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13 Glaubensfundamente von Rambam mit Erklärung

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13 Glaubensfundamente von Rambam mit Erklärung

Vortrag bei einem unterirdischen Seminar in Leningrad im Jahr 1980

Der menschliche Geist hat immer versucht, die Essenz des Phänomens zu verstehen. Als ein Mensch sich mit einem wichtigen spirituellen System vertraut machte, versuchte er, das Wesentliche vom Unwesentlichen, das Haupt vom Sekundären zu trennen. Das östliche Denken wandte sich besonders oft dem lakonischen Aphorismus zu, um die Grundlagen eines oder jenes religiösen Phänomens auszudrücken. Und die Juden, die wahren Söhne des Ostens, haben dies schon sehr lange getan; Die Weisen unseres Volkes drückten, als ob sie miteinander konkurrierten, das Wesen der jüdischen Religion mit einem Gedanken aus, manchmal sogar mit einem Satz. Viele Leute kennen die Antwort von r. Hillel der Ältere einem Heiden, der darum bat, alle jüdischen Lehren zu erklären, während er auf einem Bein stehen wird. „Tu keinem anderen, was du dir nicht wünschst“, lautet die Antwort des berühmten Weisen, „das ist die Essenz der Tora. Alles andere sind nur Kommentare dazu. Geh und lerne. R. Akiva sah die Essenz der Tora, der jüdischen Lehre, in den Worten „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, die er oft und unerwartet kommentierte, wobei er Brillanz ihrer Tiefe und Fundamentalität zeigte.

Diese Tradition wurde von den Weisen des Mittelalters fortgesetzt. Viele von ihnen versuchten, das Wesen des jüdischen Glaubens in komprimierter Form zusammenzufassen, aber all diese frühen und späten Experimente wurden von einem kurzen Kompendium des Judentums überschattet, das der große jüdische Weise des 12. Jahrhunderts, Rabbi Mosche ben Maimon, zusammengestellt hatte, der den Juden als Rambam bekannt war (eine Abkürzung für die Wörter Rabbi-Mosche-ben-Maimon) und den Europäeren ats Maimonides. Die 13 von Rambam formulierten Glaubensprinzipien hatten tiefgreifende Auswirkungen auf viele Generationen von Juden. Ungefähr 700 Jahre lang, überall von Spanien bis Persien, in den alten und neuen Zentren des Judentums, wurden sie mit dem Judentum im Allgemeinen identifiziert, in alle jüdischen Gebetbücher eingetragen und jeden Morgen von Juden wiederholt.

Es ist daher ganz natürlich, einen Vortrag über die Grundlagen unseres Glaubens in Form einer Darstellung der 13 Prinzipien von Rambam mit kurzen Erklärungen zu halten, die dem modernen Intellektuellen helfen, besser zu verstehen, was vor 700 Jahren für jeden Juden absolut klar war.

***

Folgend stehen 13 Glaubensfundamente die von Rambam formuliert wurden

1. Ich bin vollkommen überzeugt, dass der Schöpfer, gelobt sei Sein Name, alle Geschöpfe erschafft und führt, dass Er allein alle Werke vollbracht hat, vollbringt und vollbringen wird.

Wer ist Derjenige, Der an den Ursprüngen des Judentums steht und zu Dem die Beziehungen die gesamte Geschichte unseres Volkes ausmachen, ihre erhabensten und schwärzesten Seiten? Wer ist Er, an Wen richtet sich das ganze Wesen des Juden jeden Tag und jede Stunde? Wem widmet er seine feierlichsten Hymnen und die zärtlichsten Zmirot – die Schabbatlieder? Wer ist Er, der fürchterliche G-tt der Juden, Der die Feinde Israels zittern lässt und im Lager der Freunde die Freude erreg? Unserer himmlischer Vater, König der Könige, Heiligster, Gesegnet sei er?

Es ist kein Zufall, dass der Name, mit dessen Rambam Ihn nennt, der Name Schöpfer ist. Zum ersten Mal erscheint der Herr der Welt als Schöpfer aller Dinge und zeigt uns weiterhin jeden Tag seine schöpferische Essenz. Kein fröhliches Heer üppiger griechischer Götter schuf die Welt, in der wir leben, und er erschien nicht als Ergebnis eines erbitterten Kampfes zwischen Gut und Böse, wie sich dies die Anhänger Zoroasters vorstellen. Nein. Der Allmächtige selbst schuf Himmel und Erde und all ihr Heer; Er schuf alles, was die Erde bewohnt: die Tier- und Pflanzenwelt und einen Menschen, der berufen ist, Ыein jüngerer Partner zu werden.

