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DIE HALBEN MASSE DER LADE – Parascha Teruma

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DIE HALBEN MASSE DER LADE – Parascha Teruma

“Sie sollen eine Lade von Schittim-Holz machen, zwei Ellen und eine halbe ihre Länge, eine Elle und eine halbe ihre Breite und eine Elle und eine halbe ihre Höhe.”

(Schmot 25:10)

Unter der scheinbar profanen Beschreibung der Gefäße des Mischkans (Tabernakels) finden die Kommentare eine große Symbolik und Tiefe in den Details seiner Konstruktion. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist der Aron HaKodesch (die heilige Lade): Von allen Gefäßen im Mischkan sind nur die Maße des Aron Hakodesch unvollständige Zahlen – zweieinhalb bzw. eineinhalb Ellen. Wir wissen, dass alle Gefäße verschiedene Aspekte von Avodas HaSchem (G-ttes Dienst) repräsentieren und dass der Aron (die Lade) die Tora und insbesondere das Lernen der Tora repräsentiert. Eine Reihe von Kommentatoren schreiben, dass die halben Maße uns die richtige Einstellung für jemanden lehren, der Tora lernt: Er sollte das Gefühl haben, dass er in seinem Torawissen unvollständig ist und sich niemals zufrieden fühlen, dass er “genug” Tora weiß. (siehe 2. unten)

Es gibt eine Reihe von Anwendungen für dieses Prinzip: Maran HaRav Aryeh Yehuda Leib Shteinman, Schlit’a, schreibt, dass jeder Mensch Hilfe von seinen Mitmenschen braucht, um in eigenem Tora-Lernen zu wachsen, sogar von Menschen, die auf dem gleichen oder einem niedrigeren Niveau sind als man selbst, wie es in der Gemara gelehrt wird: “Ich habe viel von meinen Lehrern gelernt, und noch mehr von meinen Freunden, und am meisten von meinen Schülern.” (siehe 3. unten) Dies lehrt uns, dass man nicht in Isolation lernen kann, indem man sich allein auf Sefarim (Bücher) verlässt. Vielmehr ermöglicht das Geben und Nehmen mit anderen einer Person, andere Sichtweisen auf ein Tora-Thema als die eigene zu sehen, und ermöglicht es ihr, eine viel breitere Perspektive zu erlangen.

Ein zweiter Aspekt des Gedankens, dass eine Person unvollständig in ihrer Tora-Lernen ist, ist, dass egal, für wie gelehrt sich eine Person hält (sogar in einem bestimmten Bereich), sie das Gefühl behalten muss, dass es so viel mehr zu wissen gibt, und selbst wenn sie denkt, dass sie ein vollständiges Verständnis einer Sugya (Thema) hat, kann das zusätzliche Wiederholen sie auf eine ganz neue Ebene des Verständnisses bringen. Das ist vielleicht ein Verständnis der Gemara, die besagt, dass es keinen Vergleich gibt zwischen einer Person, die eine Sugya hundertmal durchgesehen hat, und einer, die sie einhunderteinmal durchgesehen hat. In diesem Sinne hat der große Gaon von Vilna zt’l jedes Mal, wenn er eine Mesechta (Traktat) der Gemara durchgesehen hat, zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen.

Das ist auch der Grund, warum ein Toragelehrter als Talmid Chacham bezeichnet wird, was wörtlich bedeutet, dass er ein weiser Schüler ist. (siehe 4. unten) Dies zeigt, dass, egal wie viel Tora ein Mensch gelernt hat, er sich immer noch als Schüler betrachten sollte, der noch mehr zu lernen hat. Diese Herangehensweise ist einer Sichtweise fremd, die nicht in der Tora verankert ist – ein Talmid Chacham wurde zum Rabbiner einer Schul (Synagoge) von ungelehrten Männern, und sie bemerkten, dass er ständig lernte, wenn er nicht mit seinen rabbinischen Pflichten beschäftigt war. Das beunruhigte sie, weil sie dachten, dass er ein gelehrter Mann war, aber die Tatsache, dass er weiter lernte, bewies ihnen, dass er nicht so wissend sein konnte, denn wenn er es war, warum musste er dann so viel lernen!

Ein Gadol (ein großer Weise), der die Haltung verkörperte, sich in der Tora unzulänglich zu fühlen, trotz seines allumfassenden Wissens über alle Aspekte der Tora, war Rav Ovadia Yosef zt”l . Es ist bekannt, dass er auch während seines Lebens in jedem verfügbaren Moment lernte. Bei einer Gelegenheit wurde er gebeten, mit dem Lernen für eine bestimmte Angelegenheit aufzuhören, die er nicht als wichtig genug erachtete, um sein Sefer (Buch) zu schließen. Er fragte rhetorisch und in aller Ernsthaftigkeit etwas in der Art von: “Soll ich etwa mein ganzes Leben lang ein Am Ha’aretz (Ungelernter) bleiben?” Wenn Rav Ovadia diese Einstellung hatte, dann muss der Rest von uns umso mehr die gleiche Geisteshaltung entwickeln.

