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In der Parascha geschehen viele Dinge, die schwer zu verstehen sind – Parascha Wajes...

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In der Parascha geschehen viele Dinge, die schwer zu verstehen sind – Parascha Wajeschew

In der Parscha Wajeschew geschehen viele Dinge, die unsere Aufmerksamkeit verdienen. Schauen wir sie uns alle an. Die Parscha enthält viele Lektionen für die Ewigkeit.

 I: Meinungsverschiedenheit zwischen Joseph und seinen Brüdern

 „UND JOSEPH ERZÄHLTE IHREM VATER BÖSE GERÜCHTE ÜBER SIE“ (BERESCHIT/Gen. 37:2).

Eines der Punkte, über den Joseph bei seinem Vater das Verhalten seiner Brüder anprangerte, war die Tatsache, dass sie das Fleisch eines Tieres aßen, das noch lebte (ewer min hechai). Joseph sah sie das Fleisch eines Tieres essen, das nach der Schechita, der rituellen Schlachtung, noch zuckte. Laut dem Jüdischen Gesetz ist das erlaubt (der Halacha entsprechend ist das Tier nach der Schlachtung bereits tot), aber nach dem Gesetz der Noachiden ist dieses verboten. Noachiden dürfen das Fleisch eines Tieres erst essen, nachdem dieses vollkommen tot ist. Dieses bildete eine schwerwiegende Meinungsverschiedenheit zwischen Joseph und seinen Brüdern.

Waren sie vor Mattan Thora – der Thoragesetzesgebung im Jahre zweitausendvierhundertachtundvierzig vor der Zeitrechnung – schon Bnej Jisrael (Juden) oder doch noch Noachiden? Die Brüder meinten, dass sie bereits auf der Ebene der Bnej Jisrael NACH Mattan Thora seien. Joseph jedoch hielt ihnen entgegen, dass sie sich noch auf der Ebene der Noachiden befinden würden, die die Thoragesetze aus eigenen Stücken an nahmen, so dass sie mit Beschwerden von beiden Seiten rechnen müssten. Die Gültigkeit der Schlachtvorschriften war erst  nach Mattan Thora wirklich in Kraft getreten. Daher meinte Joseph, dass die Brüder mit dem Verzehr von Fleisch eines gerade geschlachteten Tieres hätten warten müssen, bis das Tier ganz still gelegen hätte und wirklich tot war, wie das für Noachiden vorgeschrieben war und ist. Dieses Missverständnis führte letztendlich zur Ägyptischen Golah (Verbannung).

II: Re’uwens Dilemma

„VERGIESSE KEIN BLUT, SCHMEISS IHN IN DIESES LOCH, STRECKE DEINE HÄNDE NICHT NACH IHM AUS, DENN ER HATTE DIE ABSICHT, IHN AUS IHRER HAND ZU RETTEN UND IHN SEINEM VATER ZURÜCK ZU BRINGEN“ (37:22). Die Brüder waren sehr eifersüchtig, da ihr Vater den Joseph bevorzugte. Außerdem hatte Joseph bekannt gegeben, dass er über sie herrschen würde. Daraufhin entschieden sie, ihn zu töten. Re’uwen versuchte, seine Brüder auf zu halten. Der Midrasch (Wajikra Rabba 34:8) kommentiert zudem: „Hätte Re’uwen geahnt, dass G“tt in der Thora über ihm schreiben würde, dass er die ernsthafte Absicht gehabt hatte, Joseph zu retten, dann hätte Re’uwen den Joseph auf seinen Schultern zu seinem Vater zurück getragen – anstatt an zu deuten, dass sie ihn in das Erdloch werfen sollten, aus dem er sich nicht eigenständig hätte befreien können. Merkwürdig! Dieser Midrasch lässt vermuten, dass Re’uwen nicht sehr seriös gewesen sein soll. Aber so einfach war es nicht.

