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Der Mond-Sonnen-Kalender, das lunisolare System

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Der Mond-Sonnen-Kalender, das lunisolare System

Wer sich jemals die Mühe gemacht hat, den Kalenderindex der Encyclopedia Judaica zu durchforsten, dürfte es aufgefallen sein, dass ein Mal in neunzehn Jahren Rosch Haschana – das Jüdische Neujahr – sehr früh im bürgerlichen Kalender fällt und am 6. September beginnt.

2032 – 2013 – 1994 – 1975 – 1956 – 1937 und so weiter. Die Sommerferien sind noch nicht vorbei, wenn die Jüdischen Schulen ihre Türen schon wieder für die Feiertage im ersten Herbstmonat Tischri (September) schließen.

Manchmal gibt es im September kaum Schulunterricht, da

  *Rosch Haschana (Jüdisches Neujahr, 2 Tage),

  *Jom Kippur (der Große Versöhnungstag),

  *das Laubhüttenfest Sukkot (8 Tage),

  *das Schlussfest Schemini Azeret (ein Tag) und

  *Simchat Thora (Gesetzesfreude, ebenfalls 1Tag)

allesamt mitten in die Arbeitswoche fallen können. Für den Geschäftsmann bedeutet das ein Opfer beim Gewinnstreben, aber dem gegenüber einen Pluspunkt im religiösen Sinn. Weshalb fallen die Jüdischen Feiertage manchmal früh und manchmal spät innerhalb des Kalenderjahres?

   Das Mond-Sonnensystem

Die Jüdische Kalenderberechnung richtet sich in erster Linie nach dem Lauf des Mondes um die Erde. Das Jüdische Jahr ist im Prinzip ein Mondjahr, aber es wird, schon im Hinblick auf den Brauch in unserer Umwelt, so viel wie möglich mit dem Sonnenjahr im Einklang gebracht.

Dass der Mondkalender im Mittelpunkt steht, ist philosophisch beeinflusst. Weshalb zählen wir ein Mondjahr und kein Sonnenjahr? Da der Mond „ups and downs“ hat. Manchmal gibt es einen Vollmond und manchmal ist die Mondsichel komplett verschwunden. Das Jüdische Leben ist manchmal vollkommen im Nebel eingetaucht, alles scheint aussichtslos und Panik macht sich breit. Es scheint kein oder kaum ein Fünkchen Hoffnung sichtbar zu sein. Aber wir haben im Laufe der Jahrtausende gelernt, dass nach dunklen Tagen immer wieder Hoffnung sprießt und dass das Licht wieder anfängt, zu leuchten. Wir wurden in den verschiedenen Galujot (Exile) verfolgt, es gab schlimme und mordende Pogrome, aber letztendlich entstand wieder die Fortsetzung eines blühenden Jüdischen Lebens.

Der Existenz-Rhythmus

Das ist unser Existenz-Rhythmus. Deshalb war die Weihung des Neumondes der allererste Auftrag an das Jüdische Volk. Die Weihung des Neumondes wurde uns noch eher auferlegt, als das Pessach-Opfer. Um uns jedes Mal und laufend wieder daran zu erinnern, dass die Basis unserer Existenz die Abwechslung zwischen Dunkelheit und Erleuchtung bedeutet, dass es nach jedem tiefen Tal wieder einen Höhepunkt gibt und dass unser gesamtes Leben sich wie eine Fieberkurve gestaltet: eine steigende und abflachende Linie von Fallen und wieder Aufstehen.

Deshalb richten wir uns bei unserer Zeitberechnung nach dem Mond und der Rest der Welt nach der Sonne. Die Sonne strahlt für uns nur tagsüber, aber der Mond ist sowohl nachts wie auch tagsüber sichtbar.

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Dieses hat eine tiefe Erkenntnis, aber auch Bedeutung. Denn dieses

beinhaltet, dass G“tt uns immer wieder aus einem geistigen lethargischen Schlummerzustand aufweckt. Selbst wenn wir durch dunkele, unsaubere Kräfte mitgerissen werden, rettet G“tt uns daraus, auch wenn wir noch nicht für eine G“ttliche Offenbarung bereit sind. Dieses geschah in Ägypten. Das Jüdische Volk war im unzüchtigen und Götzen anbetenden Ägypten in eine Tiefe der Unreinheit gesunken. Nichtdestotrotz fand G“tt es die Mühe wert, es zu retten und es zum Volk des Buches zu erheben.

