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Was haben wir wirklich am Berg Sinai erhalten?

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Was haben wir wirklich am Berg Sinai erhalten?

An Schawuot feiern wir bekanntlich die Erhaltung der Tora. Nachdem Mosche 40 Tage und 40 Nächte, ohne zu essen und zu trinken, auf dem Berg Sinai verbracht hatte, brachte er die Tora hinunter. Doch was ist damit gemeint, dass er die Tora hinunterbrachte?

Im Talmud (Brachot 5a) steht, dass G´tt anderes als ein menschlicher Verkäufer ist: Normalerweise wenn ein Gegenstand verkauft wird, dann freut sich der Käufer und der Verkäufer ist traurig (Die Rede ist nicht von einem Gegenstand, welcher zum Verkauf steht, sondern ein Gegenstand, welchen der Verkäufer nicht verkauft hätte, wäre er nicht dazu gezwungen). G´tt hingegen, obwohl er dem jüdischen Volk die Tora übergab, freute sich darüber.

(Natürlich hat G´tt keine Emotionen, wie Trauer und Freude und unsere Weisen benutzen diese Ausdrücke nur, um uns den Gedanken zu verdeutlichen)

Es stellt sich jedoch die Frage, warum sollte G´tt darüber „traurig“ sein, dass er dem jüdischen Volk die Tora gegeben hatte, er hat dadurch anscheinend nichts verloren?

Im Midrasch steht, dass sich die Engel zuerst weigerten die Tora an das jüdische Volk zu übergeben und erst nachdem sie von Mosche überzeugt wurden, stimmten sie dieser Übergabe zu. Wiederum stellt sich die Frage, was verlieren die Engel dadurch, dass das jüdische Volk die Tora bekommt?

Im Talmud (Baba Mezia 59a) wird berichtet, dass es zur Zeit der Mischna einen großen Streit zwischen den jüdischen Weisen gab, bezüglich der Tum´ah (spirituellen Unreinheit) eines Ofens, welcher zerstört und wiederaufgebaut wurde, ob er rein oder unrein sei. Die Mehrheit der Weisen war der Meinung, dass der Ofen spirituell unrein ist und nur Rabbi Eliezer erlaubte diesen Ofen.

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Rabbi Eliezer brachte zahlreiche Beweise für seine Entscheidung, aber die Weisen beantworteten seine Fragen und blieben bei ihrer Meinung. Dann verkündete Rabbi Eliezer, dass wenn er Recht hat, dann soll eine gegenwärtige Wasserquelle auf übernatürliche Weise gegen die Strömung fließen und die Wände sollen einstürzen und all dies passierte. 

Anschließend verkündete eine Bat Kol (eine himmlische Stimme), dass Rabbi Eliezer Recht hat und die Halacha nach ihm geht. 

Nach solch einem Beweis würden wir sicher denken, dass die Diskussion beendet wurde und die Weisen Rabbi Eliezer Recht gaben, aber so war es nicht. Rabbi Yehoschua, der Repräsentant der Mehrheit, stand auf und verkündete, dass die Tora nicht (mehr) im Himmel ist und die Halacha nach der Entscheidung der Mehrheit gefallen wird. 

Was wir aus dieser Passage lernen, ist die Kraft der jüdischen Weisen und das Gewicht ihrer Entscheidungen. An Schawuot hat das jüdische Volk und insbesondere die jüdischen Weise weit mehr als nur die 613 Ge-und Verbote bekommen. Mit dem Erhalt der Tora wurde die Tora in die Hände der jüdischen Weisen übergeben und sie haben die Autorität erhalten, die Tora nach ihrem menschlichen Verständnis zu interpretieren und dementsprechende Entscheidungen zu treffen.

Die halachische Entscheidung folgt stets der Mehrheit der Weisen und wenn die Mehrheit einer bestimmten Meinung ist, dann muss der Rest diese Meinung akzeptieren, auch wenn man “im Himmel” einer anderen Meinung ist. Aus diesem Grund ist die mündliche Lehre, welche die Meinungen der Gelehrten vereint, so wichtig, denn ohne sie ist es nicht möglich die schriftliche Lehre zu verstehen. 

Jetzt verstehen wir auch, warum G´tt einen Grund gehabt hätte, ein “trauriger Verkäufer” zu sein und warum die Engel zu Beginn gegen diese Übergabe waren, denn mit dieser Übergabe bekamen die jüdischen Weisen das Recht, Entscheidungen basierend auf ihrem menschlichen Verständnis zu treffen, sogar wenn man “im Himmel” einer anderen Meinung ist!

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