Sofort nach dem traurigen Ereignis des Todes der beiden Söhne des Hohepriesters Aharon ergeht ein Verbot hochprozentiger Spirituosen im Tempel, dem Bejt Hamikdasch: „Wein oder berauschende Getränke sollt Ihr nicht trinken, Du und mit Dir Deine Söhne, wenn Du das Zelt der Zusammenkunft betrittst – eine Anordnung für Deine Nachkommen – und um zwischen dem Geweihten und dem Ungeweihten, zwischen dem Unreinen und dem Reinen zu unterscheiden“ (Lev. 10:9).
Zuviel Wein zu trinken, ist keine gute Angelegenheit. Jedoch darf man anlässlich sieben Anlässe wohl Wein trinken. Diese befinden sich alle im erwähnten Passuk (Vers) angedeutet:
1. anlässlich einer Hochzeit (Du und Deine Kinder)
2. bei einer Einweihung eines neuen Hauses (wenn Du das Zelt der Zusammenkunft betrittst)
3. bei einer Dankesmahlzeit nach einer Errettung (damit Ihr nicht sterben sollt)
4. bei einer Beschneidung (ist auch eine ewige Anordnung)
5. bei Kiddusch und Hawdala (um zwischen Heilig und Ungeweiht zu unterscheiden)
6. während Purim (zwischen Heilig (Mordechai) und ungeweiht (Haman)
7. bei einem Sijum, der Beendigung eines Traktates „Lernen“ (um zu unterrichten).
Innere Motivation erforderlich
Der Aussage dieses Passuks folgend, vermerkt der Midrasch Rabba (12:3): “Die Anordungen von G“tt sind gerecht, sie erfreuen das Herz“ (Psalmen 19:9). Welche Verbindung hat das Verbot für die Kohanim (Priester), während des Tempeldienstes Wein zu trinken und dem Vers aus den Tehillim (Psalmen), der uns erzählt, dass die Gebote von G“tt uns erfreuen?
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Rabbi Simcha Bunim aus Psischa vermerkt folgenden Bezug: ein Kohen soll (oder muss) den Dienst im Tempel mit Begeisterung und Simcha (Freude) vollziehen. Eigentlich ist es komisch, dass sich die Kohanim beim Dienst kein „Gläschen einverleiben“ sollten dürfen. Hochprozentige Getränke verursachen Freude: „Wein erfreut das Herz des Menschen“ (Psalmen 104:15). Vielleicht hätten wir Wein als verpflichtend im Tempel anordnen sollen!
Aber es besteht ein Unterschied zwischen Freude, durch externe Umstände erfolgt (wie Getränk) und Freude, die aus uns selber heraus entsteht, da wir im Leben und im G“ttesdienst Erfüllung empfinden. Die Freude in unserer Religion soll aus uns selber kommen, von innen „empor Sprudeln“. Deshalb durften die Kohanim nicht betrunken und schikker im Tempel erscheinen. Das würde bedeuten, dass sie beim Dienst zu wenig innere Motivation haben würden. Auch dieses ist eine Art fremden Feuers.
Parlamentarische Sprache: die Psychologie der Wortwahl
Am Ende des Eröffnungsverses steht „und um zwischen dem Geweihten und dem Ungeweihten zu unterscheiden, zwischen Unrein und Rein, und um die Bnej Jisraejl zu unterrichten“. Im Talmud kommt eine Episode über zwei Schüler von Hillejl dem Älteren vor.
Der eine fragte Hillejl, weshalb Trauben wohl in reinen Körben untergebracht werden sollten und weshalb Oliven nicht in reinen Behältern gepflückt werden mussten. Der andere Schüler stellte die selber Frage jedoch in einer etwas anderen Wortwahl: „Weshalb sollten die Trauben in reinen Behältern und die Oliven in unreinen Körben hinein getan werden?“.
Hillejl war ein kundiger Psychologe. Er achtete auf die Wortwahl eines jeden Menschen. Er fand die Formulierung des ersten Schüler passend, aber die Wortwahl des Zweiten unpassend, da er das Wort Tamej (unrein) verwendete. Aus dem Sprachgebrauch seiner Unterstellten fand er heraus, welche ihre Fähigkeiten waren. Er sprach über seinen ersten Schüler: „Ich bin mir sicher, dass er irgendwann noch ein großer Rabbiner werden wird“. Und so war es auch. Der erste Schüler wurde der berühmte Rabbi Jochanan ben Sakkai (B.T. Pessachim 3b).
Rabbi Elijahu aus Wilna besagt anlässlich dieses Tamudischen Geschehens, dass dieses die Bedeutung des letzten Versteiles sei. Derjenige, der auf richtige Art und Weise zwischen Rein und Unrein den Unterschied machen kann und darauf achtet, immer anständige und höfliche Sprache zu verwenden, der wird die Leitung auf religiösem Gebiet übernehmen können. Ungebührender Sprachgebrauch deutet auf eine verkehrte Einstellung, auf ein fremdes Feuer.
Bekiso, bekoso uwekaso
Dieser Gedanke befindet sich auch in einer Aussage von Rabbi Ila’i angedeutet: „ Auf drei Arten lässt sich der Mensch erkennen: über sein Portmonnej, wie er trinkt und in seiner Wut“. Wenn jemand zu viel trinkt, deutet das auf einen Mangel an Selbstkontrolle und Selbstdisziplin. Er hat persönliche Probleme und kann diese nicht auf eine annehmbare Weise lösen. Auch über die Art, wie jemand Geschäfte macht, kann man viel über seine/ihre Persönlichkeit erfahren. Ist er vollkommen ehrlich oder versucht er, andere zu benachteiligen? Spendet er genügend für wohltätige Zwecke oder kann er es nicht über sein Herz bringen, sein sauer verdientes Geld mit den Armen zu teilen?
mit einem Götzendiener verglichen
Jemand, der ungezügelte Wutanfälle hat, wird durch die Weisen mit einem Götzendiener verglichen, da sein finsteres Temperament – wie ein fremdes Feuer – ihn vollkommen beherrscht. Ein wahrlich frommer Mensch wird nie wirklich böse, da er versteht, dass alles, was ihn auf seinem Weg begegnet – Gut oder Böse – von G“tt her kommt.