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ÜBER DIE HUTSCHNUR HINAUS DENKEN: DIE FÄHIGKEIT, SICH BEI DER RELIGION ETWAS VOR ZU STEL...

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ÜBER DIE HUTSCHNUR HINAUS DENKEN: DIE FÄHIGKEIT, SICH BEI DER RELIGION ETWAS VOR ZU STELLEN, IST WICHTIG – Parascha Wajeze

Ja’akov, unser dritter Erzvater, musste bei seinem Schwiegervater Lavan für seinen Lebensunterhalt arbeiten. Zunächst hatte er sieben Jahre bei und für Lavan gearbeitet, um die Rachel als Frau zu bekommen, die eine Tochter von Lavan, die er begehrte und liebte. Als er von seinem Schwiegervater mit der Schwester von Rachel, Lea, betrogen wurde (der diese ja so verschleiert hatte, dass Ja’akov meinte, sie sei Rachel), arbeitete er weitere sieben Jahre für Lavan (Gen. 29:2-35).

Beschuldigungen des Viehdiebstahls widerlegt

Im Anschluss daran musste ein Gehalt vereinbart werden. Lavan hatte inzwischen fest gestellt, dass er von G“tt gesegnet wurde, da Ja’akov bei ihm wohnte. Der Lohn waren gesprenkelte oder gefleckte Ziegen und dunkelfarbige Schafe. Auf diese Weise konnten Lavans andauernde und haltlose Beschuldigungen des Viehdiebstahls durch seinen bluteigenen Schwiegersohn Ja’akov, einfach widerlegt werden: „alles, was nicht bei den Ziegen gesprenkelt oder gefleckt ist und bei den Schafen nicht dunkelfarbig ist, ist durch Diebstahl in meinen Besitz gelangt“ (Bereeschit/Gen. 30:33). Lavan war damit einverstanden und bestimmte, dass zwischen seinen und Ja’akovs Herden ein Abstand von drei Tagen bleiben müsse.

Genetische Manipulation

Aber Ja’akov hatte von Geschäftemachen etwas mehr Verstand (oder Erfahrung), als Lavan. Ja’akov nahm junge Pappelnzweige, Mandelbäume und Platane und schälte diese so ab, dass Streifen an ihnen entstanden, indem er das Weiße der Zweige sichtbar machte. Die geschälten Zweige legte er in die Trinkwassertröge, aus denen die Weibchen der Kleintiere trinken kamen; und während des Trinkens wurden die Weibchen brünstig (das bedeutet, bereit sich zu paaren). War das Kleinvieh bei den Zweigen brünstig geworden, dann warf es gestreifte, gesprenkelte und gefleckte Tiere.

Ja’akov sortierte die Schafe aus und ordnete das Kleinvieh jeweils zu den gestreiften und zu allem schwarzen Kleinvieh. Auf diese Weise schuf Ja’akov große Herden und Reichtum für sich selbst (Bereschit/Gen. 30:33-43).

Es sieht etwas nach genetischer Manipulation aus

Raschi (1040-1105) erklärt jedoch, dass die Weibchen vor den geschälten Zweigen erschraken und nach hinten sprangen, so dass die männlichen Tiere sie besteigen konnten. Wie dem auch sei: die Jungen ähnelten den Zweigen, die ihre Mütter bei der Paarung gesehen hatten und wurden gestreift, gepunktet und gefleckt.

Die Fantasie beeinflusst

Ja’akov drückt uns mit der Nase auf die Tatsachen: die Vorstellungsfähigkeit ist sehr wichtig. Die Fantasie kann einen enormen Einfluss ausüben. Wenn schon Tiere, die sicherlich nicht über viel Verstand verfügen, durch ihr Vorstellungsvermögen schon dermaßen beeinflusst zu werden scheinen, indem sie Junge werfen, die geschälten Zweigen ähneln, dann können wir doch sicherlich an nehmen, dass auch der Mensch durch seine Vorstellungskraft beeinflusst wird.

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der Mensch kann sich selbst total verlieren

Normalerweise haben religiöse Angehörige nicht so viel für Vorstellungskraft übrig, da der Mensch durch einen Überfluss an Fantasie schon mal in Fahrt kommt und aus der Spur gerät. Der Intellekt scheint seine Beherrschung über den Menschen zu verlieren bei zu vielfarbigen, lebendigen Fantasien im Sinne des Irdischen, des Materiellen. Wenn der Mensch sich den Träumen über allerhand mögliche und unmögliche Wünsche und Begierden, Leidenschaften und Lüste hin gibt, kann das solche gewaltige Emotionen hervor rufen, dass der Mensch sich selbst total verliert.

Auf das Gute hin ausrichten

Aber wie alles auf dieser Welt, können auch Fantasie und Vorstellungsvermögen für das Gute verwendet werden. Ein religiöser Mensch verwendet sein Vorstellungsvermögen, um sein religiöses Leben zu intensivieren.

So können wir über die Größe G“ttes nachdenken. Ein Gefühl inniger Verbundenheit erhebt uns in höhere Sphären. Wir erleben in unserer Fantasie wieder die Offenbarung G“ttes am Berge Sinai, als wir die Thora erhielten. Unsere Dankbarkeit, Ehrfurcht und Verlangen nach G“ttes Offenbarung erhält hierdurch einen kräftigen Impuls. Wenn wir uns vorstellen, wie das ganze Volk erleuchtet wurde, als G“tt zu ihm sprach, können wir etwas von dieser geistigen Erhabenheit, mit einem modernen Begriff als Upgrade zu betiteln, nach empfinden, die dort, am Fuße des Sinai, die Menschheit mit guten, erhabenen Gefühlen beglückte und sie beseelte.

unsere Fantasie dazu verwenden, um unseren Glauben zu festigen

Schlechte Menschen benutzen ihre Fantasie, um zu sündigen. Unser Vorstellungsvermögen bildet unsere Gefühle und Emotionen. G“tt zu dienen bedeutet in der Praxis, unsere Fantasie dazu zu verwenden, um unseren Glauben zu festigen und einen spirituellen Erdrutsch in uns selber in Gang zu setzen.

unsere Religiosität kann einen kräftigen Stoß erhalten und gesteigert werden 

Wenn wir uns den Tempel zu Jerusalem in seiner ehemaligen Pracht vor unser geistiges Auge führen, kann unsere Religiosität einen kräftigen Stoß erhalten und gesteigert werden. Wenn wir uns unsere großen Gelehrten im Geiste betrachten, werden wir zu intensiveren Gebet angespornt, gelangen wir zur Erkenntnis, dass wir unser Leben verbessern sollten, unser Tun zu analysieren und unsere Ziele auf einen erhabeneren Lebensweg mit erhöhter Spiritualität und intensiverer religiösen Tatkraft, aus zu richten.

G“tt hat uns diese verblüffende geistige Kraft des Wachstums, der Fantasie und des Vorstellungsvermögens bei unserer Geburt nicht ohne Grund mit gegeben. Wenn wir diese zu Gutem nutzen, gewinnt unser religiöser Glaube an Farbe und an Kraft.        

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