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Wahre Bescheidenheit

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Wahre Bescheidenheit

Zum Ende unseres Wochenabschnitts Behaalotcha sprechen Mosches Geschwister, Aharon und Mirjam, über Mosche und kritisieren seine ehelichen Verhältnisse mit Zippora. Dies erzürnt G´tt sehr und er weist sie zurecht, wie sie es wagten, gegen Mosche, den treuen Diener G´ttes, zu sprechen. 

Unter anderem bezeugt G´tt persönlich, dass Mosche der bescheidenste Mensch auf der ganzen Welt sei!

Doch wie konnte Mosche gleichzeitig der bescheidenste Mensch der Welt und der Anführer des jüdischen Volkes sein, denn zum Charakter eines Anführers gehört eine starke Persönlichkeit und viel Selbstbewusstsein und diese Eigenschaften stehen auf den ersten Blick im Widerspruch zu Mosches hoch angepriesener Bescheidenheit?

Die Antwort auf diesen scheinbaren Widerspruch ist, dass wir ein falsches Verständnis von Bescheidenheit haben und sobald wir verstehen, was wahre Bescheidenheit ist, dann werden wir sehen, dass es keinen Widerspruch zwischen den Eigenschaften eines Anführers und wahrer Bescheidenheit gibt: 

Wenn wir Bescheidenheit als Minderwertigkeitsgefühl definieren und denken, dass dies bedeutet, sich vor Herausforderungen zu fürchten und ständig seine Errungenschaften und Fähigkeiten zu unterschätzen, dann werden wir wahrlich nicht im stande sein zu verstehen, wie Mosche bescheiden sein konnte.

Ein Mensch mit der beschriebenen Einstellung wird sehr schnell deprimiert und ihm fehlt die nötige Motivation, um sich zu entwickeln und fortzubewegen, geschweige davon ein geeigneter Führer zu sein.

So schreibt Rabbenu Yona zu Beginn seines Werkes Schaarei Avoda (Die Pforten des Dienstes), dass der Mensch ein gesundes Selbstwertgefühl braucht, um an seinen Eigenschaften arbeiten zu können und sie zu verbessern. 

Die Natur des Menschen ist, dass er Fortschritt und Erfolg braucht, um daraus die nötige Kraft und Motivation zu schöpfen. Wenn er keinen klaren Überblick über seinen Fortschritt hat, dann wird ihm die zukünftige Entwicklung viel schwerer fallen und es besteht die Gefahr, dass er aufgeben wird. 

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Mosche ist das Musterbeispiel eines Menschen, welcher sich sein hohes Niveau durch harte Arbeit erkämpft hat. Er wurde nicht als perfekter Mensch geboren, welcher mit G´tt von Angesicht zu Angesicht (im übertragenen Sinne, denn G´tt hat kein Angesicht siehe Bamidbar Kap.12, Vers 8 Raschi) sprechen wird, sondern er stieg ein Level nach dem anderen, bis er sein hohes Level erreichte. Wenn er sich ständig unterschätzt hätte, dann hätte er niemals das geschafft, was er letztendlich geschafft hat. 

Was ist also wahre Bescheidenheit?

Rabbi Yechezkel Abramski (1886-1976) war eine zeitlang der Av Bet Din (Oberhaupt des jüdischen Gerichts) in London. Aufgrund der Streitigkeit eines Gemeindemitglieds wurde er ins staatliche Gericht vorgeladen, um als Zeuge auszusagen. Der Richter stellte ihn als Zeugen vor und fragte ihn, ob es stimme, dass er die größte Tora-Persönlichkeit auf dem europäischen Kontinent sei.

Zu seiner großen Verwunderung bejahte Rabbi Abramski diese Frage ohne zu zögern. Der Richter entschuldigte sich und fragte: “Bei allem Respekt, Herr Rabbiner, aber wo ist Ihre Bescheidenheit?”      

Daraufhin erklärte Rabbi Yechezkel Abramski, dass Bescheidenheit nicht bedeutet, sich zu unterschätzen und zu erniedrigen. 

Ein bescheidener Mensch kennt sein Niveau und ist sich seiner Fähigkeiten bewusst, aber er überschätzt sich nicht. Bescheidenheit ist die Balance zwischen gesundem Selbstbewusstsein und der Anerkennung der eigenen Schwächen und Unvollkommenheiten.

Mosche war der bescheidenste Mensch auf der ganzen Welt und das bedeutet, dass er genau wusste, wer er ist und zu was er fähig ist, aber keinen Millimeter mehr. 

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