: zuallererst der Zweifel bei Dir selbst, ob Du am vorhergegangenen Abend wohl gezählt hattest und zum Zweiten der halachische Zweifel, ob die Mizwa von Sefirat HaOmer nun EINE langgestreckte Mizwa sei oder ob die Mizwa aus neunundvierzig kleinen Mizwot bestehen würde.
Die Beracha
Weshalb sprechen wir kein „Schehechijanu“ über die Mizwa des Omer-Zählens? Im Allgemeinen sprechen wir doch „Schehechijanu“ über eine Mizwa, die jedes Jahr wieder kommt?!
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*Manche Gelehrte antworten, dass wir heutzu-
tage kein „Schehechijanu“ mehr sagen, da
das Omer-Zählen laut der Thora nicht mehr
Pflicht sei und lediglich durch die Chachamim
„Secher lemikdasch“ beibehalten wird, zur
Erinnerung an den Tempel.
*Andere sind der Ansicht, dass
„Schehechijanu“ nicht mehr gesprochen wird,
da diese Beracha eine Äußerung von Freude
sei. Freude sei beim Omer-Zählen nicht
angebracht, da die Omer-Zählung uns daran
erinnert, dass der Tempel immer noch nicht
wieder aufgebaut sei.
Die Beracha selber sprechen oder der Chasan
Eine andere Frage ist, ob man die Beracha „al Sefirat HaOmer“ über das Omer-Zählen selber sprechen muss oder ob der Chasan diese Beracha vor allen Anwesenden aussprechen darf.
Raschba besagt, dass der Chasan das „al Sefirat HaOmer“ vor allen aussprechen darf und alle Anwesenden erfüllen hiermit ihre Pflicht, wenn sie auf die Beracha des Chasan mit „Amen“ antworten. Es ist jedoch zum Brauch geworden, dass jeder die Beracha „al Sefirat HaOmer“ nach dem Chasan für sich selber spricht.