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GEFUNDENE GEGENSTÄNDE – Parascha Ki Teze

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GEFUNDENE GEGENSTÄNDE – Parascha Ki Teze

Die Thora regelt die Rückgabe verlorener Gegenstände. Der Talmud (B.T. Ta’anit 25a) erzählt in diesem Zusammenhang, dass jemand „einst am Haus von Rabbi Chanina ben Dosa entlang ging und dort einige Hühner verlor, die durch die Frau von Rabbi Chanina gefunden wurden. Rabbi Chanina sprach darauf zu seiner Frau: „iss nicht von deren Eiern“. Die Eier wurden ausgebrütet und erzeugten neue Küken, was viel Umstand erbrachte. Rabbi Chanina verkaufte die Küken und kaufte für den Erlös einige Ziegen. Als der Mann, der die Hühner verloren hatte, wieder mal vorbei kam, sprach er zu seinem Freund: „hier habe ich meine Hühner liegen lassen“. Rabbi Chanina hörte, was die Männer zu einander sagten und sprach zum Verlierer: „hast Du ein Erkennungsmerkmal, mit dem Du die Hühner beschreiben kannst“? Das hatte der Mann und Rabbi Chanina gab ihm seine Ziegen zurück.

Der Midrasch erzählt über Rabbi Pinchas ben Jaír, dass Leute etwas Gerste bei ihm hatten liegen lassen und weggezogen waren. Rabbi Pinchas ben Jaír säte die Gerste aus, erntete sie und verbrachte sie in die Getreidespeicher. Nach sieben Jahren kamen die Männer zurück, um ihre Gerste zurück zu verlangen. Als Rabbi Pinchas ben Jaír sie erkannte, sprach er zu ihnen: „nehmet Eure Getreidespeicher mit“ (D.R. 3:5).

Die Welt würde ein Stück besser aussehen, wenn jeder verlorene Gegenstände zurückgeben würde. Es ist leider heutzutage allzu oft so, dass wir überhaupt keine Hoffnung mehr haben, dass jemand es jemals zurück geben wird. Niemand ist mehr bereit, in der Zeitung eine Anzeige auf zu geben, dass er einen verlorenen Gegenstand gefunden hat. Weshalb sollte man? Wenn niemand sich meldet, wer wird dann die Kosten der Anzeige bezahlen? Wenn Du eine Geldbörse mit Geld verlierst, kannst Du fast immer davon ausgehen, dass Du sie niemals wieder zurück bekommst. Ob es uns passt oder nicht, viele haben das Empfinden, dass wir auf alles, was wir besitzen, besser aufpassen sollten. Sobald es aus unserem Blickfeld verschwindet, wird voraussichtlich jemand anders es dann haben.

eine Gesellschaft ohne Habsucht

Stell Dir eine Welt vor, in der niemand befürchtet, seine Eigentümer zu verlieren, eine Welt, in der der Besitz und der Verdruss über Verlust genau so wichtig sind, wie unser eigenes Eigentum. Dieses ist die Absicht der Thora: eine Gesellschaft zu schaffen, in der die Rückgabe von verlorenen Gegenständen an den rechtmäßigen Eigentümer die größte Mitzwa ist. Eine Welt, in der sich niemand unrechtmäßig Dinge einverleiben möchte. In solch einer Welt können wir beruhigt und sicher umher laufen. Unser Portemonnaie in unserer Tasche brauchen wir nicht mehr aus Angst vor Verlust zu sichern. Die Thora möchte eine Gesellschaft ohne Habsucht.

Esel Deines Feindes

Der Midrasch leitet eine Anzahl interessanter Prinzipien aus unserem Text ab. An erster Stelle bezieht sich das Wort „Bruder“ aus Dewarim 22-1:3 auch auf jemands Feind. Sonst würde die Thora uns nicht ausdrücklich erzählt haben, dass „wenn Du dem verirrten Ochsen oder Esel Deines Feindes begegnest, Du diese ihn zurück geben sollst“ (Schemot 23:4). Die Thora verdeutlicht durch ihre Wortwahl, dass selbst unsere Feinde als unsere Brüder betrachtet werden.