Gerade weil Er der einzige und einzigartige Schöpfer unserer ganzen Welt ist. Er ist auch ihr voller Meister und Souverän, der alle Schöpfungen regiert. “Der König der Könige” nennen ihn Juden. Alles unterliegt Ihm und nichts ändert sich ohne Seinen Willen. Von der Bewegung der Sterne und Galaxien bis zur Bewegung, Entstehung und dem Tod des kleinsten Virus – alles steht unter Seiner Kontrolle und Führung. Seine verborgene Präsenz ist in jedem Ereignis zu spüren. Vor fast 4000 Jahren verstand dies uns sah es unser Patriarch Awraham. »Stellen Sie sich einen Mann vor«, sagte er, »der durch den Wald ging und einen in Flammen versunkene Palast sah. Ist es möglich, hätte eine solche Person gedacht, dass dieser Palast keinen Besitzer hat? Ist es möglich, dass sein Schicksal niemanden beunruhigt? So ist unsere Welt!”

„Der in Flammen versunkene Palast“ – so erschien unsere Welt dem Blick des großen Patriarchen und ist es auch heute noch. Awraham glaubte nicht nur, dass dessen Besitzer existiert, er begann nach Ihm zu suchen. Und der Besitzer offenbarte sich ihm, denn “Gott ist allen nahe, die nach Ihn rufen.” Und seitdem sind wir, die Nachkommen Awrahams, das ewige Zeugnis der Gegenwart des Allmächtigen auf dieser Welt, manchmal der einzige Beweis…

Im Morgengebet finden wir solche Worte: „… jeden Tag erneuert das Werk der ursprünglichen Schöpfung.“ Das Werk der Schöpfung ist nicht auf die ersten sieben Tage der Existenz der Welt beschränkt.

Wenn der Schöpfer nicht jeden Tag den großartigen Schöpfungsprozess wieder aufnehmen würde, würde unsere Welt in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren: Alles würde sich in Nichts verwandeln. Und was wir jeden Tag sehen: Sonnenaufgang, Schnee und Regen und unsere vom Abend hintergelassene Arbeit, Gras, Bäume und Häuser sind die gleichen wie gestern – all dies ist das Ergebnis eines „kleinen“ Wunders, das wird vom Schöpfer geschaffen – die ständige Erneuerung der Schöpfung.

Ein Heide angefordete r. Akiva ihm die Existenz von G-tt zu beweisen. R. Akiva beantwortete dies mit einer Frage: – Sag mir, wer hat deine Kleidung für dich genäht? – Akiva, was?! Du bist ein Weiser. Weißt du nicht, dass die Schneider die Kleidung nähen?

“Siehst du,” antwortete ihm r. Akiva – selbst ein einfacher Anzug kann nicht von alleine entstehen. Auch er hat einen Schöpfer. Ihr behauptet aber, dass die ganze Welt von selbst aus dem Chaos entstehen kann, und ihr bemerkt nicht, dass die Pracht dieser Welt ihren Schöpfer jeden Moment verherrlicht und Seinen Dasein bezeugt.

2. Ich bin vollkommen überzeugt, dass der Schöpfer, gelobt sei Sein Name, einzig ist und dass es in keiner Beziehung eine Einigkeit gibt gleich Ihm, dass Er allein unser Gott war, ist und sein wird.

Jede Einheit, die wir uns vorstellen können, ist eine zusammengesetzte Einheit. Dieses Konzept selbst impliziert das Vorhandensein von Teilen, die miteinander verbunden sind. So ist die Einheit von Mensch und Maschine, so ist die Einheit der Vielzahl materieller Zahlen, Punkte, aus denen die Zeichnung besteht, Buchstaben, aus denen die Wörter bestehen. Alle Elemente der Schöpfung sind in unserem Bewusstsein zu einer einzigen Harmonie vereint.

