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Die Tafel des Herzens

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Die Tafel des Herzens

In Orchot Tzadikim heißt es in der Einleitung:

“Wird ein Mensch geboren, ist er körperlich und in seiner Weisheit schwächer als alle anderen Kreaturen. Denn vom Tage ihrer Geburt an können alle Kreaturen gehen, essen und sich selbst helfen. Aber der Mensch, aufgrund seiner körperlichen Bedürfnisse, bedarf Vielem. 

Und noch mehr benötigt er Korrektur in seiner Seele, damit er seine Weisheit anpasse, und die guten Pfade verstehe. Denn der Mensch verhält sich, unterrichtet ihn keiner, zu Beginn wie eines der Rinder, jedoch gleicht sein Herz einer Tafel, die bereit ist, dass auf ihr geschrieben werde. 

Befindet sich diese Tafel in den Händen eines Narren, wird er darauf herum kritzeln, bis er die Tafel verdirbt und sie keinen weiteren Wert mehr hat. Jedoch der Weise wird die angemessene Reihenfolge seiner Angelegenheiten, seiner Bedürfnisse und seiner Verpflichtungen darauf schreiben. Und aufgrund der auf dieser Tafel geschriebenen Informationen, wird er befähigt seine Kinder zu ernähren und zu unterstützen und einen hohen Wert erreichen. 

So ist ein Herz des Menschen! 

Die Narren zeichnen darauf Bilder der Lüge und beschriften sie mit Gravuren des Fehlverhaltens. Und sie füllen ihre Herzen mit Gedanken an Torheit und Nichtigkeit, während die intelligenten Menschen die Tafel ihres Herzens mit der Inschrift G-ttes beschriften, welche die Grundlage der Torah und der Gebote bildet; der Weisheit, edle Eigenschaften zu erlangen – bis ihre Seelen leuchten wie das Strahlen des Firmaments. 

Und dies war die Absicht und der Sinn Shlomos, als er sagte (Mishlei 7,3):

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“Binde sie an deine Finger und schreibe sie auf die Tafel deines Herzens.””  

ArtScroll zitiert Malbim zu diesem Vers, der ihn folgendermaßen kommentiert:

Verankere die Worte der Torah in deinem Bewusstsein so unauslöschlich, dass sie deine Gefühle, Wünsche und Handlungen kontrollieren.”

Und wie tut man das? Der Ramchal gibt uns in der Einleitung zu Mesillat Yesharim folgenden Rat: 

“Aber so allgemein diese Dinge bekannt sind und so offen ihre Wahrheit zu Tage liegt, so ist auch Vergesslichkeit, was sie angeht, weit verbreitet. Daraus folgt, dass der Nutzen, der aus diesem Werk gezogen werden kann, nicht aus einer einmaligen Lesung hergeleitet wird; denn es besteht die Möglichkeit, dass der Leser, nachdem er las, finden wird, dass er wenig gelernt hat, was er nicht schon vorher wusste.  

Vielmehr wird der Nutzen aus wiederholtem Rückblick und ständiger Studie gezogen – durch die man an jene Dinge erinnert wird, welche man von Natur aus zu vergessen neigt – und durch die man veranlasst wird, sich jene Pflicht zu Herzen zu nehmen, die man leicht zu übersehen neigt.”

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7 Antworten

  1. “Denn vom Tage ihrer Geburt an können alle Kreaturen gehen, essen und sich selbst helfen.”
    Ich glaube es gibt schon einige Tiere die aufgrund ihrer körperlichen Bedürfnisse, z.B. die Säugetiere, denn wie der Name schon sagt … . Auch sind viele Tiere sehr liebevoll zueinander, vor allem zu Jungtieren, und müssen sich Rangordnungen erkämpfen und unterordnen, z.B. Herdentiere. Aber die HerdenführerInnen unter den Tieren scheinen davon verschont zu bleiben, ihre Machtposition auf die bösartige, sadistische Weise auszunützen wie das Menschen leider oft tun (glaube ich natürlich, beweisen kann ich es nicht).