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Pflicht dem rechtmäßigen Eigentümer zurück zu geben

Außerdem sollte man nicht warten, bis der Eigentümer auf den ehrlichen Finder zugeht, sondern man ist verpflichtet – indem das möglich ist – den gefundenen Gegenstand dem rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben, solange dieses nicht zu viel Geld kostet. Nur wenn es unmöglich ist, zu beweisen, dass der verlorene Gegenstand  sein Eigentum ist – wie das zum Beispiel  meistens der Fall bei verlorenen Geldscheinen auf der Straße ist – dürfen wir davon ausgehen, dass derjenige, der den Verlust erlitten hat, jede Hoffnung auf eine Rückgabe aufgegeben hat, sodass wir entscheiden dürfen, dass es zu Eigentum des Finders wird.

dem ehrlichen Finder eine Belohnung bezahlen?

Verlangt die Thora, dass der Eigentümer dem ehrlichen Finder eine Belohnung zahlt? Eigentlich nicht! Die Rückgabe verlorener Gegenstände ist ein Gebot aus der Thora, das im Grunde genommen identisch ist mit dem Dawwenen morgens und abends oder dem Verbot, Trejfe zu essen. Wenn wir ein Portemonnaie mit dem Namen des Eigentümers darin finden, würde die Nichtrückgabe eine Verfehlung gegen das Gebot: „Du sollst es zurück geben“ und gegen das achte Verbot aus den Zehn Geboten: „Du sollst nicht stehlen“ sein.

bis der Eigentümer uns aufgespürt hat

Um einen verlorenen Gegenstand zurückzugeben, ist  Einsatz erforderlich. Du musst Dich bücken, um ihn auf zu heben. Obwohl Du vielleicht zu einer Verabredung unterwegs bist, würde nicht anhalten, um ihn auf zu heben, eine Verfehlung gegen das Gebot: „gib ihn zurück“ und gegen das Verbot: „Du darfst Dich dem nicht entziehen“ (22:3) bedeuten. Wir haben den Gegenstand so lange bei uns auf zu heben, bis der Eigentümer uns aufgespürt hat oder wir ihn gefunden haben.

Sorge tragen, dass die verlorenen Gegenstände in Ordnung bleiben

Zu Zeiten des Tempels würde der Fund während EINER der drei Regalim (Pilgerfeste) ausgerufen worden sein, als die Juden in Jerusalem zusammen kamen. Wir brauchen keinen Verlust zu erleiden, indem wir auf einen verlorenen Gegenstand aufpassen und wir dürfen den Verlierenden die Kosten erstatten lassen, aber wir müssen wohl dafür Sorge tragen, dass die verlorenen Gegenstände in Ordnung bleiben. Wir haben also keine „carte blanche“, also keinen „blanko Scheck“, um es für uns selber zu verwenden. Wenn wir Juwelen finden, dürfen wir diese nicht selber tragen. Das einzige, was wir damit machen dürfen, sind Schritte zu unternehmen, die zum Erhalt des Objektes dienen.

Verbesserung der Gesellschaft

Gibt es heutzutage derartige fromme Menschen noch immer, die ihr Bestes tun, um alle verlorenen Gegenstände zurückzugeben? In Israel und in Amerika gibt es Tageszeitungen, die für Anzeigen über verlorene Gegenstände keine Kosten berechnen. Die Gegenstände, die dort aufgeführt werden, betreffen nicht nur Gebetbücher oder Teffilinbeutel. Oft sind es Portemonnaies oder prachtvolle Juwele.  Vielleicht gibt es tatsächlich Menschen, wie Rabbi Chanina oder Rabbi Pinchas ben Jaír. Denn wenn Verlierer sich darauf verlassen können, dass sie ihre verlorenen Gegenstände wieder zurück erhalten, haben sie tatsächlich zu einer bedeutenden Verbesserung der Gesellschaft beigetragen.

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