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Ist Hebräisch eine heilige Sprache? – Parascha Mikez

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Ist Hebräisch eine heilige Sprache? – Parascha Mikez

Joseph sprach Hebräisch. Der Pharao tat es nicht. Als Joseph dem Pharao vorgeführt wurde, prüfte der Pharao seine Sprachkenntnisse. Ein Pharao musste in der Lage sein, alle 70 Sprachen zu sprechen. Der Pharao beherrschte alle Sprachen außer Hebräisch. Joseph bemerkte dies und der Pharao ließ ihn schwören, es niemandem zu sagen. Der Grund, warum der Pharao kein Hebräisch sprach, war die Tatsache, dass Hebräisch eine heilige Sprache war. Pharao lebte in Tuma, Unreinheit, und hatte keinen Sinn für Kedusha, Heiligkeit. Deshalb werde ich jetzt mit Ihnen besprechen, was das Besondere an Hebräisch, der heiligen Sprache, ist. 

die Sprache, die G“tt benutzte

Hebräisch war die Sprache, die G“tt benutzte, um zu den Menschen zu sprechen. Wenn G“tt eine Sprache auswählt, ist dieses ein Zeichen oder ein Beweis, dass dieses die am Meisten erhabene Art von Sprache ist.

Iwrith nach Ever

Adam war der erste, der diese Sprache sprach. Noah beherrschte sie auch und gab sie an Ever weiter. Das Hebräisch wurde nach Ever benannt, IWRITH. Nach der Babylonischen Sprachverwirrung setzte Ever sein Sprechen des Hebräisch fort. Auch Avraham sprach das Hebräisch als heilige Sprache. Das Aramäisch war für ihn die Umgangssprache, da er aus Ur von den Chaldejen kam. Jischmaejl, Avrahams Sohn, brachte die Heilige Sprache zu den Arabischen Völkern. Hierdurch hat es sich ergeben, dass das Hebräisch, das Arabisch und das Aramäisch sich in mancher Hinsicht ähneln.

Der Unterschied zwischen dem modernen und dem klassischen Hebräisch ist groß. Israel hat zur Wiederbelebung unserer Jahrhunderte alten Sprache einen enormen Impuls gegeben. Für die traditionellen Juden war das Hebräisch immer lebendig geblieben. Aber für die Abseitsstehenden ist das Hebräisch in den vergangenen 170 Jahren in den Hintergrund getreten, bedingt durch Emanzipation und Assimilation. Etwa um den Anfang der Jahreszählung herum wurde, übrigens auch in Israel, kaum mehr Hebräisch gesprochen. Die Umgangssprache war damals Aramäisch.

Der Sprachzustand im Westen

Zurück zum Europäischen Ghetto. Die Religion ersetzte alles, was die Volkszugehörigen in einer anderen nationalen Gemeinschaft miteinander verbindet. Mit der Aufklärung wurde die Einheit der Jüdischen Gruppe angetastet. Wir erhielten Bürgerrechte, mussten aber unsere nationale Selbständigkeit, unsere Autonomie und die eigene Gerichtsbarkeit aufgeben. Eigentlich war die Einbringung in eine größere Welt eine Art von nationalem Selbstmord.

Die Assimilation einer Sprache

Dasselbe gilt für die Assimilation der Jüdischen Sprache. Farb- und Kraftverlust, Verarmung und das Verschwinden war ihr westliches Schicksal. Große Bekanntheit mit dem Hebräisch ist eine Entwickelung, der ich ohne wenn und aber zu jubele. Aber das Hebräisch ist für uns doch etwas anderes als für den durchschnittlichen Sprachwissenschaftler. Für den Juden ist das Hebräisch die Sprache, in der er oder sie seine/ihre religiösen Gefühle in Worte fasst, es ist die Sprache der nationalen Zusammengehörigkeit, eine heilige Sprache, die mit und in jedem Wort überhaupt viel mehr beinhaltet, als eine wissenschaftlich einwandfreie Übersetzung wiedergeben kann.