Re’uwen, der als Erstgeborener die schwerste Verantwortung zu tragen hatte, wird von seinem Gewissen geplagt: „Waren meine Brüder bei ihrem Todesurteil für Joseph auch gerecht?“. Diese Frage muss ihn andauernd beschäftigt haben. Der Rokeach (dreizehntes Jahrhundert, Deutschland) deutet an, dass Re’uwen sich selber die Frage mit einem Argument beantwortet hatte, das später als rechtmäßig bezw. als gesetzmässig erklärt wurde: „Wenn ein Täter zum Tode verurteilt wird ohne dass es auch nur EINE entlastende Anhörung gibt, wird der Beschuldigte frei gelassen. Die Tatsache, dass nichts zu seinem Vorteil bezw. zu seiner Verteidigung gesagt werden konnte oder durfte, weist darauf hin, dass alle Richter befangen waren“.

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Der Gaon von Wilna erklärt, dass wir oft Gutes tun möchten, aber nie wissen, ob wir richtig gehandelt haben oder nicht. Dieses war Re’uwens Dilemma. Die Brüder hatten entschieden, dass Joseph die Todesstrafe als ein „Rodejf-Angreifer“ verdient hatte. Sie meinten, dass Joseph sie lebensgefährlich bedrohte.

Obwohl er dem nicht zustimmen konnte, war Re’uwen sich nicht ganz sicher, ob er Recht hatte. Deshalb ließ er ihn nur in das Loch werfen. Hätte er verstanden, dass seine Entscheidung wirklich der Wille G“ttes gewesen sei, dann hätte er mit viel mehr Überzeugung gehandelt und er hätte Joseph auf seinen Schultern zu seinem Vater zurück gebracht. Re’uwen’s Problem ist ein allgemeines menschliches Dilemma: wir kennen den Effekt unseres Handelns nicht: der „Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert“. Erst viele Jahre später kann man rückblickend beurteilen, ob eine bestimmte Wahl die richtige in unserem Leben gewesen war. Dieses ist jedoch leider ein tragischer Bestandteil der menschlichen Tragödie…

III: Wie benennen wir ein Held?

„JOSEPH WAR NUN VON SCHÖNER GESTALT UND VON SCHÖNEM AUSSEHEN“ (39:6).

Im Talmud wird Joseph der herausragende Tzaddik genannt. Der Tzaddik ist der jüdische Held. Wie benennen wir ein Held? In den Sprüchen der Väter (Pirkej Awot) steht: „Ben Soma sagt: Wer ist weise? Der, der von Anderen lernt. Wer ist ein Held? Der, der im Stande ist, sich zu bezwingen und zu beherrschen. Wer ist reich? Der, der mit dem, was er hat, glücklich ist. Wer erfährt Ehre und Anerkennung? Der, der andere Menschen ehrt und anerkennt“.

Wie sehen hier, dass das Judentum keine Heldenverehrung kennt, wie diese in manchen Kulturen erfolgte und erfolgt. Mit Kraft, Reichtum oder Intelligenz zu prahlen, ist nicht passend. Die Definition eines Heldes ist, sich selbst beherrschen zu können, seine Triebe und Lüste zu bezwingen und seine Bedürfnisse zu zügeln. Das Judentum kennt also keine Heldenverehrung, wie in den mittelalterlichen Ritterromanen oder wie in den griechischen Mythen und Sagen nachzulesen ist.

Unsere Helden sind Helden des Geistes. Es sind Menschen, die ihren irdischen Einschränkungen, den kleinen Interessen, den schwierigen Umständen, Eigenwahn oder Selbstverblendung entstiegen sind, sich von ihnen gelöst haben.

IV: Judentum ist mehr als nur „Hühnersuppe“ 

„ABER ER HINTERLIESS SEIN GEWAND IN IHRER HAND, FLÜCHTETE UND LIEF NACH DRAUSSEN“ (39:12). Als die Frau von Potiphar –Sulaika- Joseph erwischte, flüchtete er nach draußen. Sulaika behielt nur sein Gewand, sein Kleidungsstück, in ihren Händen. Die Aussage dieser Geschichte soll verdeutlichen: wenn wir versuchen, unsere Jugend mit allerlei „äußerlichen“ Verlockungen ins Judentum hinein zu ziehen, bleibt uns nur eine leere Hülse als Bezug zum Judentum übrig. Wenn der Inhalt uns entgleitet, sind wir vom Ziel weit entfernt. Es war die Mesirut Nefesch (Aufopferungsbereitschaft) von Joseph, die ihn sein Judentum behalten ließ. Ein Beispiel für uns: Judentum ist mehr als nur „Hühnersuppe“, a Jauch!

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