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Anstrengung VS. Erfolg – Parascha Pinchas

Was wird im Judentum mehr geschätzt, die Anstrengung oder der Erfolg?
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Moshe Rabbenu bittet Hashem einen Nachfolger zu ernennen, welcher ihn nach seinem Tod ablösen wird. Moshe Rabbenu hoffte, erklärt Raschi, dass einer seiner Söhne seinen Posten erben wird, doch Hashem teilte ihm mit, dass Yehosha Bin Nun der Auserwählte ist. Der Medrash (Bamidbar Rabba 21,14) begründet diese Wahl, weil Yehoshua Bin Nun nicht aus dem Zelt seines Lehrers wich und es an der Zeit ist, dafür belohnt zu werden.

Es ist offensichtlich, dass Moshe Rabbenu nicht an seiner eigenen Ehre interessiert war und nicht aus diesem Grund seine Söhne im Sinn hatte. Wahrscheinlich waren sie große Weisen und gelehrter als Yehoshua und deswegen dachte Moshe, dass sie eher dafür geeignet sind. Auch Hashem in seiner Antwort sagt nicht, dass sie es nicht seien, sondern nur, dass Yehoshua es mehr verdient, weil er mehr Zeit fürs Lernen investiert hat und beständiger in seinem Lernen war.

Es stellt sich die Frage, warum Yehoshua letztlich auserwählt wurde, obwohl Moshes Söhne ihn übertrafen, nur aus dem Grund, dass er sich Mühe gab?

Die Antwort auf diese Frage ist, dass im Judentum die Mühe und Anstrengung mehr gewertet wird als Erfolg, mit der einfachen Begründung, dass der Erfolg von Hashem kommt und das Einzige was vom Menschen erwartet wird, ist sich Mühe zu geben. Wenn man zwei Menschen vergleicht, der eine von Natur aus ohne besondere Versuchungen und der andere mit, doch er arbeitet daran und versucht dem zu widerstehen, wird der Zweite in der kommenden Welt höher bewertet, sogar, wenn er Ausrutscher hatte und der Erste de facto „gerechter“ ist.

Rav Dessler erklärt mit diesem Prinzip eine schwierige Passage im Talmud (Baba Basra 9.). Dort wird von einem Weisen erzählt, welcher auf diese Welt zurückkam, nachdem er schon in der nächsten Welt gewesen ist. Auf die Frage, was er in der nächsten Welt gesehen hat, antwortete er, dass dort alles umgekehrt ist und diejenigen, welche in dieser Welt „oben“ sind, sind dort „unten“ und diejenigen, welche hier „unten“ sind, sind dort „oben“. Es gibt viele Erklärungen dieser interessanten Passage, aber Rav Dessler erklärt, dass auf dieser Welt Erfolg wichtiger ist als die Kräfte, welche eingesetzt wurden und nur erfolgreiche Menschen respektiert werden, aber dort ist es genau umgekehrt, dass diejenigen respektiert werden, welche sich am stärksten angestrengt haben.

Deswegen war es Yehoshua, welcher diesen Posten bekam, weil er Zeit und Mühe investiere, obwohl ihm Moshes Söhne im Wissen überlegen waren, denn um der Anführer des jüdischen Volkes zu sein braucht man Hashems Hilfe und so ein Mensch wird letztlich Weisheit und alles andere bekommen, was er dazu benötigt.

Daraus lernen wir, dass es sinnlos ist, jemanden um seine Intelligenz oder seinen Scharfsinn zu beneiden, denn er hat nichts dafür getan und verdient demnach keine Belohnung dafür und das Einzige was zählt, ist das, was man alleine geschafft hat.

 

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Written by Rav Dovid Gernetz

Der Autor wurde in Dnepropetrowsk, Ukraine geboren und ist in Berlin, Deutschland aufgewachsen. Er studierte zwei Jahre in einer Yeshiva in Zürich, Schweiz und anschließend zwei Jahre in einer Yeshiva in Gateshead, England. Seit seiner Hochzeit lebt er in Telz Stone in Israel.
Der Autor ist Vertreter von Imrey Deutschland e.V und verantwortlich für diese Website. Außerdem gibt er wöchentlich den Judentum.Online-Newsletter heraus und veröffentlicht zahlreiche Beiträge zu Themen rund ums Judentum.

Sprachen: Russisch, Deutsch, Englisch, Hebräisch

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