Die Feiertage und der Kalender spielen im Judentum eine sehr wichtige Rolle. Jeder Feiertag hat seine besonderen Gesetze, Gebote und Gebete (manchmal auch Bräuche). Sie lassen sich generell in zwei Kategorien einteilen (der Unterschied zwischen Feiertagen aus der Tora und denen der jüdischen Weisen spielt diesbezüglich keine Rolle):
Manche Feiertage markieren ein Ereignis, welches zu diesem Zeitpunkt im Jahr stattfindet. Beispiele dafür sind Rosch HaSchana und Yom Kippur. An Rosch HaSchana richtet G´tt die gesamte Welt und entscheidet, was mit jedem Menschen während des Jahres passieren wird. Dieses Urteil wird anschließend an Yom Kippur besiegelt.
Andere Feiertage erinnern an ein Ereignis, welches in der Vergangenheit liegt. So wird Sukkot (Laubhüttenfest) anlässlich G´ttes Schutzes während der 40-jährigen Wanderschaft in der Wüste gefeiert und Pessach erinnert an den Auszug aus Ägypten. Schawuot (Wochenfest) markiert die Offenbarung und Erhalt der schriftlichen und mündlichen Tora am Berg Sinai und Chanukka und Purim erinnern an die wunderbare Rettung des jüdischen Volkes, ob im physischen oder spirituellen Aspekt.
Die erste Kategorie der jüdischen Feiertage ist sehr verständlich, denn zum Zeitpunkt des Feiertags passiert etwas Spirituelles in den höheren Welten und unsere Handlungen und Gebete haben einen gewissen Einfluss darauf:
An Rosch HaSchana dreht sich alles um das himmlische Gericht und deswegen konzentrieren sich unsere Gebete an diesem Tag darauf, G´tt zu überzeugen, uns milde zu richten und Erbarmen mit uns zu haben (was genau das bedeutet, ist ein Thema für sich). Auch das Schofar (Widderhorn), welches an Rosch HaSchana geblasen wird, ist damit verbunden, weil der himmlische Ankläger dadurch verwirrt wird und seine Anklage zurückzieht.An Yom Kippur bitten wir G´tt um Vergebung und werden von unseren Sünden gereinigt. In den Gebeten von Yom Kippur geht es entsprechend um Vergebung, Verzeihung und Reinigung und wir fasten, um unsere Reue zu betonen. Am Schluss von Yom Kippur schließen sich die Pforten des Himmels, welche seit Rosch Haschana für unsere Gebete offenstanden und das endgültige Urteil wird besiegelt.
Doch die zweite Art der Feiertage, welche an ein besonderes Ereignis aus der jüdischen Geschichte erinnern, ist weniger verständlich:
Warum gibt es an diesem Feiertag besondere Gesetze, Gebote und Gebete, wenn dieser Feiertag nur eine Erinnerung an ein Ereignis ist, welches vor tausenden von Jahren stattfand und scheinbar keinerlei Einfluss auf unsere Gegenwart hat?
Um das zu verstehen, müssen wir uns in das Verhältnis zwischen unserer materiellen Welt und den höheren spirituellen Welten vertiefen. Unsere materielle Welt ist ein Spiegel der höheren spirituellen Welten und was dort passiert, findet in einem gewissen Aspekt auch in unserer Welt statt (so erklären unsere Weisen, dass ein Krieg zweier Nationen auf die Auseinandersetzung der himmlischen Fürsprecher der jeweiligen Nationen zurückzuführen ist).
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Auch die jüdischen Feiertage wiederspiegeln besondere spirituelle Perioden in den spirituellen Welten, welche sich als besondere Ereignisse in unserer materiellen Welt manifestieren.
Pessach ist eine Zeit der spirituellen Befreiung von den negativen Kräften und deswegen war dies der geeignete Zeitpunkt für den Auszug aus Ägypten. Obwohl der physische Auszug in der Vergangenheit liegt, kehrt die spirituelle Gelegenheit jedes Jahr zurück und wir bekommen erneut die Gelegenheit der spirituellen Befreiung und Erneuerung (Siehe Video Unser Auszug aus Ägypten im Jahr 2020) und darauf richten sich die entsprechenden Gesetze und Gebete.
Dasselbe gilt auch für Sukkot und Schawuot:
Weil es während dieser Zeit einen besonderen himmlischen Schutz gibt und das jüdische Volk von G´ttes spiritueller Präsenz umkreist werden, begann auch der materielle Schutz in Anstalt der Wolken der Ehre in der Wüste zu diesem Zeitpunkt. Indem wir heutzutage während Sukkot in der Sukka sitzen, verbinden wir uns mit dieser spirituellen Enerige, welche zu diesem Zeitpunkt verfügbar ist.
An Schawuot bekam das jüdische Volk am Berg Sinai die Tora, weil die spirituellen Pforten der Weisheit und Verständnis der Tora geöffnet sind und man eine tiefe Verbindung mit der Tora aufbauen kann.
Dies beschränkt sich nicht nur auf Feiertage aus der Tora, sondern gilt auch für Feiertage, welche von den jüdischen Weisen festgelegt wurden, wie Chanukka zum Beispiel:
Der Sieg der Heiligkeit und des Lichtes über das Unreine und die Dunkelheit an Chanukka passierte ausgerechnet an Chanukka, weil die spirituellen Kräfte der Heiligkeit zu diesem Zeitpunkt die Oberhand haben. Deshalb zünden wir an Chanukka die Chanukka-Lichter an, um Licht und Heiligkeit in unserer materiellen Welt zu verbreiten. Diese Zeit ist besonders dafür geeignet, um im persönlichen Leben des Menschen das Unreine zu besiegen und sich mit Heiligkeit und spirituellen Licht zu erfüllen.
Jetzt verstehen wir, dass die jüdischen Feiertage nicht der Erinnerung und dem Gedenken an längst vergangene Ereignisse dienen, mit symbolischen Tätigkeiten hier und da, sondern sie widerspiegeln die Abläufe in den höheren Welten und mit Hilfe der Gebote und Gebete des Feiertages verbinden wir uns mit der spirituellen Energie des jeweiligen Feiertags und bekommen die Gelegenheit höhere spirituelle Stufen zu erreichen.