DIE HINTERGRÜNDE DER OMERZÄHLUNG
„Dann sollt Ihr für Euch ab dem Tag nach Schabbat selber zählen, ab dem Tag, an dem Ihr das Omer in Bewegung bringet: sieben ganze Wochen soll das sein; bis zum Tag nach dem siebten Schabbat sollt Ihr zählen, fünfzig Tage lang“ (Vajikra 23:15).
Im Talmud (B.T. Menachot 65b) werden die Eröffnungsworte dieses Passuks wie folgt erklärt: „Und Ihr werdet für Euch selber zählen – hier wird die Mehrheitsform angewendet – dieses erfolgt um uns zu lehren, dass das Zählen durch jeden getrennt zu geschehen hat“.
Rabbi Baruch Epstein (zwanzigstes Jahrhundert), der Autor der Thora Temima (eine Erklärung zur Thora) besagt, dass die Chachamim (unsere Weisen) zu diesem Entschluss gelangten, indem sie den vorhin zitierten Passuk (Vers) neben dem Passuk aus Vajikra/Lev. 25:8 legten: „Künftig sollst Du – Einzahl – sieben Schabbatjahre zählen, sieben mal sieben Jahre“.
Der letzte Passuk bezieht sich auf das Zählen der Jahre im siebenjährigen Schmitta-Zyklus und dem fünfzigjährigen Jowel-Zyklus.
Die Benutzung der Hauptwortform in der Einzahl deutet darauf hin, dass lediglich EINE (Recht)Person, das Sanhedrin, die Pflicht hatte, zu zählen. (Das Sanhedrin war das Oberste Gericht zu Jerusalem, bestehend aus ein und siebzig Richtern). Während die Mehrheitsform in unserer Parscha (Lev. 23:15) aufzeigt, dass das gesamte Volk verpflichtet ist, das Omer zu zählen.
Über die Art der Zählung sagte Abaje (Chagiga 17b): „Es sei eine Pflicht, die Tage zu zählen, es sei eine Pflicht, die Wochen zu zählen“. Deshalb sprechen wir an zum Beispiel am zwanzigsten Tag des Omer: „Heute sind es zwanzig Tage, was zwei Wochen und sechs Tage bedeutet“.
Erntezeit
Weshalb beauftragt uns die Thora, die Tage des Omer zu zählen, ab dem zweiten Sederabend bis kurz vor Schavu’ot?
Pa’anach Rasa (ein Thora-Erklärer aus dem Mittelalter) gibt die folgende Erklärung: „Der Zeitabschnitt zwischen Pessach und Schavu’ot ist die Erntezeit. Die meisten Menschen waren – bis zum Anfang des industriellen Zeitalters – draußen auf den Feldern bei der Arbeit und hatten mit dem Rest des Volkes keinen Kontakt mehr. Würde Schavu’ot an ein Kalenderdatum gebunden sein, dann würde man sich nicht vollkommen sicher über das Datum des Festes sein, da die Hebräischen Monate neunundzwanzig oder dreißig Tage zählen, abhängig von der Entscheidung des Sanhedrin (früher kannte man noch keinen festen Kalender. Für jeden Monat musste erneut entschieden werden, ob dieser neunundzwanzig oder dreißig Tage dauern sollte).
Die Menschen auf den Feldern würden somit nicht genau wissen, wann sie vor Schavu’ot zurück nach Hause müssten, da sie nicht genau wussten, wie lange die Monate Nissan und Ijar dauerten. Deshalb verknüpft die Thora Pessach mit Schavu’ot über die Zählung des Omer, so dass jeder, der nach Pessach von zu Hause weg gegangen war und Omer zählte, genau wusste, wann er vom Feld zurückkehren musste, um pünktlich vor Schavu’oth zu Hause zu sein.
Empfehlung
Günstige LLC oder LTD Unternehmensgründung, auch in Raten zahlbar!
