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BESTEHT DIE SEDERPLATTE NICHT AUS SICH WIDERSPRECHENDE SYMBOLE?

BESTEHT DIE SEDERPLATTE NICHT AUS SICH WIDERSPRECHENDE SYMBOLE?
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Wenn wir die Haggada aufschlagen fällt unser Augenmerk sofort auf den Sederteller. Drei Mazzot, Kohen, Levi und Jisraejl, liegen übereinander unter Karpas (Petersilie oder ein Radieschen) und mej melach (Salzwasser), Sero’a und Bejza, der Knochen und das Ei, Maror, Bitterkraut und Charosset Äpfel und Wein, die den Ton Ägyptens symbolisieren (Charosset ist eine Mischung von Rosinen, Mandeln, Äpfeln, feingemahlenen Nüssen, mit Wein und Zimt zu einer Paste verrührt).

Der Sederteller: sich widersprechende Symbole !

Pessach ist das Fest der Spiritualität. Gegensätzliche Ideen können nebeneinander existieren. Unser Sedertisch ist voll von ihnen. Symbole von Freiheit und Sklaverei liegen nebeneinander auf einem Tisch. Wir essen trockene Mazza, Brot von Sklaven, und bittere Kräuter zur Erinnerung an unsere Unterdrückung. Dennoch lehnen wir und tunken wir Appetithappen ein als Zeichen von Freiheit und Vornehmheit.

Wie können wir diese Widersprüchlichkeiten miteinander vereinen? Wir brauchen nicht alle Konflikte in Einklang zu bringen. Unser Freiheitsbegriff unterscheidet sich von dem, was man normalerweise darunter versteht. In modernen Anschauungen setzt man ‚echte‘ Freiheit gleich mit einem Zustand totaler Harmonie und völliger Abwesenheit von Unmut und Streit. Dieser Zustand der ewigen Harmonie gibt es im realen Leben nicht. Das Jüdische Konzept von Freiheit beinhaltet, dass man sowohl mit Widrigkeiten lebt als auch mit der Fähigkeit, dennoch, trotz aller Konflikte, das Heil zu finden.

Diese Mazzot sind sowohl:

1) ‘lechem onni oder lachma anja’ – Brot des Elends,

als auch:

2) ‘lechem scheonim alav dwarim harbé – Brot, über das wir vieles zu erzählen haben. Die ganze Sederabend sprechen wir über Befreiung.

Darum geht es! Pessach kascher vesameach – Chag sameach – ein fröhliches Pessach

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Written by Dajan Raphael Evers

Oberrabbiner von Düsseldorf /Dajan des Europäischen Beit Din's

Bekannt für seine enzyklopädischen Kenntnisse in fast allen Bereichen des Judentums. Ist ein Mitglied in CER (Konferenz der europäischen Rabbiner) sowie im europäischen Beit Din.

Hat mehrere Bücher geschrieben. Darunter: „Talmudisches Denken“, „Die Echte Torah“, „Schaatnes Gesetze“.

Im Moment widmet sich dem Ziel das jüdische Leben in Düsseldorf wieder aufzubauen.

Sprachen: Holländisch, Yiddisch, Hebräisch, Englisch, Deutsch

(Foto gemacht von: J. Feldmann)

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