Zweck und Mittel

Ist Hebräisch für einen religiösen Menschen anders als für einen Gelehrten? Für den Juden ist Hebräisch lediglich ein Mittel – ein heiliges Mittel -, um zum Wesen des Judentums zu gelangen. Für den Sprachwissenschaftler ist das Studium der heiligen Sprache ein Selbstzweck, bei dem der tiefe religiöse Reichtum des Hebräischen meist unberücksichtigt bleibt.

Klassisches und modernes Ivrit

Was ist der Unterschied zwischen klassischem und modernem Hebräisch? Aus verschiedenen Epochen der jüdischen Geschichte sind uns verschiedene Varianten des Hebräischen überliefert, das Tanach-Hebräisch, das Mischna-Hebräisch, das Hebräisch der großen mittelalterlichen Dichter, wie es in den Pijutim (liturgischen Festgedichten) aufgezeichnet ist, und das mittelalterliche Ivrit der klassischen Philosophen wie der Kuzari.

Verschiedene Aussprüche

Weit weniger bekannt ist jedoch, dass das Hebräische auch sehr viele verschiedene Aussprachen hat. Eine alte Überlieferung besagt, dass jeder der 12 Stämme ursprünglich eine eigene Aussprache hatte, eine Tatsache, für die sich in der Geschichte des Tenach einige Belege finden lassen. Hebräisch war eine lebendige Sprache. Leben setzt Veränderung voraus. Wir unterscheiden zwischen sephardischer, aschkenasischer und jemenitischer Aussprache.

Unterschiede zwischen der westlichen und der östlichen Variante

Innerhalb der aschkenasischen Sprache gibt es wiederum Unterschiede zwischen der westlichen und der östlichen Variante, Unterschiede, die wir auch bei der sephardischen Aussprache finden. Nehmen wir das hebräische Wort für “Welt”: Im modernen Hebräisch heißt es OLAM. Im Frankfurt der Vorkriegszeit wurde dies als OULOM ausgesprochen. In Amsterdam wurde und wird es als NGOULOM ausgesprochen, weil die Amsterdamer Juden – vielleicht nach sephardischer Auffassung – den Buchstaben ajin als ngajin aussprechen.

In Polen wurde dasselbe Wort jedoch als OILEM ausgesprochen, weil das o als OI gezählt wurde und die letzte Silbe viel weniger betont wurde als in unserer Aussprache. In diesem Zusammenhang sollte auch die litauische Aussprache nicht unerwähnt bleiben: Das o wird dort als é oder e ausgesprochen: ELEM.

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Aber nicht nur die Vokale, sondern auch die Konsonanten unterscheiden sich in der Aussprache. So sagen die portugiesischen Juden am Ende des Schabbats SABUANG TOB (eine gute Woche), während man in Israel einfach SCHAWU’A TOV sagt.

Alle Aussprüche gleich gültig?

Sind alleAussprüche gleichermaßen traditionell und gültig? Das Judentum lebt von der Gnade seiner Tradition, und es stellt sich die Frage, wie diese verschiedenen Sprüche zustande gekommen sind. Die brennendste Frage ist: Welche Entscheidung ist die richtige? Das erlösende Wort in diesem Zusammenhang stammt von Reb Mosche Feinstein (20. Jahrhundert, New York), einem führenden Halachisten aus Amerika.

Unterschiede in der Aussprache

Rav Feinstein beginnt mit der Feststellung, dass es wahrscheinlich ist, dass alle Juden, als sie zur Zeit des ersten Tempels (etwa vor 3000 Jahre) noch in Israel lebten, die gleiche Aussprache hatten. Nachdem die Juden über alle Länder der Welt verstreut waren, ergaben sich Unterschiede in der Aussprache aufgrund der unterschiedlichen Intonation und Sprachen.