So ist der Schöpfer selbst nicht. Beim Erschaffen alle Kräfte und Objekte der Welt und bleibt Er völlig getrennt, über jeden von ihnen und über jede ihrer Gesamtheit aufgestiegen. Er ist der Schöpfer der Kräfte, aber er ist nicht die Summe dieser Kräfte. Die sind keine Bestandteile von Ihm. G-tt erschafft jedes Element der Welt aus dem Absoluten Nichts. Dieses Element entsteht ausschließlich dank Seines Willens und fügt daher nichts zum Wesen des Schöpfers hinzu, ergänzt es nicht. Dies ist die Bedeutung der Worte von Rambam „einfache Einheit“, eine Einheit, die wir nicht bestimmen oder fühlen können. “Einfache”, nicht zusammengesetzte. Einheit jenseits aller denkbaren Kombinationen und Verbindungen. Das jüdische Hauptgebet, das zweimal am Tag gelesen wird, weist ihn genau darauf hin: „Höre, Israel! G-tt ist unser G-tt, G-tt ist eins.“ Es verkündet das wichtigste Prinzip des jüdischen Glaubens: Die Welt ist nicht Teil G-ttes, die Welt wird von Ihm geschaffen, trägt aber nichts zu seiner Vollkommenheit bei. Die Vielfalt der Schöpfung verletzt nicht die einfache Einheit des Schöpfers!

3. Ich bin vollkommen überzeugt, dass der Schöpfer, gelobt sei Sein Name, kein Körper ist, dass auf Ihn die Eigenschaften eines Körpers nicht anzuwenden sind, dass es nichts gibt, mit Ihm zu vergleichen.

Wir unterscheiden ein Objekt der Schöpfung von einem anderen entlang der Grenze, die sie trennt. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um ein physisches oder konzeptionelles Objekt handelt. Der Schöpfungsprozess selbst bestand darin, Grenzen zwischen Phänomenen zu erschaffen. Dementsprechend sind die Begriffe „Körper“, „Erscheinung“, „Ähnlichkeit“ Elemente der Schöpfung, da sie in keiner Weise vom Begriff „Grenze“ getrennt werden können.

Wenn wir über G-tt sprechen, dass er unendlich ist, meinen wir nicht nur physikalische oder mathematische Unendlichkeit. Die Unendlichkeit des Schöpfers bedeutet, dass Er keine Einschränkungen in allen möglichen Sinnen hat. Er erschafft Grenzen, ist aber durch nichts begrenzt. Und wenn so ist es, können sich solche Konzepte wie „Körper“, „Erscheinung“, „Form“, „Ähnlichkeit“, „Bewegung“ nicht auf Ihn beziehen.

Darüber spricht die Tora: “Denn ihr habt keinerlei Gestalt gesehen an dem Tag” (Dewarim 4:15)

Wie können wir dann die zahlreichen Anthropomorphismen verstehen, die oft in der Schrift zu finden sind und normalerweise viele Fragen aufwerfen: G-tt hörte, sah … und der G-tt sprach … Die Hand des G-ttes war auf ihn… usw.?

Ihre allgemeine Erklärung lautet wie folgt. Die Tora wurde uns gegeben, damit wir gemäß dem darin dargelegten Willen des Schöpfers handeln. Daher „spricht die Tora in der Sprache der Menschen“ und beschreibt die Handlungen des Schöpfers in der Schöpfung, d.h. Seine Manifestation in von Ihm erschaffenen Grenzen. In diesem Fall wird das Vergleichen der göttlichen Handlungen zu den menschlichen legitim und gibt uns die Möglichkeit, dem göttlichen Willen in der göttlichen Schöpfung zu folgen. Wie unsere Weisen sagten: “Wie Er barmherzig ist, so sei auch du barmherzig, wie Er geduldig ist, so sei auch du geduldig.”

***

Einmal geriet der Kaiser Adrian in einen Streit mit r. Jehoschua darüber, ob G-tt, der sowohl Himmel als auch Erde und ihre gesamte Heer geschaffen hat, für das menschliche Auge unsichtbar und für andere Gefühle unverständlich ist. “Ich werde deinen Worten nicht glauben”, sagte der Kaiser, “bis du mir Ihn zeigst.”

Als es Mittag war brachte r. Jehoschua den Adrian in die Sonne und sagte zu ihm: “Schau gut hin und du wirst Ihn sehen.” “Aber wer kann denn auf die Sonne schauen?” – sagte Adrian überrascht. “Du sagst es,” antwortete r. Jehoschua. “Wenn es unmöglich ist, auf die Sonne zu schauen, die einer der vielen Diener des Herrn ist, ist es denkbar, den Herrn selbst zu sehen, dessen Herrlichkeit das Universum erfüllt?”

