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HINTERGRÜNDE DER BRIT-MILAH – BESCHNEIDUNG

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HINTERGRÜNDE DER BRIT-MILAH – BESCHNEIDUNG

In letzter Zeit wird viel über die Brit-Milah gesprochen. Wir sollten gemeinsam versuchen, die Hintergründe dieser besonderen Mitzwa (Gebot) zu finden, welche nunmal identitätsstiftend ist. Obwohl wir oft sehr assimiliert sind, wird die Brit-Milah glücklicherweise noch in besonders vielen Kreisen respektiert.

Es ist immer vernünftig zu den Wurzeln zurückzukehren. In der Thora wird bereits sehr früh darüber gesprochen. Ich lese mit Ihnen Bereschit/Genesis 17:9: „ G“tt sprach zu Awraham: „Und was Dich betrifft, halte Dich an Meinen Bund, Du und Deine Nachfahren in allen ihren kommenden Geschlechtern“. Aus diesem Thora-Text geht deutlich hervor, dass die Beschneidung eine religiöse Handlung und keine medizinische Vorgehensweise ist. Und es ist ja auch nicht so, dass dieser Bund nur Avraham und seinen Kindern auferlegt wird. Er gilt für alle Generationen. Nirgendwo wird uns etwas über hygienische Gründe erzählt. Das kann also nicht der (einzige) Grund für diese Vorschrift sein.

KEINE BESCHNEIDUNG VON MÄDCHEN

„Dieses in Mein Bund zwischen Mir und Euch und Euren Nachfahren, an dem Ihr Euch zu halten habet: Beschnitten wird bei Euch alles, das männlichen Geschlechtes ist.“ (17:10).

In den fünf Sätzen zwischen 17:9 bis 17:14 wird drei Mal betont, dass nur Jungen beschnitten werden müssen. Hieraus können wir mit eindeutiger Sicherheit entnehmen, dass es absolut nicht die Absicht sei, dass Mädchen beschnitten werden. Der Talmud besagt über die Frauen, dass diese bereits „als beschnitten gelten“. Eine besondere Brit Milah für Frauen ist also absolut unnötig und strikt verboten.

VERSCHIEDENE ZIELSETZUNGEN

Es kann auch nicht bei einer symbolischen Handlung bleiben, wie diese schon mal erwähnt wird. Es steht (17:11) immer deutlich: „Ihr müsset die Vorhaut Eueres Körpers beschneiden und dieses wird das Zeichen des Bundes zwischen Mir und Dir sein.“ Die Beschneidung von Jungen ist absolut nicht mit der Mädchenbeschneidung zu vergleichen. Die Mädchenbeschneidung dient dazu, körperlichen Genuss zu unterdrücken. Die Beschneidung der Jungens ist als Zeichen des Bundes zwischen G“tt und dem Jüdischen Volk gemeint und vermindert nicht das Lustgefühl.

ZURÜCKSTELLEN BIS ZUR ERWACHSENWERDUNG?

(17:12): „Alle Jungens, die acht Tage alt sind, sollen bei Euch und bei Euren kommenden Geschlechtern beschnitten werden“. Viele stellen die Frage, ob wir nicht mit der Brith Milah warten können, bis das Kind erwachsen ist und dieses dann selbständig entscheiden kann. Es wäre hartherzig, die Beschneidung so lange auszusetzen, bis das Kind bewusst dem Schmerz hiervon ausgesetzt sein würde. Ausserdem ist der Gerinnungsgrad des Blutes am achten Tag am Höchsten. Wenn selbst die Eltern beschuldigt werden, die Rechte des Kindes zu missachten, ist es hier eine Angelegenheit von Grundrechten. Einerseits handelt es sich um die Glaubensfreiheit der Eltern.

Andererseits handelt es sich um das Grundrecht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit. Bei einem Konflikt zwischen Grundrechten erfolgt immer eine Abwägung.

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Der größte gemeinsame Nenner der Grundrechte lautet, dass das Lebensglück des (westlichen) Menschen soviel wie möglich geschützt werden soll. Wenn ein Kind im jüdischen Umfeld geboren wird, dürfen die Eltern und der Mohel (Beschneider) zuversichtlich annehmen, dass das langjährige (körperliche) Glück des Kindes, das sich in seiner Gesellschaft, ohne Beschneidung, unbehaglich fühlen würde, gegen den sehr kurzzeitigen körperlichen Schmerz der Beschneidung aufwiegen wird.