Jede anerkannte Aussprache ist traditionell

Seine wichtigste Frage lautete, ob die unterschiedlichen Aussprachen, von denen zwangsweise nur EINE die richtige sein kann, alle noch unter dem Hut „traditionell“ passen würden. Und seine Antwort auf die Frage ist genauso bemerkenswert: „Jede anerkannte und stabil bestehende Aussprache, die innerhalb einer bestimmten Gruppierung akzeptiert wird, heißt traditionell“.

weitreichende Konsequenzen 

Diese Auslegung hat weitreichende Konsequenzen innerhalb des orthodoxen Judentums. Das Judentum lebt dank seiner Tradition. Dieses impliziert, dass jede Gruppierung in ihrer traditionellen Aussprache verhaftet bleiben kann.  Bedeutet das auch, dass ich, als Aschkenaischer Jude, meine Pflicht, an jedem Schabbat den wöchentlichen Thora-Abschnitt vortragen zu hören auch erfüllen kann, indem ich einem Sefardischen Vorleser zu höre? Aus der Entscheidung von Rav M. Feinstein scheint dieses möglich zu sein, indem der Vortragende einer legitimen Aussprache folgt.

Relative Vorteile von Aussprachen

Gibt es dann doch nicht bessere und weniger gute Aussprachen? Die Frage nach der genauesten Aussprache spielte auch in vergangenen Jahrhunderten eine Rolle. Verschiedene Autoren erklärten die Sefardische Aussprache als die Übergeordnete, da das Jüdische Gesetzbuch Schulchan Aruch (53:12) davor warnt, dass jemand, der keinen Unterschied zwischen einem Alef und einem Ajin macht, nicht vorbeten darf.

auch die Aschkenasische Aussprache hätte ihre Vorteile 

Nicht desto trotz weist R. Awraham Löwenstamm, Rabbiner in Emden um 1800, darauf hin, dass auch die Aschkenasische Aussprache ihre Vorteile hätte, da sie deutlich zwischen A- und O-Klängen unterscheidet und zwischen Nebenklängen mit einem Punkt in ihrem Buchstaben, die hart ausgesprochen werden und die ohne Punkt, die weich ausgesprochen werden.

Ist eine andere Aussprache leicht zu lernen?

Er widersetzt sich dann auch gegen die Akzeptanz der Sefardischen Aussprache in Aschkenasischen Gemeinden. Er untermauert seinen Bezug gleichzeitig mit dem Argument, dass er für jemanden, der im Aschkenasich erzogen und aufgewachsen ist, fast oder gänzlich unmöglich sei, es zu schaffen, die Sefardische Aussprache gut zu erlernen. Wenn Aschkenasen die Sefardische Aussprache übernehmen würden, wäre das Ergebnis weder Fisch noch Fleisch. Dieses sei sicherlich nicht erwünscht.

Rabbi Nathan Adler

In der Responsen-Literatur wird auch noch auf die Meinung von Rabbi Nathan Adler (1741-1800) aus Frankfurt hingewiesen, der als EINER der größten Halacha-Gelehrten seiner Zeit betrachtet wird. Rav Adler wechselte an einem bestimmten Moment von Sefardisch auf Aschkenasisch über. Aber er war der einzige in Frankfurt, der das machte, während alle anderen Größen jener Zeit der Aschkenasischen Aussprache treu blieben. Darüber hinaus verweist EINER der Schüler von Rav N. Adler auf die Tatsache, dass Rav Adler während 2 oder 3 Jahre einen Sefardischen Lehrer beherbergte, der ihm die richtige Aussprache bei brachte.

Logische und informative Sprache

Hebräisch ist die Sprache mit der meisten Logik und informationsreichen Inhalten. Sie ist die erhabenste Art von Sprache. Wenn ich in Hebräisch „Wichuneka“ sage, dann benötige ich dafür in Niederländisch, Flämisch oder auch in Deutsch sechs Wörter: „Und möge ER Ihnen wohlgesinnt sein.“ Schon nur deshalb ist Hebräisch etwas Besonderes.

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