Parschat Wesot haBeracha (Devarim/Deuteronomium 33:1-34:12)
Am Ende der Parscha – dem Tora-Bereich Wesot haBeracha – wird der Tod von Mosche beschrieben.
„Damals starb dort Mosche, der Diener G“ttes, im Land Mo’aw, auf Geheiß G“ttes.“
34:5-12
Mosche musste das gesamte Land in Augenschau nehmen. Laut Rabbi Jitzchak Abarbanel (fünfzehntes Jahrhundert) war es auf natürliche Weise unmöglich, das gesamte Land zu überschauen, sich das an zu sehen. Abarbanel führt aus, dass die Sinne von Mosche entweder viel empfindlicher, als die unserigen waren, oder dass HaSchem (G“tt) sein Gesichtsfeld, sein Wahrnehmungsvermögen, erweiterte.
Viele Erklärer sagen, dass Mosche Rabbejnu ein Gebot oder einen Auftrag aus der Tora („und verstarb…“) befolgte, als er verstarb. Abarbanel fügt noch hinzu, dass Mosche Rabbejnu nicht einen physischen, einen natürlichen Tod starb, sondern gerade wegen seiner Klammerung an G“tt, seiner G“ttesnähe, verstarb.
Wer ist der Autor des Endes der Tora?
Im Talmudtraktat Bawa Batra (15) wird eine Meinungsverschiedenheit zwischen Tannaim (Mischna-Gelehrte) über die Frage beschrieben, wer diese letzte acht Sätze der Tora geschrieben hat.
Rabbi Jehuda fragt sich ab, ob es möglich sei, dass Mosche verstorben war und doch die Worte „Und Mosche starb dort“ schrieb? Seine Antwort ist, dass Mosche die gesamte Tora, außer den acht letzten Psukim (Sätzen) geschrieben hatte. Ab da schrieb Jehoschua (Josua) weiter.
Rabbi Schimon ist jedoch der Meinung, dass Mosche die gesamte Tora abgeschrieben hatte, dass G“tt die letzten acht Sätze diktierte und Mosche sie „bedima“ – unter Tränen, niedergeschrieben hat.
Rabbi Avraham Ibn Esra (aus dem dreizehnten Jahrhundert) meinte, dass die letzten zwölf Sätze durch Jehoschua, ab Beginn des Hauptteiles 34 von Devarim, niedergeschrieben wurden. Dort steht, dass Mosche den Berg Nevo erkletterte, wonach er nicht mehr hinunter gestiegen sei.
Der Ga’on Rabbi Elijahu von Wilna (achtzehntes Jahrhundert) besagt, dass Bedima – „unter Tränen“ – im Hebräischen „verwirrt“ bedeutet. Das soll heißen, dass die Tora, die schon viele Jahre VOR der Schöpfung der Welt mit schwarzem Feuer auf weißem Feuer geschrieben war, in anderen Welten andere Buchstabenverbindungen kennt als die Tora, die wir hier auf Erden kennen.
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Auf dem Berg Sinai, bei der Übergabe der Tora (Matan Tora), wurden die unterschiedlichen Buchstaben zu Wörtern und Sätzen gebildet, so, wie wir sie heutzutage kennen. Die Buchstaben der letzten Sätze der Tora wurden tatsächlich wohl durch Mosche Rabbejnu geschrieben, aber erst NACH dem Tod von Mosche wurden die Buchstaben zu Wörtern zusammengefügt.
Das Grab von Mosche
Devarim 34:6: „Und niemand kennt sein Grab bis auf diesen Tag“. Die Erklärer gehen auf den Umstand ausführlich ein, dass Mosche Rabbejnu eines natürlichen Todes starb, während Elijahu der Prophet in einem Sturm gen Himmel zog. Der Ba’al haAkeda besagt, dass der Mensch aus zwei Teilen besteht, dem Körper und dem Geist. Die Trennung zwischen diesen beiden Teilen während des Sterbevorganges kann auf drei Arten erfolgen:
1. Bei schlechten Menschen hat die Seele große Mühe, sich vom Körper zu lösen, um in den Himmel auf zu steigen.
2. Auch bei Tzaddikim (Heiligen), deren Seelenkraft stärker als ihr Körper ist, gelingt es der Seele nicht immer, den Körper unverletzt zu verlassen.
3. Mosche Rabbejnu war der Höchste von allen, der Körper und die Seele waren eigentlich völlig voneinander getrennt. Daher kommt es, dass auch niemand sein Grab kennt, da überhaupt keine Loslösung auf seinen Körper zutrifft. Der Körper von Mosche Rabbejnu vermischte sich vollständig mit der Erde.
Der Kommentator Chiskuni aus dem siebzehnten Jahrhundert meinte, dass niemand die Stelle seiner Beisetzung kennen sollte, damit Menschen später sich nicht in die Haare über die Frage kriegen sollten, wer in seiner Nähe begraben werden dürfte. Außerdem würde sein Grab vielleicht von schwarzen Magiern missbraucht werden können. Ralbag (Rabbi Levi ben Gerschom, vierzehntes Jahrhundert), führt drei andere Gründe für die Geheimhaltungsart rund um Mosche’s Grab auf:
1. Damit man ihn nicht zu einem Götzen machen würde, wie das bei manchen anderen Religionen erfolgte;
2. Beerdigt zu werden ist eine schmerzliche Tätigkeit, die G“tt ihm ersparen wollte;
3. Genau so, wie Mosche Rabbejnu während seines Lebens vom Rest der Menschheit entfernt war, wurde er auch bei seinem Tod fern gehalten.