Schomrim (Überwacher der koscheren Speisen) und Kellner wissen, dass Juden relativ wenig Alkohol trinken. Jedoch ist Trinken im Judentum nicht unwichtig. Wein ist das einzige Getränk, über den wir einen gesonderten Lobspruch sagen: „borej peri Hagafen“.
Wein aus dem Paradies
Das erste Rebenfeld tauchte nach der Sintflut in der Thora auf. Noah wurde betrunken und die Verfluchung von Kana’an folgte. Noah’s Wein war jedoch mehr spirituell bestimmt, denn es gibt eine alte Tradition, die besagt, dass Noah’s Weinstöcke letztendlich aus dem Gan Eden, aus dem Paradies, stammten.
An Purim haben die Chachamim (unsere Weisen) reichlichen Alkoholkonsum zur Pflicht gemacht. Wir sollen uns soweit betrinken, dass wir den Unterschied zwischen Hamann und Mordechai nicht mehr fest stellen können. Der Auftrag, zu „Schickern“ (Alkohol zu trinken), wird uns bereits im Talmud durch Rava mitgeteilt: „Der Mensch hat die Pflicht, sich an Purim soweit zu betrinken, dass er den Unterschied zwischen „verflucht sei Hamann“ und „gesegnet sei Mordechai“ nicht mehr fest stellen kann.
Die Obergrenze für Alkoholgenuss
Rabbi Efrajim Salman Margolios (19. Jahrhundert) war der Ansicht, dass der Talmud mit der Aussage „ man ist verpflichtet, sich zu betrinken, bis man den Unterschied zwischen verflucht sei Hamann und gesegnet sei Mordechai nicht länger fest stellen kann“ eine Obergrenze für den Alkoholgenuss angeben wollte: bis hierhin darf man „Schickern, aber nicht weiter“. Und er fügt hinzu, dass man besonders aufpassen sollte, nicht zu viel zu trinken.
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Der mittelalterliche Kol-Bo war der Ansicht, dass die Pflicht, sich zu betrinken, nicht bedeutet, dass Du auch arg betrunken (also besoffen) werden müsstest: „ Trunkenheit ist vollständig untersagt; nichts ist schlimmer, als Trunkenheit, denn diese führt zu allerlei Ausschreitungen und Fehlverhalten“.
Das Einzige, was Rava mit seiner Aussage bezweckte, dass wir uns betrinken sollten, war, dass wir etwas mehr trinken sollen, als wir das normalerweise machen, so dass wir fröhlich und lustig werden. Es geht um die Simcha – die Freude – und nicht um das „Schickern“ an für sich. Andere bestätigen diese Darlegung und sagen, dass betrunken sein den Menschen erniedrigt und dass dieses nie der Zweck des Talmud gewesen sein kann.
Awudraham (14.Jahrhundert) ist der Ansicht, dass die Menschen das Weintrinken zu Zeiten des Talmuds nicht sehr kannten. Wir entnehmen das zum Beispiel aus der Anmerkung im Talmud, dass Rabbi Jona am Sederabend, nach dem Genuss von vier Bechern Wein, bis Schawuot Kopfschmerzen hatte, also fünfzig Tage später! Deshalb fühlten sich die Menschen aus jener Zeit bereits beschwipst, nachdem sie ein Wenig Wein getrunken hatten. Aber wir, die uns daran gewöhnt haben, Wein zu trinken und nicht so leicht betrunken werden, dürfen doch schon mehr an Wein zu uns nehmen.
Wunder
Das Weintrinken bleibt jedoch eine Pflicht, da die vielen Wunder, die in den Tagen von Achaschwerosch dem Jüdischen Volk zu Teil wurden, gerade durch das Trinken erfolgten. Königin Waschti wurde weg geschickt, da sie den unzüchtigen Wünschen ihres betrunkenen König-Gemahls nicht entsprechen wollte. Esther wurde mit einem Fest eingeführt, in dem die Getränke in großen Mengen flossen und Hamann wurde während eines Trinkgelages gestürzt, zu dem ihn Königin Esther zusammen mit Achaschwerosch eingeladen hatte; deshalb sollen uns der Wunder mit dem Trinken von viel Wein erinnern.