4. Ich bin vollkommen überzeugt, dass der Schöpfer, gelobt sei Sein Name, allein vor allem war und nach allem sein wird.

Auf den ersten Blick erscheint dieser Prinzip überflüssig zu sein: Da der Herr eins ist und darüber hinaus der Schöpfer aller Dinge ist, ist es klar, dass Er allen Kreaturen vorausging und auch in dem Fall existieren wird, wenn der Rest der Welt verschwindet. Es gibt jedoch noch eine weitere Möglichkeit, die insbesondere in der griechischen Mythologie dargelegt wird, wo dem Erscheinen des Olymp der Götter unter der Leitung von Herrscher Zeus ein langer Kampf der unheimlichen übernatürlichen Quellen und Elemente vorausging, der schließlich mit der Schaffung der Erde, der Menschen und des Weltraums endete. Ähnliche Darstellungen gab es auch bei den alten Ägyptern, Babyloniern und Persern. Und bis jetzt ist es für den menschlichen Geist schwierig, sich mit der Idee der Schöpfung aus dem Nichts zu „versöhnen“ und sogar in einem begrenzten Zeitraum von sechs Tagen vollendet zu sein. Viel süßer für seine Seele und seinen Geist sind das „ursprüngliche Chaos“, der „Ozean der ursprünglichen Materie“, der Kampf der Götter und Titanen und Kronos, der seine Kinder verschlingt. All dies ist klarer und befriedigt das ästhetische Gefühl vollständiger als der unsichtbare Schöpfer, der aus einem so kleinen “Nichts” eine so große Welt erschafft.

Das 4. Prinzip besagt, dass dem Schöpfer keine Entität vorausgegangen war, dass kein Grund für Seine Existenz erforderlich ist. Das ist aber noch nicht alles.

Zusätzlich zu dem Hinweis, dass nur der Allmächtige der Schöpfung vorausging, ist in diesen Worten eine andere Bedeutung verborgen (nur eine denn?): „G-tt ist nicht nur die Quelle von allem, jeder Situation, jedem Konflikt, jeder Tatsache, sondern auch was die ganze Welt sucht, sowohl im Ganzen als auch jede ihrer einzelnen Teile. Er ist der Letzte in dem Sinne, dass alle Situationen und Beziehungen zielgerichtet sind und ihre letzte Erlaubnis in Ihm finden.“

5. Ich bin vollkommen überzeugt, dass zum Schöpfer, gelobt sei Sein Name, allein es sich gebührt zu beten, und dass es sich nicht gebührt zu einem außer Ihm zu beten.

Die jüdische Religion wird oft als strenger oder reiner Monotheismus bezeichnet. In ihrer Strenge, in ihrem Eifer, die Reinheit des Monotheismus vor der Versuchung des Pluralismus zu retten, haben sie, nach der Meinung des modernen Menschens, mehr öfter als er wollte, die Grenze überschreiten, die feste Lebensprinzipien von Fanatismus und Obskurantismus trennt. Ein solcher Humanist sieht es nicht als beschämend an, zum Beispiel, von Zeit zu Zeit bei einem ortodoxen Gottesdienst anwesend zu sein, und die Tatsache, dass dieser Gottesdienst wegen einem von den Juden getöteten Heiligen durchgeführt wird, kühlt seinen ökumenischen Eifer nicht im geringsten. Ist es wirklich so, dass derjeniger, der die Religion als ein sterbendes Element des nationalen Lebens, der Tradition oder, im Extremfall, als Zuflucht für die Schwachen im Geist betrachtet, kann keine breite Geste aus der Höhe seiner humanistischen Weltanschauung machen? Natürlich, mag er dies auch machen, und, in der Regel, am Ende des Lebenswegs davon überzeugt wird (wenn die Ehrlichkeit nicht verloren geht), dass von den festesten Prinzipien fast nichts mehr übrig geblieben ist. Eine andere Sache sind die Juden.

Wir sind ein Volk, dessen Geschichte aus Treffen mit G-tt besteht. Ausgehend von früheren Erscheinungen vor den Vorfahren, von der großen Sinai-Offenbarung – diese Treffen sind die Essenz der Existenz von Juden als Volk. Die Beziehungen Gottes und seines Volkes entwickelten sich auf unterschiedliche Weise, aber immer zogen das Volk als Ganzes und seine einzelnen Vertreter Vitalität und Standhaftigkeit in den Dienst zu ihrem Schöpfer. Juden sind Menschen, die die Erinnerung an die Offenbarung bewahren und seitdem die göttliche Gegenwart in der Welt entdecken konnten. Es ist daher verständlich, dass sie die Reinheit ihres Dienstes aufrechterhalten möchten: Wenn Sie Wasser aus einer Quelle entnehmen, liegt es in Ihrem Interesse, die Reinheit dieser Quelle aufrechtzuerhalten. Der strenge Fokus des Dienstes an G-tt allein ist keine Frage der Breite der Seele oder der Flexibilität des Geistes – es ist eine Bedingung, von deren Einhaltung das ganze Leben des jüdischen Volkes abhängt.

