“Mosche nahm Jehoschu’a und legte seine Hände auf ihn”.
(27:22-23)
Nach Raschi gab Mosche Jehoschu’a eine “Semicha”, was wörtlich Handauflegung bedeutet. Er autorisierte ihn als Anführer des Jüdischen Volkes und erfüllte ihn mit dem Geist G’ttes.
Autorisierung
Dies ist der Vorläufer von der Semicha, einer Autorisierung, die Rabbiner ihren Schülern erteilen, wenn diese zu würdigen Rabbinischen Autoritäten geworden sind. Eine echte, authentische Semicha wurde von einer Generation zur nächsten weitergegeben und schließlich bis zu Mosche Rabbenu zurückverfolgt.
auch die 70 Ältesten
Neben Jehoschu’a erhielten auch die 70 Ältesten diese Rabbinische Autorisierung, wie wir vorhin gelesen haben: “Versammelt mir 70 Männer aus den Ältesten Israels” (Num. 11:16). Deshalb ruhte die Schechina, die G’ttliche Anwesenheit, auf ihnen. Jehoschu’a und die 70 Ältesten konnten ihrerseits diese Semicha an andere weitergeben. In späteren Generationen wurde die Handauflegung nicht mehr angewandt, sondern sie wurde zu einer Ankündigung: “Du bist jetzt Rabbiner und hast Semicha, die Erlaubnis, Zivil- und Bußangelegenheiten als Richter zu behandeln”. Dennoch wird diese Erlaubnis immer noch als Semicha (Handauflegung) bezeichnet, und zwar wegen der ersten Rabbinischen Autorität, die Mosche auf Jehoschu’a übertragen hat. Diese Semicha galt bis weit in die Zeit des Talmuds hinein und endete vor etwa 1500 Jahren.
ein neuer Versuch die Semicha zu erneuern
Im Jahr 1538 wurde von den führenden Rabbinern von Tsefat (Safed) und Umgebung ein neuer Versuch unternommen, die Semicha zu erneuern, damit ein neuer Sanhedrin eingerichtet werden konnte. Der Initiator dieser Initiative war Rabbi Ja’akov Berav (der Lehrer von Rabbi Joseph Karo (Schulchan Aruch)). Dass die Semicha trotz der mehr als tausendjährigen Unterbrechung der traditionellen Linie von Mosche an erneuert werden konnte, beruhte auf einer Aussage von Maimonides (Sanhedrin 4:11), wonach es ausreicht, wenn alle Gelehrten Israels gemeinsam neue Richter ernennen und eine Semicha geben. Rabbi Ja’akov Berav rief die 25 größten Tora-Gelehrten zusammen, die alle mit ihm darin übereinstimmten, dass die Semicha wieder eingeführt werden könnte. Zunächst erteilten die versammelten Gelehrten Rabbi Ja’akov Berav selbst die Semicha, dann autorisierten sie Rabbi Josef Karo, den Autor des Schulchan Aruch und den Mabit.
Nach 1492
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Warum geschah dies zu Beginn des 16. Jahrhunderts? Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien (1492) kam es in der Jüdischen Welt zu einer allgemeinen Depression. Es gab schwierige Probleme mit den Konversos, den Menschen, die offen zum Christentum übergetreten waren, aber insgeheim Jüdisch blieben, Agunot (von ihren Männern verlassene Frauen), jüdischen Verrätern, Ketzern, neuen Technologien, dem Verlust der zentralen Rabbinischen Autorität und der Möglichkeit, dass viele Juden in das Land Israel auswandern würden. Rabbi Ja’akov Berav war von einem fast Messianischen Gefühl erfüllt. In der Gegend um Tiberias gab es in der Mitte einen jüdischen Baron, Don Josef Nassi, den Grafen von Naxos, der vom Türkischen Machthaber, Suleiman dem Großen, eingesetzt worden war. Es schien eine Zeit der Taten zu sein. Rabbi Ja’akov Berav hatte keine Zweifel.
Aber es gab auch viel Widerstand gegen diese Erneuerung.
Oberrabbiner Levi ibn Chawiw (Ralbach, 1485-1545) von Jerusalem wandte sich zusammen mit den Weisen Radwaz und Mahrikasch aus Ägypten gegen dieses “neue Licht”. Fast alle Aschkenasischen Rabbiner waren ebenfalls dagegen. Der Streit über die Zulässigkeit der Semicha dauerte eine Generation lang an. Die Semicha von Rabbi Ja’akov Berav dauerte etwa 100 Jahre. Wegen der Probleme mit den Arabern mussten die Juden von Tsefat in die umliegenden Länder ziehen. Außerhalb Israels gibt es keine Semicha, und so starb diese neue Initiative einen langsamen Tod.
Maimonides’ Gegner
Aus verschiedenen Gründen lehnte der Oberrabbiner von Jerusalem diese neue Semicha-Initiative ab. Es gab Gelehrte, die sich auf Maimonides’ Gegner beriefen, dass die Semicha nicht von allen Gelehrten Israels erneuert werden könne. Außerdem behauptete Oberrabbiner Levi ibn Chawiw, seien die Rabbiner von Jerusalem nicht konsultiert worden, so dass man nicht von einem allgemeinen Konsens der Gelehrten Israels sprechen könne. Außerdem waren die Aschkenasischen Juden, die etwa die Hälfte des Weltjudentums ausmachen, nicht beteiligt.
Offenbar war die Zeit noch nicht reif!
In der vergangenen Generation gab es verschiedene Menschen, die ebenfalls den Sanhedrin wiederbeleben wollten. Doch die großen Gelehrten der vorherigen Generation waren dagegen. Offenbar ist die Zeit noch nicht reif!