    “… während die intelligenten Menschen die Tafel ihres Herzens mit der Inschrift G-ttes beschriften …”
    Man sieht z.B. in Wirtschaft und Politik immer wieder Menschen die hoch hinauf kommen, weil sie sehr intelligent sind. Aber der Name G’ttes steht da mit Sicherheit nicht auf der Tafel ihres Herzens, denn sie sind machtgierig, geldgierig, rücksichtslos und gehen bei der Befriedigung ihrer Bedürfnisse über Leichen.

  2. Damit möchte ich sagen, dass es nicht allein die Intelligenz sein kann, die den Namen G’ttes auf die Tafel des Herzens schreibt.
    Es gibt auch sehr einfache Menschen, keine überragenden Intelligenzbestien (dieses Wort aus dem Volksmund sagt ja auch schon einiges aus), aber trotzdem sind sie herzensgute Menschen. Und selbst wenn sie nicht so belesen sind, oder sogar Analphabeten, so steht bestimmt der Name G’ttes ganz groß auf der Tafel ihres Herzens.
    Nehme ich halt einmal an, beweisen kann ich es natürlich nicht.

  3. “Es gibt auch sehr einfache Menschen, keine überragenden Intelligenzbestien (dieses Wort aus dem Volksmund sagt ja auch schon einiges aus), aber trotzdem sind sie herzensgute Menschen. Und selbst wenn sie nicht so belesen sind, oder sogar Analphabeten, so steht bestimmt der Name G’ttes ganz groß auf der Tafel ihres Herzens.”

    Zweifellos ist dies bis zu einem gewissen Grad so. Aber wir können nicht ignorieren, dass es z.b. sinngemäß in Pirkei Avot heißt:
    “Ein Ignorant, d.h. ein Ungelernter, ein Ungebildeter kann kein Chassid (Frommer) sein.”
    Und auch der Ramchal fasst dies in seinem Buch auf.

    Das Judentum ist hier nun einmal sehr stark auf das Lernen fixiert und das wird überall auch betont. Ab einer gewissen Stufe kommt man nicht mehr drum herum. Jeder lernt auf seiner Stufe, doch das Lernen bzw. Abmühen damit bleibt.

    Ein wunderbares Beispiel dieser Tugend des Lernens ist Rabbi Akiva…er lernte erst mit 40 Jahren lesen und schreiben, und zwar im Kindergarten, inmitten kleiner Kinder. Ohne das Lernen wäre er niemals Rabbi Akiva geworden, sondern immer Akiva geblieben, der die Gelehrten verabscheute, und sie so beißen wollte, wie ein Esel zubeißt (dabei zerbrechen die Knochen). So wurde er aber zu dem großartigen Rabbi Akiva, wie wir ihn heute kennen und lieben.

    Und wer einmal wirklich in den Genuss dieses Lernens gekommen ist, möchte es auch gar nicht mehr missen! Und vor allem: Wer ohne die Torah keine Intelligenzbestie war, wird spätestens durch sie zu einer.

    So sagt König David:

    “Die Torah des Ewigen ist vollkommen, sie erquickt die Seele; das Zeugnis des Ewigen ist zuverlässig, es macht den Einfältigen weise.” (Tehillim 19,8)

    Zumal wird eine gute Tat, die man unterlässt, oder eine Sünde, die man begeht, als absichtliche Übertretung gewertet (siehe “The Divine Code”, Seite 65), wenn man die Möglichkeit gehabt hatte zu lernen, und das Gelernte auch zu verstehen, dies aber unterliess. “Nicht zu lernen” ist also aus zwei Gründen nicht empfehlenswert: 1. man verpasst ein großartiges Geschenk, 2.führt “nicht lernen” irgendwann automatisch vom geraden Wege ab.

  4. Vorerst alles Gute zum Geburtstag. Darf man so etwas im Judentum sagen?

    Zu: “Es wäre aber gut, wenn sie dazu Belege aus der Schrift usw. bringen könnten, einfach damit eine gewisse Basis gewahrt bleibt.”

