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Gespräch zwischen Ben Noach und islamischem Gelehrten

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Vegetarismus

Vegetarismus

Ben Noach: Warum durfte man nach der Flut Fleisch essen?

Rabbi: In der Schöpfungsgeschichte (Genesis 1: 2931) scheinen die Menschen vor der Flut nur samenhaltige Pflanzen gegessen zu haben. Auch in der eschatologischen Welt heißt es nach dem Propheten Jesaja (11: 7): “Und der Löwe soll Stroh essen wie der Ochse.” Diese Texte beschreiben jedoch eine ideale Situation, die zu Beginn unserer Welt existierte und die erst in messianischer Zeit wieder existieren wird.

Ben Noach: Ist Vegetarismus ein jüdisches Ideal?

Rabbi: Nirgendwo in der Tora heißt es, Vegetarismus sei eine ideale Lebensweise. Als Noach und seine Söhne die Arche verließen, durften sie auch Tiere als Nahrung nehmen (Genesis 9: 3), weil sie die Tiere während der Flut gerettet hatten. Das Judentum ist gegen unnötige Folterungen von Tieren, aber Tiere können zur Nutzung menschlicher Bedürfnisse (Hunger, Fell) eingesetzt werden. Der Mensch gilt als “höher” als das Tier.

Ethische Gründe des Vegetarismus

Ben Noach: Erkennt das Judentum die ethischen Gründe des Vegetarismus an?

Rabbi: Viele Vegetarier verlassen sich auf ethische Gründe. Gewöhnlich in zwei Formen: Entweder wird es als moralisch falsch angesehen, das Leben eines Tieres ausschließlich zum Verzehr von Fleisch zu verwenden, oder es wäre unmenschlich, eine andere Kreatur zu verletzen.

Die Tora ist besonders empfindlich im Umgang mit Tieren. Tiere müssen am Schabbat allein gelassen werden. Das Pflügen mit einem Ochsen und einem Esel im selben Zug ist verboten, da das schwächere Tier zum Nachteil seiner eigenen Gesundheit versuchen wird, mit dem Tempo des stärkeren mitzuhalten. Wenn ein Ochse Getreide dreschen muss, sollte er nicht mundtot gemacht werden. Ein Muttertier und seine Jungen können nicht am selben Tag geschlachtet werden. Nicht, dass diese Tiere sich dessen bewusst wären. Der Punkt ist, dass dies als grausam gilt. Der Talmud zeigt, dass man erst am Tisch sitzen darf, wenn man die Tiere gefüttert hat. Die rituellen Schlachtgesetze zielen auch darauf ab, Schmerzen bei Tieren (Maimonides) zu minimieren.

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Die Achtung aller Lebensformen ist ein Grundprinzip unseres Glaubens. Jagen ist völlig ausgeschlossen, sagt Rabbi Jechezkel Landau (17141793). Dies passt nicht zu den Nachkommen von Awraham, Jitschak und Ja’akov. Trotzdem ist der Verzehr von Fleisch gestattet, wenn auch mit vielen Einschränkungen.

Einschränkungen beim Fleischkonsum

Zuallererst wirtschaftliche Einschränkungen: “Iss Zwiebeln und sei versichert, aber iss keine Gans oder Hühnchen, denn dann wirst du unruhig essen (sobald du dich an Fleisch gewöhnt hast, wirst du diese Essgewohnheit nicht mehr aufgeben wollen). Wer fette Schwänze isst, muss sich vor seinen Gläubiger auf dem Dachboden verstecken. Die Person, die nur Gemüse isst, kann sich überall ruhig zeigen (ohne Angst vor Gläubigern) “(B.T. Pessachim 114a). Rabbi Chaim Azulai (17241806) schreibt aufgrund einer Talmud-Passage, in der das Ausgeben von viel Geld für Fleisch entmutigt wird, dass man aus gesundheitlichen Gründen nur unter besonderen Umständen Fleisch essen kann. Laut Rabbi Schlomo Luria (15101573) kann man Fleisch essen, um den Körper zu stärken, aber nicht nur zum persönlichen Vergnügen.

Philosophische Argumente

Ben Noach: Hat das Judentum keine philosophischen Argumente gegen den Verzehr von Fleisch?

Rabbi: In Bezug auf die philosophische Seite der Sache können zwei Tendenzen unterschieden werden. Einige Rabbiner scheinen einen Großteil der vegetarischen Lebenseinstellung zu unterstützen. Sie betrachten die gegenwärtige Mensch-Tier-Beziehung, in der Menschen das Tier schlachten, als Ausdruck des gefallenen Zustands des Menschen.