SELBSTBESTIMMUNGSRECHT

Das Selbstbestimmungsrecht des Neugeborenen gegenüber der elterlichen Macht ist in der Tat eine dringende Frage, die allerdings schon sehr früh beginnt. Sobald die künftigen Eltern über die Frage entschieden haben, dass das Kind kein Selbstbestimmungsrecht über die Frage hat, ob es leben möchte – es wird ohne seiner oder ihrer Zustimmung in die Welt gesetzt – müssen wir uns auch nicht mit der darauffolgenden Bescheidung schwer tun, die sicherlich nicht schädlich ist. Die Beschneidung ist nur eine religiöse Handlung, obwohl hiermit positive präventive Folgen verbunden sind. Deshalb hat die Oberhoheit auch keine Notwendigkeit gesehen, einen gesonderten Status über nicht-medizinische Beschneidungen ins Gesetz auf zu nehmen. Davon ausgehend, dass der Eingriff durch kundige, ausgebildete Beschneider erfolgt, ist die Beschneidung ein Vorgang, dessen Risiko sehr gering und die Chance auf bleibenden Schaden zu vernachlässigen ist. Die am meisten bekannten Komplikationen sind örtliche Infektionen des Wundgebietes und Blutung, die übrigens bei weit unter 1 Prozent vor kommen und sehr einfach zu behandeln sind.

MEDIZINISCH UND SPIRITUELL GEHEN HAND IN HAND

Die Brith-Milah bedeutet auch eine Symbolfunktion. Genau so, wie wir uns körperlich vervollständigen müssen, müssen wir uns auch in spiritueller Sicht durchgehend verbessern. Die Beschneidung ist ein religiöses Ereignis. Dennoch ist das Zusammenspiel zwischen Körper und Geist feststellbar. Inzwischen ist überzeugend dargelegt, dass die Brith-Milah präventiven Vorteile hat. Es würde hier zu weit führen, inhaltlich auf die medizinischen Seiten der Beschneidung einzugehen, aber immerhin bestätigt es einen logischen Aspekt. Wenn G“tt, der alles – sowohl Körper wie Geist – erschuf, eine Mitzwa auferlegt, ist es undenkbar, dass diese Mitzwa nicht auch in anderer Hinsicht eine heilsame Wirkung hat. Körper und Geist arbeiten zusammen. Der achte Tag ist übrigens der Augenblick, an dem die Gerinnung des Blutes optimal erfolgt und eine Genesung so schnell wie möglich stattfindet. Die Beschneidung findet am achten Tag statt, da es zeigt, dass es sich um einen überzeitlichen Bund mit dem Allmächtigen handelt. Sieben ist die Zahl der Woche, der irdischen Geschehnisse. Acht übersteigt das einigermaßen.

MEDIZINISCHER HINTERGRUND

Obwohl die Beschneidung als ein religiöses Geschehen gedacht ist, ist es aufklärend, auf den Leitartikel der tonangebenden medizinischen Zeitschrift THE NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE (24. April 1977, Seite 1244) zu verweisen. Dort wird berichtet, dass sechzig bis neunzig Prozent der Neugeborenen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika beschnitten werden. Seit 1985 gibt es – laut diesem Beitrag – viele Studien, die auf die medizinischen Vorteile der Beschneidung hinweisen. Eventuell später auftretender Phimosis ( schmerzhafte Verengung der Vorhaut) wird durch diesen Eingriff vorgebeugt, sowie Entzündungen der Eichel, welche zu sehr schmerzlichen Vernarbungen führen.

Weiterhin ist angedeutet, dass oft wiederkehrende Harnwegsinfektionen, mit der Folge der möglichen Schädigung der Nieren bei unbeschnittenen Jungen, zwölf Mal so oft vorkommen wie bei beschnittenen Jungen. Die Gefahr, Genital-Krebs im fortgeschrittenen Alter zu bekommen, liegt bei unbeschnittenen Männern ungefähr bei 1/500, während bei beschnittenen Männern diese auf 1/50000 bis 1/12000000 verringert ist..

In den Vereinigten Staaten sind über eine Zeitspanne von fünfundvierzig Jahren vier Todesfälle als Folge der Beschneidung gemeldet. Während dieser Periode starben elftausend unbeschnittene Männer an Krebs im Genital-Bereich. Gebärmutterhalskrebs kommt bei Frauen von unbeschnittenen männlichen Partnern öfters vor. Fast alle sexuell übertragbaren Krankheiten, einschliesslich HIV-Infektion (die Verursacher von Aids), treten mehr bei Männern auf, die nicht beschnitten sind. Obwohl die religiöse Beschneidung kein vordergründiges therapeutisches Ziel hat, sind jedoch hiermit schon viele präventive Vorteile verbunden.

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