    Ich kenne mich nicht so gut aus mit den Schriften, aber was ich so gelesen habe, gibt es z.B. im Talmud widersprüchliche Meinungen, da haben die verschiedenen Rabbiner ab und zu eine unterschiedliche Meinungen. Auch später soll dieser Brauch fortgeführt worden sein. Aber bevor ich mich z.B. dem Talmud oder ähnlich weisen Büchern widme, möchte ich noch ein paar fundamentalere Dinge abarbeiten. Und das Leben bietet ja auch recht viel Anschauungsbeispiele.
    Allerdings muss ich eines zugeben: wenn man die Tora liest (und natürlich auch den Tanach als Ganzes), vielleicht auch ein zweites oder drittes Mal und über das eine oder andere nachdenkt oder sich von gelehrten Menschen belehren lässt, und sich dann noch über grundlegende Ge- und Verbote belehren lässt (deren Notwendigkeit ja schon der klare Menschenverstand vorschreibt, man muss halt nur mit viel Gefühl schaun, dass man die richtigen erwischt – die laufen einem ja auch nicht so einfach zu), dann steht man schon auf einem festen und gesunden Fundament, von dem man nicht mehr so leicht abgeworfen oder verführt werden kann.
    Aber mit diesem Buch in der Hand oder im Kopf wird eben nicht jeder geboren, und so kann es ein verwinkelter Weg dahin sein.

  5. Ich häng mich schon wieder an einem Wort auf. Z.B.”… während die intelligenten Menschen …”
    Erinnert mich ein bißchen an die Diskussion um Intelligenztests, die ab und zu geführt wird. Da wird dann z.B. die soziale Intelligenz gefordert.
    Ich stell mir einmal ein Moor vor, da gibt es Wege durch, aber nur Eingeweihte können diese Wege finden und als Führer für Unwissende dienen. Ebenso Gebirge, Urwälder, Wüsten, etc. Die Führenden tragen eine hohe Verantwortung für das Leben der ihnen Anvertrauten. Ebenso PilotenInnen, ÄrzteInnen, HeerführerInnen, … eine falsche Bewegung, ein falscher Schritt kann Menschen das Leben kosten. Die Weisheit dieser Menschen ist das Beherrschen besonderer Fähigkeiten, aber auch die Liebe zu den Menschen die sie führen ist nötig, denn nur mit ihr können sie die Verantwortung tragen die bei ihrer Tätigkeit nötig ist. Kannst Du mir sagen, wann und wie lernt man die Liebe zu den Menschen?
    Und was muss auf ihren Tafeln des Herzens stehen?

  6. “Ich häng mich schon wieder an einem Wort auf. Z.B.“… während die intelligenten Menschen …“ Erinnert mich ein bißchen an die Diskussion um Intelligenztests, die ab und zu geführt wird. Da wird dann z.B. die soziale Intelligenz gefordert.”

    Was Intelligente Menschen im Kontext des Textes sind, wird im Text selbst erklärt, Zitat:

    “während die intelligenten Menschen die Tafel ihres Herzens mit der Inschrift G-ttes beschriften, welche die Grundlage der Torah und der Gebote bildet; der Weisheit, edle Eigenschaften zu erlangen – bis ihre Seelen leuchten wie das Strahlen des Firmaments.”

    Wer ist also intelligent? Derjenige, die “Inschrift G-ttes” auf “die Tafel graviert”. Und die bildet die Grundlage der Torah und der Gebote, der Weisheit und dem Erlangen edler Eigenschaften…Was bedeutet gravieren?

    Ich brachte oben auch ArtScroll, die den Vers nochmal näher beleuchteten:

    ArtScroll zitiert Malbim zu diesem Vers, der ihn folgendermaßen kommentiert: „Verankere die Worte der Torah in deinem Bewusstsein so unauslöschlich, dass sie deine Gefühle, Wünsche und Handlungen kontrollieren.“

    Das beantwortet auch die Frage, was auf der Tafel des Herzens stehen muss. Was ist das Herz? Antwort: “in deinem Bewusstsein”…

    Und die letzte Frage:

    “Kannst Du mir sagen, wann und wie lernt man die Liebe zu den Menschen?”

    Das ist zwar nicht Thema des Textes, aber die Antwort lautet:

    Durch Mussar, denn das reinigt die Charakterzüge. Wird aber auch durch den Text selbst beantwortet:

    “…während die intelligenten Menschen die Tafel ihres Herzens mit der Inschrift G-ttes beschriften, welche die Grundlage der Torah und der Gebote bildet; der Weisheit, edle Eigenschaften zu erlangen – bis ihre Seelen leuchten wie das Strahlen des Firmaments.”

