Philosophie בסייד
HaSchem (G’tt) schuf die Welt und gab dem Menschen die Aufgabe, sie zu erobern.
Die Eroberung und Beherrschung der Erde kann als eine physische Aufgabe gesehen und verstanden werden, aber für uns ist es ein rein mentaler, kedushedikke Auftrag.
Die Toiro ist kein Handbuch, in dem es darum geht, “wie wir diese Welt physisch unterwerfen können”, sondern ein Handbuch, ein Leitfaden für “wie können wir auf dieser Welt Keduscha (Heiligkeit) schaffen? Wie können wir den Malchut Shamayim (G’ttes Herrschaft) hier auf Erden festigen?
Vajipach be’apav nischmat chajim vajehi ha’adam lenefesch chaja (Gen. 2:8). HaSchem hauchte Leben in seine Nase, und der Mensch wurde zu einem lebendigen Wesen.
Unkelos übersetzt es mit einer anderen Nuance, vielleicht sollte ich sagen, mit einem eher technischen Ansatz. Instrumental. Unkelos beantwortet – noch bevor die Frage gestellt wird – das Problem: “Wie bringen wir Keduscha auf die Erde? Ki ze kol ha’adam das ist unser Tachlit (Zweck) hier auf Erden. Dafür wurden wir geschaffen.
Unkelos übersetzt Unefach be’anpohi nishmeta dechaje wehavat be’adam leruach memalela, was wörtlich bedeutet, dass die Neschomme zu einem sprechenden Geist wurde.
Der Mensch wurde in die Lage gebracht, seine Gedanken in Worte zu fassen und mit anderen Menschen zu kommunizieren.
Gedanken zu formulieren bedeutet, einen logischen Denkprozess in Gang setzen zu können und so die Welt zu kontrollieren und Keduscha in diese materielle Welt einzubringen.
Das ist das Geheimnis der Jiddischkeit. Es ist die shelitas hamochin al hamiddot, die Beherrschung und Kontrolle der middot, unserer menschlichen und irdischen Eigenschaften, unserer Leidenschaften und Begierden.
Wir sind nicht den Sternen oder dem Zufall unterworfen. Wir sind nicht dazu geschaffen, von unseren Gefühlen und Wünschen beherrscht zu werden. Schon bei der Erschaffung des Menschen wurden ihm Kochot (Fähigkeiten) gegeben, um alle Fallstricke auf dem Weg zu überwinden.
Wenn uns ein solches Talent und solche intellektuellen Möglichkeiten gegeben wurden, bedeutet das gleichzeitig, dass uns die Aufgabe gegeben wurde, diese Kochot, diese Möglichkeiten zu nutzen.
Wir haben die Macht, allen Schmutz und psychischen Müll aus unserem gesamten Leben zu löschen und zu entleeren. Und diese Kraft kommt von unserer Neschomme, die ein Stück G’ttlichkeit, Elokut, in sich trägt.
Diese Neschomme kommt aus der großen Einheit, Echad, Jachid uMejuchad und bezieht ihre Kraft direkt von HaSchem. Es ist diese übernatürliche Einheit, des HaSchem Echad, die uns sowohl horizontal als auch vertikal verbindet.
Horizontal, weil wir uns direkt unter HaSchem befinden und es kein Dazwischen gibt. Diese Kraft hält alles zusammen und verbindet alles. Wir können es mit einem Maschal (Vergleich) verstehen, wie es die Gemara (Talmud) bringt, und jeder kann dies verstehen: So wie die Neschomme den Körper zusammenhält, hält HKBH (G’tt) das Universum zusammen. Das ist sofort spürbar. Obwohl mein Körper aus Milliarden, Billionen von Teilchen besteht, erlebe ich mich als eine Einheit. Ohne diese Neschomme fällt die ganze irdische Hülle auseinander und wird völlig wertlos.
Und vertikal bein Adam lechavero – zwisschenmenschlich – bedeutet diese Neschomme, die wir alle teilen, dass wir alle zusammen ‘kol Jisraeil areiwim ze laze’ sind.
Dies ist nicht nur ein chiuv, eine Verpflichtung, sondern eine Beschreibung der Jiddischen Realität. Wir halten als Einheit zusammen, trotz aller Unterschiede und Machloikessen, sind wir doch im Grunde eine totale Einheit.
Und das bedeutet, dass wir unbedingt zusammenarbeiten müssen, um diese Kedusha in die Welt zu bringen. Echad, Jachid uMejuchad.
Unser Yichud ist auch unser Yiud, das bedeutet Ziel und Zweck im Leben. Die Buchstaben chet und ajin sind austauschbar, da es sich bei beiden um Kehllaute handelt. Dies hat nicht nur philosophische, sondern auch halachische Konsequenzen. Wenn unser Yichud, unsere besondere Bestimmung, in Gefahr ist, müssen wir alle Hände voll zu tun haben.
Yichud hat mit Würde und einem höheren Auftrag zu tun. Wir alle sind Garanten dafür.
