Parscha Bamidbar (Bamidbar/Numeri 1:1-4:20)
Schavuot
Bamidbar bedeutet „in der Wüste“. Konnte die Übergabe der Tora nicht in der Mitte einer großen oder kleinen Stadt erfolgen? Weshalb erhielten wir die Tora so weit weg, an einem unwegsamen Ort, an dem nichts wächst oder blüht?
Bamidbar betont den zentralen Ort, den die Wüste bei der Volkswerdung von Klal Jisraejl einnimmt. Weshalb erfolgte die Übergabe der Tora in der Wüste?
Wäre die Tora im Jüdischen Land gegeben worden, hätten die Bewohner des Landes Israel einen speziellen Anspruch auf die Tora gehabt. Die Tora wurde an einem öffentlichen Ort gegeben, um auf zu zeigen, dass Jeder einen gleich großen Anteil an der Tora hat.
Eine andere Erklärung besagt, dass die Tora in der Wildnis gegeben wurde, denn „wenn Du Tora lernen möchtest, dann musst Du Dich selber wie eine Wüste machen“. Dieses impliziert, dass man arbeiten soll an:
a. Bescheidenheit (Hochmütige geben sich für die Tora keine Mühe. Die G“ttliche Anwesenheit ruht nur auf jemandem, der bescheiden ist);
b. Zufriedenheit (ein bescheidener Mensch ist zufrieden und lernt leichter Tora);
c. Gegenschläge zu akzeptieren (ein Bescheidener Mensch kann mit weniger leben, als was er vom Leben erwartet hätte);
d. Freundlichkeit (bescheidene Menschen bekommen Freunde und verbreiten so die Tora);
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e. Einfachheit (jemand, der die Tora lernen, aber auch lehren möchte, sollte Luxus abgeben oder aufgeben können. Niemand kann sowohl in spiritueller, wie in materieller Hinsicht erfolgreich sein);
f. Ausrichtung auf Kedduscha (nur wenn Dein Kopf nicht mit anderen Dingen vollgepackt ist, ist es möglich, dass Torakonzepte Fuß fassen);
g. Dazu bereit sein, gegen den Strom anzuschwimmen (oft lehrt die Tora das Gegenteil von dem, was üblich, zeitgemäß und normal ist, zum Beispiel heutzutage eine große Familie zu haben).
„Ich werde Dich für immer an MICH binden, ICH werde Dich mit Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit mit MIR verknüpfen, mit Liebe und Barmherzigkeit. Aufrichtig und treu sollst Du MEINE Frau sein, und Du wirst Dich von HaSchem bewusst sein“ (Hosea 2:21-22).
Mit diesen Psukim (Versen) begleiten wir das Anlegen der Teffilin, der Gebetsriemen.
Das Verknüpfen ist hier nicht „Brit“, sondern „Eras“, Verloben. Das Band der Liebe zwischen HaSchem und SEINEM Volk kommt hier zum Ausdruck.
Hier spricht der Prophet G“ttliche Wörter aus. Aber wir sind es, die sie morgens aussprechen. Wer ist „ich“ in diesem Fall? Würde es sein können, dass wir zu HaSchem sprechen: ich verknüpfe DICH an mich mit Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit, Wohltätigkeit und Gnade?
Wenn wir das machen, laden wir uns eine enorme Verantwortung auf. Jedoch ist das genau diese Verantwortung, an der wir, als freie Menschen, gebunden sind. Nur freie Menschen können nach ihrem freien Willen handeln. Dieses erfordert viel Einsatz und Mesirut Nefesch, Aufopferungsbereitschaft.
Ein alter Spruch sagt: Einer für alle und alle für Einen. Ein bekannter Spruch besagt: wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist!
2 Antworten
“Ein bekannter Spruch besagt: wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist!” Ich kannte diesen Spruch nicht, aber er ist wunderbar.
Wie ich noch sehr jugendlich war und eine Zeit hatte, wo ich mit G’tt haderte (gibt es Ihn oder gibt es Ihn nicht?), da passierte es öfters, dass ich mir sagte, dies oder das ist unmöglich. Wenn das wirklich passieren sollte wäre das ein Wunder. Das war Alltagssprachenmäßig ohne viel nachzudenken. Aber nachdem es dann doch passiert ist, sah die Sache sehr banal aus und ich dachte, bei diesen und jenen Voraussetzungen kann es ja gar nicht anders kommen. Aber G
sei dank war ich noch realistisch genug um einzusehen wie klein die Wahrscheinlichkeit war, dass “diese und jene Voraussetzungen” überhaupt eintreffen. Nachdem mir das öfters passiert ist bin ich vorsichtiger geworden, das Wort “Wunder” auszusprechen.
Danke für diese schöne Parascha!
PS.: Da bei mir nur ein paar Zeilen angenommen werden, musste ich den Kommentar zweiteilen.