    Meine Posts sind dazu angedacht, dass man Quellen an die Hand bekommt, die man selbst nachschlagen kann. Das ist der Grund warum ich sie immer nenne. Es ist kein Wunder, dass man sich, schlägt man die Quellen nicht nach, an Wörtern aufhängen muss. Dieser Mangel kann aber beseitigt werden, schlägt man die Quellen nach und liest selbst.

    Ich gehe grundsätzlich mit folgendem Gedankengang und folgendem Anspruch an die Sache: Was hätte ich mir gewünscht, am Anfang, als ich begonnen habe mich tiefer mit dem Judentum auseinander zu setzen, so kompakt zusammen gefasst, vorzufinden? Nichts was ich schreibe, sauge ich mir aus den Fingern. Alles kann in den, stets von mir genannten, Quellen vorgefunden zu werden.

    Und ich wiederhole an dieser Stelle nochmal: Man wird u.U. nur mangelhaftes Verständnis des von mir Geschriebenen erlangen, wenn man die Quellen nicht studiert! Alles was ich hier tue, ist sozusagen die Highlights zu benennen, und ich benutze dabei mehrere Quellen parallel. Es würde einfach den Rahmen sprengen, auf jede Kleinigkeit und jedes Detail umfangreich einzugehen.

    Was Intelligenz, im Sinne des Judentums ist; Was Liebe, im Sinne des Judentums ist; Wie man das eine und das andere, im Sinne des Judentums, erlangt; Worauf dabei zu achten ist; usw…1. Werden diese Frage innerhalb das Judentums überhaupt einmal gestellt. Und 2. Wurde sehr viel Tinte vergossen, diese auch zu beantworten. Zu all diesen Fragen gibt es Antworten. Aber es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen sich die Mühe zu machen und zu lesen.

    Meine Texte repräsentieren wie gesagt einfach das, was ich mir am Anfang gewünscht habe vorzufinden – Texte, die auf gewisse Dinge eingehen und dabei Quellen zitieren und benennen, die zum Eigenstudium einladen und dieses auch Erfordern. Ich war häufiger an einem Punkt, an dem ich mich erst durch vieles durchwühlen musste, um zu einer Antwort, oder überhaupt zu einer Frage zu finden (viel wichtiger als die Antworten, sind im Judentum die Fragen).

    Praktisch gesehen bedeutet das: “Oh, hier ist ein Text über dieses oder Jenes Thema, und er benennt diese und jene Quelle! Sehr interessant, werde ich umgehend nachschlagen.”

    Und wer jetzt sagt: Na, da habe ich aber die Zeit nicht dazu, ich habe auch noch ein Leben und Verpflichtungen, wann soll ich das denn alles lesen! Dem sage ich:

    1. braucht man nicht mehr als 5 – 15 Minuten am Tag, Hauptsache man liest regelmässig JEDEN TAG und
    2. fängt man an Mussar diese 5 – 15 Minuten täglich zu lernen, dann merkt man irgendwann, dass man mehr Zeit dazu hat, als man gedacht hätte. D.h. dann werden aus den 15 Minuten automatisch irgendwann mehr, obwohl sich an den alltäglichen Verpflichtungen rein gar nichts ändert. Man hat dann seinen Alltag genauso wie vorher, aber diesen einfach um eine weitere Dimension erweitert und auch, setzt man das Gelernte um, um Welten verbessert!

    Aber das wichtigste ist erst einmal ernsthaft und überhaupt damit zu beginnen! Und meine Texte haben einzig das Ziel aufzuzeigen, wo man beginnen könnte.

    Aber zu sagen: “ich hänge mich an diesem oder jenem auf” oder “dieses und jenes passt mir nicht, sehe ich anders” und es dann dabei zu belassen, das ist einfach 1. viel zu wenig und 2. kein wirklicher Beginn. Es ist vielmehr ein Stolperstein, den man sich selbst in den Weg legt!

  7. “Wer ohne die Torah keine Intelligenzbestie war, wird spätestens durch sie zu einer.”
    Für diesen wunderschönen Satz möchte ich Ihnen von Herzen danken. Er bekommt einen Ehrenplatz an der Wand vor mir. Links vom Bildschirm, zwischen Psalm 91 und Charlottes (eine verstorbene Freundin) täglichen Gebet.

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