Andere, wie Rabbi Schnéur Zalman (1745-1813) von Liadi, betrachten die Mensch-Tier-Beziehung aus einer ganz anderen Perspektive: “Wenn ein Mensch Fleisch isst, um sich für die Religion zu stärken und die Tora zu lernen oder auf den Schabbat zu achten, dann wird dieses Fleisch sozusagen erhöht, weil die vom Fleisch abgeleitete Energie für die Religion verwendet wird. Es wird sofort ein Opfer.” Mit anderen Worten, wenn eine Kuh ein ungestörtes Leben führt und auf natürliche Weise stirbt, war es einfach eine Kuh. Wenn die Kuh jedoch geschlachtet und letztendlich für einen höheren Zweck verwendet wird, hat sie ihre rein physische Existenz überschritten und wird zu einem höheren Plan des heiligen Dienstes erhoben.

Dann gibt es noch einen weiteren Gesundheitsaspekt: Experten aus der Bioindustrie wissen, dass Tierqual ein Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellen kann. Manchmal werden der Rindfleischdiät gefährliche Chemikalien zugesetzt. Viele Aussagen unserer Weisen zeigen, dass potenzielle Gesundheitsrisiken so weit wie möglich vermieden werden sollten. Wenn es stimmt, dass Produkte aus der Bioindustrie ein Gesundheitsrisiko darstellen, könnte dies ein guter Grund sein, Vegetarier zu werden.

Die Kaschrut – der rituelle Aspekt – ist auch bei Fleisch ein großes Problem. Der Talmud (BT Pessachim 49b) erklärt, dass ein Am ha’arets – Analphabet – kein Fleisch essen darf, da er nicht über alle Regeln bezüglich Schlachtung, Salz und Nikur informiert ist – Entfernen der verbotenen Fettteile und Blutgefäße. Deshalb darf das Schlachten und Salzen nur von Fachleuten durchgeführt werden. Zusammenfassend könnte man argumentieren, dass das Judentum auf der Grundlage vieler praktischer und einiger philosophischer Überlegungen nicht gegen den Vegetarismus ist.

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3 Antworten

  1. Kann es nicht sein, dass Fleischessen nur für den Notfall vorgesehen ist? Bei einer verdorbenen Ernte oder wenn nicht genug pflanzliche Nahrung für Mensch und Tier vorhanden ist? Nach der Flut gab es natürlich nicht genug Pflanzen. So gab man die wenigen Pflanzen den Tieren und durfte sich vorübergehend von Fleisch ernähren.
    Und dann kommt das Verbot Blut zu sich zu nehmen dazu. Da auch in koscherem Fleisch lediglich die grossen Blutgefässe geleert sind, jedoch die Kapillarzellen nach wie vor mit geronnenem Blut gefüllt sind, kann dieses Gesetz nicht wirklich eingehalten werden, wenn man Fleisch ist.
    Könnte G’tt also Noah und uns eine Notversorgung gestattet haben?

    1. Danke für Ihre Frage,
      Für alles in Judentum gibt es Normen. Und so wird festgelegt durch die Halacha, was es genau bedeutet Blut zu essen, welches Blut verboten ist und wie man das verbotene Blut los wird. Durch die Schechita, koschere Schlachtung entsorgt man das verbotene Blut. Wenn man versucht zu verstehen, warum dem Noach das Gebot gegeben wurde Fleisch zu essen, darf man nicht nur aus eigener Schulischer Bildung ausgehen und denken man kann mit Schulbiologie und bloser Logik den König aller Könige verstehen. Unser Allmächtiger G-TT gibt in der Tora keine temporären Gesetze. Alle Gesetze die in de Tora festgelegt sind, werden durch Talmud konkretisiert. Sollte man an die Gründe der Tieropfergabe und des Fleischverzehrs nachdenken, so sollte man auch die Spirituelle Seite nicht vergessen. Zum Beispiel, durch die Sinnflut wurden die Seelen der Zoophilischen Zeitgenossen in die Unterwelt verjagt und dürfen nun NUR als Tiere reinkarnieren. Durch das Verzehr des Fleisches dieser Tiere mit einem Segenspruch und dem Dank an den G-TT, renigt man die Seelen dieser Zoophile und setzt sie wieder frei. Dies ist nur ein kleiner Einblick und es gibt noch so viel zu sagen aber Kommentare auf der Webseite sind nicht dafür da, um die Bücher der Weisen zu reposten.

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