Parascha Tasria (Wajikra/Leviticus 12:1 – 13:59)
Die Thora kennt drei Arten von Aussatz: die der Haut, die der Kleidung und die der Wohnungen.
Lepra vs. Aussatz
Die Lepra fängt mit einer dunklen Hautschwellung an, während Aussatz von keiner Schwellung begleitet wird. Die befallenen Bereiche weisen eine weiße Färbung auf.
Aussatz ist keine ansteckende Erkrankung
Es gibt viele Argumente dafür, wieso Aussatz keine ansteckende Erkrankung war; Die Thora-Vorgaben befinden sich all zu sehr im Widerspruch mit den Regeln der Epidemien-Lehre. So durfte ein Aussätziger einfach in der Stadt bleiben, wenn es keine Stadtmauer gab. Nicht-Juden wurden nicht untersucht oder weggesperrt. Noch bemerkenswerter ist die Vorgabe, dass, bevor ein Kohen ein aussätziges Haus begutachtete, alle Gegenstände daraus entfernt wurden, damit sie rein blieben, wenn das Haus als unrein erklärt werden sollte:
“Dann wird der Kohen anordnen, das Haus leer zu räumen, bevor der Kohen kommen wird, die Plage sich an zu sehen, damit nicht alles, was sich im Haus befindet, unrein werden wird“. Auf diese Art und Weise kann man eine ansteckende Krankheit nicht in Zaum halten!
Nicht während sozialen Ereignisse untersucht
Bekanntlich geht es um mehr. Menschen mit einem aussätzigen Geschwür werden an Jom Tov (Feiertag), an Schabbat oder während der Schewa Berachot, der festlichen Woche nach einer Hochzeit, nicht untersucht. Gerade bei solchen Gelegenheiten kamen große Menschenmengen in Jerusalem zusammen und eine ansteckende Krankheit hätte ihren freien Lauf. Jedoch wurde niemand nur an diesen Tagen selber oder während dieser sozialen Ereignisse untersucht.
oberflächliche Untersuchung
Wenn der Kohen jemanden untersuchte, schaute er sich nur die Haut an; eine eingehende, also nicht nur oberflächliche Untersuchung, erfolgte nicht, selbst nicht von versteckten Hautfalten. Die Entstehung von gesunder Haut bei einem aussätzigen Geschwür ist laut der Thora gerade KEIN Zeichen von Verbesserung, während das Verschwinden von gesunder Haut und die Rückkehr des Aussatzes wieder ein Zeichen von Reinheit ist!
ein Zeichen vom Himmel
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Angesichts des Vorganges von soeben kann man verstehen, dass es hier nicht um eine körperliche Erkrankung ging, sondern vielmehr um ein Zeichen vom Himmel. Aussätzigkeit wird von unseren Gelehrten als eine körperliche Bestätigung eines geistigen Defizits betrachtet.
aus dem sozialen Leben ausgestoßen
Viele Erklärer meinen, dass Aussätzigkeit eine Strafe für üble Nachrede war; es ist schwer vorstellbar, wie schwer Laschon Hara in der Sichtweise der Thora aufwiegt, da üble Nachrede heutzutage so selbstverständlich ist. Durch üble Nachrede werden Menschen aus dem sozialen Leben ausgestoßen. Deshalb musste der Aussätzige oder die Aussätzige abgesondert werden, was in Phasen erfolgte. Nur wenn man sich auf einer hohen spirituellen Ebene befindet, kann eine Körperveränderung mittels eines spirituellen Vorganges erfolgen. Deshalb sehen wir heute keinen Aussatz mehr.
Mit anderen Worten: Aussätzigkeit kann als ein Anzeichen dafür gesehen werden, dass G“tt sich auch direkt, also persönlich, mit zwischenmenschlichen Angelegenheiten befasst.
nicht jedes Ereignis als Zufall betrachten
Laut dem Sefer ha-Chinuch (dreizehntes Jahrhundert) behandelt die Thora die Aussätzigkeit auch nicht als eine körperliche Krankheit oder Erkrankung, da der Aussätzige an den Kohen und nicht zu einem Arzt weiter verwiesen wird. Es geht darum, dass wir lernen, nicht jedes Ereignis als Zufall zu betrachten. Der üble Nachrede verbreitende Aussätzige wird zeitlich in eine soziale Isoliertheit versetzt und kommt mit dem Kohen in Kontakt, der, indem er namentlich die Folgen seiner Verfehlungen untersucht, diese ausräumen kann, bei Betrachtung seiner Empfindungen, Gefühle und Gedanken.
üble Nachrede, Hochmut und Gier
Der Keli Jakar (sechzehntes Jahrhundert) schreibt, dass die Aussätzigkeit eine Strafe sei für DREI Arten von Sünden: üble Nachrede, Hochmut und Gier. Dass es mehrere spirituelle Ursachen geben könnte, lässt sich aus einer Wiederholung des Textes ablesen. Wenn ein Kohen mit jemandem konfrontiert wird, der aussätzig ist, erzählt die Thora: „Und der Kohen soll nach dem Hautausschlag sehen“ (13:3). Am Ende des selben Satzes steht nochmals: „Und der Kohen soll nach ihm sehen“. Ist das nicht die gleiche Anweisung?
Feststellen was in geistiger Hinsicht schief lief
Vielleicht ist das Nachstehende eine gute Erklärung: zunächst sollte der Kohen fest stellen, ob die Rede von einer beginnenden Aussätzigkeit war. Wenn es Aussätzigkeit ist, sollte fest gestellt werden, was in geistiger Hinsicht schief gelaufen sei. Aber die spirituelle Fehlentwicklung kann drei Ursachen haben. Nur indem er ihn genau betrachtet und ein Gespräch mit ihm beginnt, kann der Kohen entdecken, an welcher spirituellen „Erkrankung“ diese befallene Person leidet. Erst dann kann er ihn gut auf den Weg zu einer besseren Ebene beraten. Die Thora betrachtet Aussatz als ein Symptom eines Himmlischen Eingriffs in die zwischenmenschliche Beziehung.