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Pessach: Ein Volk aus einem anderen Volk

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Pessach: Ein Volk aus einem anderen Volk

Volk und Individuum 

Die vielen individuellen Juden in Ägypten wurden beim Exodus zu einem Volk zusammen geschmiedet. Das Jüdische Volk wurde aus Ägypten als Nation heraus geführt, aber jeder Jude wurde als Individuum ebenfalls befreit. In der Thora wird der bekannte Ausspruch „Goj mikerew Goj“ benutzt – das eine Volk (Israel) wurde aus der Mitte eines anderen Volkes (Ägypten) weg gezogen, also es bestand Zugzwang. Der Midrasch vergleicht diese bildliche Sprache mit einer werfenden Kuh, bei der die Geburt nicht gelingen will. Der Hirte oder der Schäfer muss zu Hilfe kommen, um das Kalb aus dem Bauch der Mutter zu ziehen. G“tt musste bei dieser „Geburt“ des Jüdischen Volkes persönlich nach helfen, um die Bnej Jisraejl aus ihrem götzenartigen Umfeld los zu eisen.

Nur G’tt kann das 

Nur der Allerhöchste kann eine solche Metamorphose, einen solchen Erscheinungswechsel, bewerkstelligen. Diese Loslösung von unserem natürlichen Umfeld sollten wir eigentlich jedes Jahr wieder neu erleben. Denn darum geht es während des Sederabends. Der Sederabend ist keine intellektuelle Übung in „wer kennt die meisten Erklärungen in der Hagadda?“ sondern ist als eine tief emotionale Wiederbelebung und wieder Empfindung  unserer Befreiung aus einer komplett fremden Kultur gedacht, mit der wir, wie ein Kalb im Bauch seiner Mutter, verbunden waren.

G“tt möchte, dass wir verstehen, dass unsere Kultur eine komplett andere ist, als die vielen Man-made Kulturkreise, die uns umgeben. Unsere Kultur ist eine G“ttliche Offenbarung, die wie ein Donnerknall bei heiterem Himmel auf uns nieder ging, voller Geheimnisse und Ideen aus anderen Welten, die wir uns wirklich zu eigen machen sollten. Aber auch das Individuum zog aus und auch die persönliche emotionale Entwicklung wurde berücksichtigt.

Als ob er persönlich aus Ägypten hinaus gezogen wäre

Wir finden diese „Doppelung“ bei allen Aspekten des Exodus, des Auszuges, wieder. Da zog ein Volk von schätzungsweise mehr als drei Millionen Menschen aus – 603.550 Männer und gleich viele Frauen zwischen zwanzig und sechzig Jahren, sowie sehr viele Kinder und Ältere. Laut der mündlichen Überlieferung (B.T. Pessachim 116b) – und so steht es auch wörtlich in der Hagadda – sollte wenigstens „jedes Individuum es jedes Jahr wieder so sehen, als ob er persönlich aus Ägypten hinaus gezogen sei“. Dieses erfordert sehr viel Einsicht- und Vorstellungsvermögen.

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ein Bestandteil unseres idealen Selbstbildnisses 

Ägypten heißt im Hebräischen „Mitzrajim“, was vom Stamm Metzarim, Grenzen, kommt. Der Auszug aus Ägypten kann auf psychologischer Ebene als das Entsteigen aus unseren eigenen Einschränkungen oder Beschränkungen übersetzt werden. Wenn wir das auf uns selbst beziehen, bedeutet die Bezeichnung, dass „wir in jeder Generation verpflichtet sind, uns selber so zu betrachten, als ob wir aus Ägypten ausgezogen wären“, dass dieses ein Teil unseres Egos, unseres Images geworden sei. Wir sollten uns immer wieder über unsere Triebe erheben, über unseren Alltag.  Dieses ist unsere Essenz geworden, ein Bestandteil unseres idealen Selbstbildnisses.

Die Zehn Gebote in der Einzahl

Der Zweck des Exodus war die Entgegennahme der Thora auf dem Berg Sinai. Die Gesamtheit der Zehn Gebote ist in der Einzahl gehalten: Halte den Schabbat…Ehre Deinen Vater und Deine Mutter…stiel nicht…morde nicht usw. usw. G“tt wendet sich an das Individuum.

Obwohl jeder am Fuße des Berges Sinai natürlich jedes Mal eine andere Nuance als sein Nachbar hörte, ist dieses wohl ein essentieller Bestandteil des Judentums geworden: das Empfinden und die Zuversicht, evtl. auch schon die Überzeugung, dass G“tt sich mit jedem Individuum gesondert befasst. G“tt lenkt das gesamte Universum, ist aber auch mit jedem Individuum und mit jeder Einzelheit aller Menschen gesondert verbunden. Dieses entspringt unter anderem der Tatsache, dass G“tt auch jede Einzelheit erschaffen hat und jeden Augenblick alles aufs Neue erschafft.

Dieses ist die Größe jedes Menschen. Seinen direkten „Draht“, die Bindung, zu und an den Allmächtigen. Und all diese Zusammentreffen der Beziehungen münden gemeinsam wieder  in Klal Jisraejl, dem G“tt Sei Dank unverwüstlichen Jüdischen Volk, das alle wüste Verfolgungen und grausamste Zeiten überlebt hat und als, wie nie zuvor, wieder spring lebendig auf der Weltbühne zu Tage kommt. Am Jisraejl Chai!

Pessach kascher wesameach – einen koscheren und fröhlichen Pessach

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