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JAAKOV UND SPINOZA: EINE BESTÄNDIGE WAHL – PARASCHA WAJECHI

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JAAKOV UND SPINOZA: EINE BESTÄNDIGE WAHL – PARASCHA WAJECHI

PARASCHA WAJECHI (BERESCHIT/GENESIS 47:28 – 50:26)

„Ja’akov neigte sich dem Kopfende seines Bettes zu“

(47:31)

Als Ja’akov spürte, dass sein Lebensende nahte, ließ er seinen Sohn Joseph, den Vize-König von Ägypten, schwören, dass er ihn in der Grotte Machpela begraben werde, bei seinen Eltern und Großeltern.

Joseph schwur es. Ja’akov neigte sich dankbar dem Kopfende seines Bettes zu. Laut der Jüdischen Tradition ruht die Schechina, die G“ttliche Präsenz, am Kopfende eines Krankenbettes. Dieses dürfte eigenartig erscheinen, ist aber eine Folge der Schwäche, die ein Kranker nun mal verspürt.

G“ttes Anwesenheit steht diametral im Gegensatz zu unserem Selbstwertgefühl. Je wichtiger sich ein Mensch nimmt, je geringer kann er auf G“ttes Nähe zählen. Wie gefühlvoller man sich zeigt, desto näher ist G“tt. G“tt meidet den Menschen, der denkt, er würde das Leben bestimmen und sucht den Menschen, der IHN sucht.

Deshalb können unsere Weisen behaupten, dass die Gebete eines Kranken wirkungsvoller als die Gebete anderer sind: ein Kranker fühlt sich abhängig und zerbrechlich. „G“tt ist allen nahe, die IHN anflehen, allen, die sich IHM ehrlich annähern“ (Psalm 145:18). G“tt hört dem Gebet eines jeden einzelnen zu. Aber jeder, der zu G“tt betet, muss begreifen, dass er oder sie von IHM abhängig ist. Der Erfolg unserer Gebete ist von unserer Einstellung zum Allmächtigen abhängig.

Wenn wir meinen, dass wir völlig selbständig und unabhängig sind und uns nicht für das Höhere öffnen, können wir voraussichtlich in den Augen unserer Mitmenschen als wirtschaftlich erfolgreich und als arriviert gelten, aber in unserer Beziehung zu HaSchem (G“tt) befinden wir auf den kürzeren Seite.

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Hieran musste ich im Schlepptau des Symposiums über Spinoza denken (tausendsechshundertzweiunddreißig bis tausendsechshundertsiebenundsiebzig). Er verkörperte das selbständige, autonome Denken und dieses wird auch oft als Gegenpol zu religiösem Denken und Gefühlen betrachtet. Laut Experten soll Spinoza gemeint haben, dass es keine Schöpfung, kein Ziel und keine Künftige Welt geben würde. Andererseits schreibt er, er sei kein Atheist.

Ich denke, dass der große Denkfehler ist, dass religiöse Menschen keine selbständigen Entscheidungen treffen würden. Es ist gerade die Essenz des Judentums, dass jeder Mensch jederzeit – eigentlich ununterbrochen – entscheiden muss zwischen dem, was er für gut und für weniger gut hält.

Dieses ist schwierig mit der Regel „G“tt weiss alles“ zu vereinbaren, aber trotzdem steht die freie Entscheidung bei uns im Mittelpunkt. Wie paradox es auch erscheint: auch der religiöse Mensch muss andauernd seine Entscheidungen treffen.

Wenn er oder sie für sich selber entscheidet, dass die gesamte Schöpfung von G“ttes Anwesenheit durchdrungen sei, ist das allein schon eine frei getroffene Entscheidung.

Eine Entscheidung, die den Menschen über die Willkür der Natur erhebt und ihn mit ewigen Werten verbindet, die nicht von der Laune der Tagesgeschehnisse abhängig sind.

Die Religion empfinde und betrachte ich als die unverrückbare Art von Beständigkeit.

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