Anonyme Unternehmensgründung in den USA! LTD Gründung in Dublin, Irland, mit offizieller Dublin-Adresse. Gründen Sie eine Firma in den USA mit einem Bankkonto als Anlagenschutz oder als Start-up für Ihre Onlinegeschäftsidee!
Dauer von Schavu’ot
Die Tatsache, dass die Omerzeit eine Erntezeit ist, erklärt einen Aspekt von Schavu’oth, in welchen Bereich dieser sich zwischen Pessach und Schavu’ot unterscheidet. Im Midrasch steht: „Rabbi Schimon sagte: „Da Pessach und Sukkot nicht in einen Zeitraum von Landwirtschaftaktivitäten fallen, hatte die Thora vor geschrieben dass sie sieben oder acht Tage dauern sollten. Schavu’ot fällte jedoch in die Erntezeit und deshalb hat die Thora angeordnet, dass es lediglich EINEN Tag dauert“ (Sifre Re’e 15:15). Mit anderen Worten, die Dauer von Schavu’ot wird den Umständen während der Ernte angepasst.
Wiederbelebung der Thoragesetzgebung
Laut dem Autor des Sefer HaChinuch ist der Grund für das Omerzählen einfach: „G“tt befreite uns aus Ägypten, damit wir Seine Thora empfangen sollten. Die Thora ist der gesamte Existenzgrund des Jüdischen Volkes. Bei der Zählung der Tage ab Pessach bis Schavu’ot zeigen wir, wie stark wir uns nach der Wiederbelebung der Thoragesetzgebung sehnen.
Fest der Zusagen
Aber es gibt mehr. An Schavu’ot schwor das Jüdische Volk unserem G“tt ewige Treue. Rabbi Chajim Ibn Atar (sechzehnhundertsechsundneunzig bis siebzehnhundertdreiundvierzig) meint deshalb auch, dass das Fest der Gesetzgebung anstatt Schavu’ot (Wochenfest) eigentlich SCHEVU’OT (Fest der Zusagen, der Gelöbnisse) heißen müsste, da G“tt und das Jüdische Volk einander wahrhaftig ewige Treue versprachen.
Minhagim
An Pessach haben wir Matzoth und vier Becher Wein. An Sukkoth kennen wir den Lulav (den Feststrauß) und die Sukka. Schavu’oth kommt da etwas armselig weg. Während dieses kurzen Festes gelten keine speziellen Mitzwot, die den spezifischen Charakter dieses Festes betonen. Nicht desto trotz haben sich im Laufe der Jahrhunderte viele Minhagim eingebürgert und diese nehmen an Schavu’oth den Platz der spezifischen Mitzwot der anderen Festtage ein.
Fast alle Minhagim beinhalten einen tieferen, wenn nicht schon mystischen Hintergrund. Die Minhagim werden auf durch und vom Drängen des Jüdischen Volkes mit hinein genommen. Mit den Minhagim zeigt das Jüdische Volk, dass es es nicht bei einer sklavenartigen Befolgung der von Oben vorgegebenen Regeln belässt. Mit und in den Minhagim zeigen wir, dass wir dazu bereit sind, in der Tradition zu leben und dass wir diese erweitern möchten.
Selbsttätigkeit
Mit dem Begriff „Selbsttätigkeit“ können wir einen schwierigen halachischen Aspekt der Omerzählung verstehen. Indem er dem Kiddusch-Segen eines anderen zuhört, erfüllt jeder seine Pflicht. Ich brauch nicht den Kiddusch-Text selber aus zu sprechen. Aber mit der Omerzählung eines anderen erfülle ich meine Mitzwa nicht. Dieses kommt daher, da die Omerzählung eine sehr persönliche Pflicht ist, die ich nicht mit gutem Gewissen einem anderen überlassen kann. Die Omerzählung – im Grunde als ein geistiges Wachstum durch die neunundvierzig Tore der Reinheit und der Weisheit gedacht – betont die eigene Eingebundenheit, die ein jeder sich zumuten muss, möchte er spirituelle erwachsen werden.