Die Zunahme (das größer werden) und das Abnehmen des Mondes stehen symbolisch für die Erneuerung des Jüdischen Volkes. „Genau wie dem Mond gleichend, geht das Jüdische Volk nie verloren, selbst nicht in den dunkelsten Zeitbereichen. Wieder Entstehung und Erneuerung sind Jederzeit garantiert, solange die Kinder G“ttes IHM gegenüber loyal bleiben“, so der aus dem neunzehnten Jahrhundert stammende Rabbiner S.R. Hirsch, der den Jüdischen Kalender „den Katechismus des Judentums“ nannte.

Weshalb zwei Systeme 

Weshalb benutzen wir zwei Systeme, an erster Stelle ein Mondjahr, aber auch das Sonnenjahr?

Ohne Gleichschaltung mit dem Sonnenjahr würden die Jüdischen Monate und Feiertage die Unterteilungen des Sonnenjahres in Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter, unterlaufen.

Das bürgerliche Jahr beruht auf dem Kreislauf der Sonne. Julius Caesar richtete den Sonnenkalender auf genau 365 ¼ Tage aus. Das Jahr dauerte bei ihm 365 Tage und um vier Jahre herum wurde ein Schalttag eingeschoben. Spätere astronomische Berechnungen ergaben, dass Caesar’s Jahr 11 Minuten und 13 Sekunden zu lang war. Im Jahr 1582 sah Papst Gregorius XIII sich hierdurch veranlasst, den Kalender um zu gestalten, indem er einfach aus diesem zehn Tage weg strich. Der fünfzehnte Oktober folgte direkt auf den vierten Oktober.

Eine Zusammenstellung

Das Jüdische Kalendersystem ist eine Zusammenstellung eines Sonnen- und eines Mondjahres, das sogenannte Lunisolare System. Das Judentum muss auch die Jahreszeiten berücksichtigen, da die Thora vorschreibt, dass Pessach – das „Jüdische Ostern“ – im Frühjahr und Sukkot (das Laubhüttenfest) in den Herbst statt finden sollen.

Die Unterschiede zwischen dem Mondjahr mit etwa 354 Tagen und dem Sonnenjahr mit etwas mehr als 365 Tagen werden durch die im neunzehnten Jahr erfolgende 7-malige Einfügung eines zweiten Frühlings-Monats Adar (März-April), am Anfang des Frühlings, ausgeglichen.

Die Jahre 3, 6, 8, 11, 14, 17 und 19 des sogenannten kleinen Kreislaufes (des Mondkreislaufes) sind Schaltjahre, in denen der Unterschied zwischen Sonnen- und Mondjahr fast vollständig ausgeglichen wird.

Dieses Muster ist eine Folge, aber auch ein Erfolg des feststehenden Kalenders, der durch Hillel II im vierten Jahrhundert festgelegt wurde. Davor kannte der Jüdische Kalender nicht eine so starke Regelmäßigkeit. Jeder neue Monat wurde durch den Sanhedrin, den Hohen Gerichtshof in Jerusalem, festgelegt, nachdem die erste Mondsichel wahr genommen worden war. Jedes Schaltjahr wurde ad hoc angesetzt, wenn Erscheinungen in der Natur hierzu Veranlassung gaben.

Klugheit und Natur

Der Oberrabbiner von Algier, Rabbi Schimon ben Semach Duran, der um das Jahr 1400 lebte, wurde einst gefragt, weshalb die Jüdische Zeitberechnung dem Lauf des Mondes folge, wodurch es notwendig sei, Schaltjahre ein zu setzen, um mit dem Sonnenjahr Übereinstimmung zu erreichen?

Rabbi Schimon antwortete, dass die Jüdische Zeitrechnung ein Zeichen von großer Klugheit, ja Weisheit, sei: „Der Kreislauf der Sonne ist nicht in Monaten zu unterteilen. Die bürgerliche Einteilung der Monate ist etwas Künstliches, das laut Vereinbarungen erfolgt, aber den Lauf der Natur nicht berücksichtigt. Viele Weise der alten Völker haben unsere Zeitberechnung gelobt!“.

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