Parascha Ekew (Dewarim/Deut. 7:12 – 11:25)
Vielleicht wirst Du in Deinem Innersten Dir sagen, dass die Völker zu viel seien, wie kann ich sie vertreiben?
„Wenn – ki – Du in Deinem Innersten würdest: „Zuviel sind diese Völker, wie kann ich sie vertreiben/verjagen?“18. Fürchte Dich nicht vor ihnen. Erinnere Dich an allem, was G“tt mit dem Pharao und mit ganz Ägypten für Dich gemacht hat (Deut. 7:17-18).
Das Wörtchen „ki“ kann vier Dinge bedeuten:
1. als oder wann,
2. vielleicht,
3. aber,
4. deshalb.
Im Satz 17 kann es nur „vielleicht/aller Voraussicht nach“ bedeuten. Raschi möchte nicht gemäß der Erklärung von „wenn Du in Deinem Innersten sagen würdest“, da dieses bedeuten würden, dass sie schon Angst hatten. Es ist sehr schwer den Menschen, die bereits Angst haben, zu sagen, dass sie sich nicht zu fürchten bräuchten. Hiermit wird ihnen nicht geholfen. Nur zu sagen, dass sie sich nicht zu fürchten bräuchten, ist zu wenig. „Ki“ an dieser Stelle zu übersetzen mit „wann“ oder „als“ ist nicht realistisch. Die anderen zwei Übersetzungen treffen hier sicherlich auch nicht zu.
Das Einzige, was verbleibt, ist „vielleicht“: „Vielleicht wirst Du in Deinem Innersten sagen, dass die Völker zu viele seien, wie könnte ich sie vertreiben? G“tt sichert dann zu, dass Du Dich nicht zu fürchten brauchst. Deshalb wiederholt Raschi dieses noch ein zweites Mal. Er möchte hiermit betonen, dass die Verbindung zwischen den zwei Psukim (17:7 und 17:18) nur auf diese Weise gut verständlich sei.
Es war nicht so sehr unsere Güte, sondern die Verdienste der Vorfahren
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„Sage nicht in Deinem Herzen, wenn HaSchem sie für Euch vertreibt, wie folgt: „Durch meine Güte hat G“tt mich gebracht, um das Land in Besitz zu nehmen“. Wegen der Schlechtheit der Völker hat HaSchem sie für Euch vertrieben. Nicht durch Deine/Euere Rechtschaffenheit oder Aufrichtigkeit könnt Ihr das Land erben, sondern durch deren Schlechtigkeit hat G“tt sie vor Euch vertrieben und um die Sache zu erledigen, die G“tt Eueren Vorfahren, Awraham, Jitzchak und Ja’akow versprochen hat“ (9:4-5).
Die Psukim (Verse) 4 und 5 scheinen gegensätzlich zu sein. Erstens wird da gesagt, dass wir nicht glauben sollten, dass unsere Rechtschaffenheit uns das Land hat erben lassen, und dass wir nicht denken sollten, dass die Völker so schlecht waren, dass G“tt sie vertrieben hat, aber im Grunde besagt der folgende Passuk (Vers), dass das WOHL die Realität sei. Die Schlechtheit der Völker hat sie aus dem Heiligen Land entfernt. Wir sollten nicht meinen, dass beide Faktoren zum Einzug geführt hätten. Es war vornämlich die Schlechtheit der Völker, die dazu geführt hat, dass sie vertrieben wurden. Es war nicht so sehr unsere Güte, sondern die Verdienste der Vorfahren, Awraham, Jitzchak und Ja’akov, die dazu geführt haben, dass wir Israel bekamen.
Zwei Bereiche, für die der Mensch selber verantwortlich ist
„Und nun, Israel, was möchte G“tt von Dir/Euch? Lediglich um Ihn zu fürchten, auf Seinen Pfaden zu wandeln und IHN zu lieben und IHM mit Deinem ganzen Herzen und mit Deiner ganzen Seele zu dienen“ (10:12).
Raschi sagt: „Unsere Chachamim haben hieraus abgeleitet, dass alles in der Hand des Himmels sei, außer die Furcht vor G“tt“. Wenn HaSchem von uns verlangt, IHN zu fürchten, bedeutet das, dass sich die Angelegenheit im Grunde genommen außerhalb um IHN dreht. Wenn das die einzige Angelegenheit ist, die G“tt von uns verlangt, dann bedeutet das, dass alle andere Angelegenheiten sich nicht innerhalb unseres Bereiches befinden. Der Moschav Sekenim (von den Tosafisten) zitiert den Talmud in B.T. Ketuwot 30a, wo steht, dass alles sich in der Hand des Himmels befindet, außer „Tsinim“ und „Pagim“. Tsinim sind Dorne und Pagim sind Fallen (Sprüche 22:5). Vorsichtige Menschen beugen vor, dass sie dadurch geschädigt werden. Jeder ist dafür selber verantwortlich. Wenn der Mensch nicht Acht gibt, wird G“tt ihn voraussichtlich nicht beschützen. Bekanntlich oder anscheinend ist mehr „nicht in G“ttes Hand“, als nur allein die Furcht vor dem Himmel.
Die irdische und die himmlische Welt – Gaschmijut und Ruchnijut
*Es gibt tatsächlich zwei Bereiche, für die der Mensch selber verantwortlich ist: die irdische und die himmlische Welt – gaschmijut und ruchnijut. Im irdischen Sinne können bestimmte schädliche Einflüsse vermieden werden. Höhere Angelegenheiten, wie Persönlichkeit oder Intelligenz, befinden sich in G“ttes Händen und sind von vornhinein bestimmt. Das Einzige, was wir da selbst wählen können ist, ob wir G“tt fürchten sollten.
Beide Aussagen sind also nicht gegensätzlich. Es handelt sich um zwei verschiedene Lebensbereiche, dem geistigen und dem materiellen. In beiden Sphären gibt es eine bestimmte Ebene, in der G“tt uns vollständig freie Hand lässt. Der Prophet Jirmijahu gibt dieses bereits deutlich wider: „So spricht HaSchem: „Ein kluger Mensch braucht sich nicht selber wegen seiner Klugheit zu rühmen, ein Starker braucht sich nicht selber wegen seiner Kraft zu rühmen und ein reicher Mann braucht sich nicht selber wegen seines Reichtums zu rühmen. Aber der, der sich rühmen möchte, sollte sich hierin rühmen: dass er Vernunft hat und MICH kennt, dass ICH HaSchem bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit auf Erden erweist. Denn in jenen Menschen habe ICH Wohlgefallen“, spricht HaSchem“ (9:22).
Das Kennen von G“tt – unser einziger eigener Verdienst
*Wir können nur stolz sein, wenn wir selber etwas geleistet haben. Aber die meisten Dinge in unserem Leben sind Gaben G“ttes. Das Einzige, auf das wir wirklich stolz sein können, ist das Kennen von G“tt Das ist unser eigener Einsatz und Anstrengung. Dieses steht auch in den Wörtern des Passuk angedeutet: „was möchte G“tt von Dir?“. Im Hebräischen „von Dir“ steht hier „me’imach“. Dieses bedeutet: „Was möchte G“tt von dem, was sich bei Dir befindet“. In der Hebräischen Sprachnuance bedeutet dieses „das, was Du bei Dir selbst hast“. Nicht zwingend Deine materiellen Besitztümer, sondern mehr Deine geistigen Errungenschaften. Das fragt G“tt: von dem, was sich bei Dir befindet, was Du Dir selbst erworben hast (basierend auf die Raschi-Erklärungen von Rabbi A. Bonchek).