Ein Talmid-Chacham, ein Tora-Gelehrter, ist die Verkörperung der Tora
In der Parascha gibt es einen bemerkenswerten Pasuk (Vers): “Söhne und Töchter, die du gebären wirst, aber sie werden nicht deine sein, weil sie in Gefangenschaft weggebracht werden” (Dev. 28:41). Der Talmud (B.T. Gittin 48b) stellt als Antwort auf diesen Pasuk fest, dass Gefangene nicht “für mehr als ihren Wert eingelöst werden können”.
Druck auf die Gemeinschaft oder eine Entmutigungspolitik
Der Talmud diskutiert diese “Gezera”, dieses Verbot unserer Chagamim (Weisen): Es geht um den “Druck auf die Gemeinschaft”, da diese ernsthaft verarmen könnte (weil die Gemeinschaft mit großen finanziellen Problemen bei vielen Geiseln konfrontiert sein könnte) oder es könnte eine Entmutigungspolitik gegen Entführung und Geiselnahme sein. (Wenn die Geiselnehmer feststellen, dass die Geiseln nicht viel erbringen, wird man von Entführung oder Geiselnahme gegen Lösegeld Abstand nehmen).
Die Halacha für die Praxis ist, dass selbst reiche Leute, die genug haben, um ein hohes Lösegeld zu zahlen, Gefangene nicht für mehr als ihren Wert einlösen dürfen. Die Rischonim (Gelehrte, die zwischen 1000 und 1500 lebten) beziehen sich auf eine “ma’ase”, ein Ereignis im Talmud, bei dem Rabbi Yehoschua ben Chanania ein jüdisches Kind im Gefängnis in der Hauptstadt Rom sah. Das Kind sah sehr gut aus mit schönen, ausdrucksstarken Augen und schönen Haaren.
Rabbi Yehoschua ben Chanania stand am Eingang des Gefängnisses und rief: “Wer hat dieses Kind in die Gefangenschaft gebracht und das jüdische Volk der Schande und Plünderung ausgeliefert?” Das Kind antwortete: „HaSchem (G-tt) hat mich hier ins Gefängnis gebracht. Wir haben gegen Ihn gesündigt und nicht auf Seine Tora gehört. “
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Rabbi Jehoschua ben Chanania sagte dann: „Ich bin sicher, dass dieser Junge ein großartiger Gelehrter und Posek (Halachischer Entscheidungsträger) wird. Ich schwöre, ich werde diesen Ort nicht verlassen, bis ich diesen Jungen um jeden Preis eingelöst habe, der von mir verlangt wird.” Rabbi Jehoschua ben Chananja hat den Jungen tatsächlich gegen einen sehr hohen Geldbetrag eingelöst. Innerhalb kurzer Zeit stellte sich heraus, dass der Junge ein großer Tora-Gelehrter war und eine Posek innerhalb des jüdischen Volkes. Wer war dieser Junge? Es war der bekannte Rabbi Yischma’el ben Elischa.
Diese Episode widerspricht völlig der Halacha für die Praxis, dass niemand ein hohes Lösegeld zahlen darf, um Gefangene zu erlösen. Wie konnte Rabbi Jehoschua ben Chanania das tun?
Die Antwort ist, dass ein großer Gelehrter, ein großer Talmid-Chacham, der alle über die Weisheit der Tora informiert und mit seinem Wissen “alle Augen aufleuchtet”, die Ausnahme von der Regel ist oder tatsächlich die Ausnahme, die die Regel bestätigt.
So wie es einem Mann freigestellt ist, den Geiselnehmern alles an zu bieten, was er als Lösegeld zahlen kann, damit seine Frau sich freikaufen kann, weil seine Frau “als er selbst zählt”, so ist es auch mit der Tora: die Tora ist “als wir selbst”. Die Tora ist unsere Essenz. Ein Tora-Gelehrter, ein Talmid-Chacham geht sogar vor einer Torarolle, weil er die “Tora im Fleisch” ist. Er ist die Verkörperung der Tora. Und das ist all den Reichtum der Welt wert…