Eine letzte Anwendung dieses Gedankens ist, dass eine Person niemals das Gefühl haben sollte, dass sie mit ihrer Ansicht zu einem bestimmten Thema völlig richtig liegt, und zwar in dem Maße, dass sie nicht bereit ist, widersprüchliche Meinungen oder Fragen zu ihrem Ansatz zu hören. Vielmehr sollte man bereit sein, in Betracht zu ziehen, dass man möglicherweise falsch liegt und dies zuzugeben, wenn die Beweise die gegenteilige Meinung stützen. Dies ist äußerst schwierig, da es ein hohes Maß an Demut erfordert, eine widersprüchliche Sichtweise eines Themas in Betracht zu ziehen, und noch mehr, den Fehler des eigenen durchdachten Ansatzes tatsächlich zuzugeben. Doch die Verpflichtung, dies zu tun, wird in der folgenden Gemara deutlich demonstriert:

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Der Tanna, Shimon HaAmsoni, pflegte jedes Wort ‘es’/’et’ (ein von den Artikeln in Hebräischen) in der Tora so zu erklären, dass es eine sekundäre Bedeutung für das erwähnte Objekt hat. (siehe 5. unten) Zum Beispiel gibt es in der Mizwa (in dem Gebot), die Eltern zu ehren, ein ‘et’, von dem er die Einbeziehung älterer Geschwister ableitete, und folglich muss eine Person sowohl ihre älteren Geschwister als auch ihre Eltern ehren. Als er jedoch zu dem Vers “Et Haschem Elokecha tira” (Fürchte HaSchem (G-tt), deinen G-tt) kam, war er nicht in der Lage, einen zweiten Empfänger für die Furcht zu finden, die wir für HaSchem empfinden müssen. Seine Schüler fragten ihn: “Was wird aus all den Fällen, in denen Sie das Wort ‘et’ erklärt haben?” Er antwortete: “So wie ich für das Erklären belohnt worden bin, so werde ich jetzt für das Weglassen belohnt werden.” Daraufhin kam Rabbi Akiva und lehrte, dass das ‘et’ in diesem Vers uns lehrt, dass der Mensch G-tt und auch die Toragelehrten fürchten muss. Der Alter von Kelm weist auf die Größe des Tanna Schimon hin, der nicht zögerte, die Theorie aufzugeben, die er sein Leben lang vertreten und entwickelt hatte, als er das Gefühl hatte, dass er sie nicht mehr rechtfertigen konnte. Darüber hinaus lehrte er seine Schüler eine unbezahlbare Lektion – dass das Aufgeben seiner Theorie, das in einem Moment geschah, genauso groß war wie all die Untersuchungen und Erklärungen, die er sein ganzes Leben lang gemacht hatte (siehe 6. unten)! Schimon HaAmsonis Beispiel dient als schlüssiger Beweis dafür, dass, egal wie viel Forschung und Mühe eine Person in ein bestimmtes Thema gesteckt hat, sie niemals von Fragen zu ihren Schlussfolgerungen ausgenommen ist und mit Demut die Möglichkeit in Betracht ziehen sollte, dass sie sich geirrt hat, auch wenn dies eine scheinbar demütigende Aufgabe ihres wertvollen Glaubens erfordert. In der Tat lernen wir vom Alter von Kelm, dass ein solches Eingeständnis überhaupt nicht demütigend ist, sondern vielmehr das höchste Lob verdient.

Um mit einem letzten Beispiel eines Gadols zu enden, der diese Lehren verkörperte: Rav Elazar Menachem Shach zt’l war bei mehr als einer Gelegenheit dafür bekannt, ein Schiur (eine Tora-Vorlesung/-Unterricht) mittendrin abzubrechen, wenn ihm eine Frage gestellt wurde, die die gesamte Grundlage seiner Lehre widerlegte. Mögen wir unseren Gedolim (großen Weisen) darin nacheifern, unsere Unvollständigkeit in unserem Tora-Lernen zu erkennen, und auf diese Weise können wir in unserem Tora-Wissen exponentiell wachsen.

Quellen aus dem Text:

1) Schmot, 25:10.

2) Siehe Rabbeinu Bechaye, Baal HaTurim, Kli Yakar und Ayeles Haschachar für Ansätze, die mit dieser Idee verbunden sind.

3) Traktat Taanis, 7a, Makkos, 10a.

4) Diese Bedeutung geht in der englischen Übersetzung von ‘Tora Scholar’ (Tora-Schüler) verloren.

5) Traktat Kiddushin, 57a.

6) Rav Zaitchik, “Funken von Mussar” (Sparks of Mussar), S.68.

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