Im Jahr 1972 führte der Psychologe Walter Michel den sogenannten “Marshmallow-Test” durch. Dabei wurden Kinder zwischen 4-6 Jahren für 15 Minuten in einem Raum alleine gelassen, in welchem sich ein Marshmallow befand.
Ihnen wurde gesagt, dass falls sie es schaffen, den Marshmallow nicht essen bis der Betreuer zurückkommt, dann werden sie später zwei Marshmallows bekommen.
Michel wollte herausfinden, ob und wie viele Kinder in diesem zarten Alter der Versuchung widerstehen und die spätere, aber größere Belohnung bevorzugen werden.
In den nächsten Jahren beobachteten Michel selbst und andere Wissenschaftler die Laufbahnen dieser Kinder, welche beim Marshmallow-Test teilgenommen hatten, um zu sehen, ob sich ein Zusammenhang zwischen den Entscheidungen und den schulischen Erfolgen dieser Kinder erkennen lässt.
Eine von der Harvard University durchgeführte Studie aus dem Jahr 2011 zeigt, dass die Kinder, welche damals der Versuchung widerstehen konnten, später weitaus erfolgreicher waren, als die Kinder, welche es damals nicht geschafft hatten.
Offensichtlich verhalf die Fähigkeit auf instant gratification (sofortige Befriedigung) zu verzichten, den Kindern, sich mit größerem Eifer ihrem Ziel zu widmen, ohne (bzw. weniger) sich von Nebensächlichkeiten aufhalten zu lassen, und entsprechend erfolgreicher zu sein.
In unserem Wochenabschnitt Mikez träumt Pharao, der König von Ägypten, zwei seltsame Träume und keiner seiner Ratgeber ist in der Lage, ihm den Traum zu deuten.
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Dann erinnert sich der Mundschenk Pharaos, dass ihm einst Yosef, sein Mithäftling, seinen Traum richtig gedeutet hatte. So wird Yosef aus dem Gefängnis befreit und vor Pharao gestellt, um auch seinen Traum zu deuten. Mit dem “Ruach HaKodesch” (G´ttes Inspiration) auf Yosef ruhend, ist er in der Lage Pharaos Traum zu deuten. Er erklärt ihm, dass es eine G´ttliche Botschaft an Pharao ist und es in Ägypten demnächst sieben Jahre großen Überfluss an Ernte geben wird, welche später von einer schrecklichen siebenjährigen Hungersnot gefolgt werden.
Außer der Deutung des Traums gibt Yosef Pharao auch einen Rat, wie er sein Land vor der anschließenden Hungersnot bewahren kann:
Er soll einen weisen Menschen finden, dessen Aufgabe es sein wird, während der sieben Jahre des Überflusses, Nahrung zu sammeln und zu lagern, sodass das ganze Land später davon ernährt werden kann.
“Es gefiel dieses in den Augen von Pharao und in den Augen aller seiner Diener und Pharao sprach zu seinen Dienern: Werden wir wohl diesem gleich einen Mann finden, in welchem der Geist G´ttes ist?” (Bereschit Kap.41, 37-38)
Es klingt so, dass Pharao und seine Diener nicht nur wegen der Fähigkeit Yosefs, den Traum zu deuten fasziniert waren, sondern auch wegen seines Ratschlags und sich “der Geist G´ttes” auch auf Yosefs Rat bezieht.
Welche besondere Weisheit verbarg sich in seinem Worten?
Möglicherweise waren Pharao und seiner Diener so von Yosefs Rat fasziniert, weil Yosef (im Gegensatz zu ihnen) den Marshmallow-Test bestanden hatte, nur dass es dabei nicht um Marshmallows ging, sondern um das Wohl eines ganzes Landes und um Millionen von Menschenleben. Anscheinend wäre Pharao nicht auf diese Idee gekommen, Nahrung zu lagern, weil er nicht auf die instant gratification verzichten konnte, auch wenn er später einen teuren Preis bezahlen muss. Er würde der Versuchung, den Überfluss zu genießen, ohne an die Zukunft zu denken, nicht widerstehen und daher war für ihn Yosef, ein “Mann, in welchem der Geist G´ttes ist”