Dieser Dienst erfordert viel Spannung des religiösen Gefühls und war jenseits der Macht des Christentums und sogar der Religion, die oft als monotheistisch bezeichnet wird – Islam. Als sich das Christentum ausbreitete, wurden heidnische Götter in Form der Schutzheiligen von Städten, bemerkenswerten Orten und Gütern zu seinem exquisiten Amalgam verschmolzen. Weit verbreitete sich die Verehrung der heiligen Relikte, heiligen Gegenstände: Stücke des Kreuzes, des Leichentuchs, des heiligen Grabes. Der Dienst der Jungfrau Maria ersetzt manchmal, besonders unter Katholiken, den Dienst zu dem Allmächtigen selbst. Es ist kein Geheimnis, dass genau ihr die leidenschaftlichsten und aufrichtigsten Gebete angeboten werden.

Sogar im Islam, dessen Anhänger, besonders anfangs, der Reinheit ihres Glaubens sehr streng folgten, wurden der Kult der Märtyrer, Heiligen und der Kult des verborgenen Imams weit verbreitet.

Und nur Juden bieten ihre Gebete allein ihrem himmlischen Vater an. Die Propheten? Nun, sie waren außergewöhnliche Menschen, und der größte von ihnen, Mosche Rabbeinu, war ein Riese, der mehr tat, als ein Mensch tun konnte. Die Verfasser der Pessach-Hagada erwähnten seinen Namen jedoch mit dem Absicht nicht, um nicht einmal den Schatten eines Wunsches zu verursachen, zu ihm zu beten. König David, dessen Seele eine durchschlagende Leier in den Händen des Schöpfers war, war ein vollkommen gerechter Mann, aber ein Jude, der das Grab Davids verehrte, hätte zumindest seltsam ausgesehen.

Es ist niemandem in den Sinn gekommen, die Weisen, die Gerechten, die Märtyrer, die mehr als genug gaben, zu kanonisieren. Ein Jude neigt niemals den Kopf vor irgendjemandem: Im Osten war dies allen bekannt – vom letzten armen Jungen bis zum römischen Kaiser, dessen Person als heilig galt. Als der Kaiser während eines großen Audienzs unter Dutzenden mit dem Gesicht zum Boden gefallener Menschen die bescheidene, aber aufrecht stehende Menschen entdeckte, wusste er, dass sie jüdisch waren, und er wusste auch, dass er sie mit keiner Kraft zwingen konnte, sich vor ihm zu beugen. Jeder Versuch, eine Statue des Kaisers im Tempel zu errichten, führte zu einer offenen Rebellion, und die stolzen römischen Legionen entfernten ihre Abzeichen, als sie die Heilige Stadt betraten. Die „absurde Hartnäckigkeit“, die uns als Volk bewahrt hat.

6. Ich bin vollkommen überzeugt, dass alle Worte der Propheten Wahrheit.

In der Zeit des Ersten Tempels (X-VI Jahrhundert v. Chr.) waren die Seelen der Menschen viel sauberer als in unserer Zeit. Die Gerechtesten von ihnen erreichten einen besonderen Zustand, als die göttliche Weisheit ihren Seelen direkt offenbart wurde. Das waren die Propheten.

Prophezeiung – die Botschaft des Schöpfers, die auf so direkte Weise empfangen wurde, könnte eine Vielzahl von Themen betreffen: von einfachen Alltagsereignissen bis zu den grandiosesten Ereignissen, die das Schicksal der Völker und Staaten entschieden haben. Zu dieser herrlichen Zeit durchstreiften Tausende von Propheten die Straßen und Städte des Landes Israel, prophezeiten auf Basaren und Plätzen. Aber nur 55 wurden im Tanach erwähnt. Die Wahrheit genau ihrer Prophezeiungen ist das, was Rambam meinte.

Was unterscheidet sie denn von den anderen Tausenden? Selbst wenn die Botschaft, zu deren Übermittlung sie aufgerufen wurden, ganz bestimmte Personen, Orte und Nationen betrifft, ist der Inhalt der Prophezeiung immer noch unermesslich tiefer als ihre Oberflächenhülle. Es ist zeitlos, es richtet sich an alle Juden zusammen und an jeden einzeln, wo immer er sein und in welcher Zeit er leben möge.

Nicht alles ist den Zeitgenossen des Propheten in diesen Worten klar, die von seinen Lippen rausfliegen, und fast immer sind sie ihnen unangenehm. Die Mission des Propheten ist unglaublich schwierig. sie bringt ihm zahlreiche Probleme, gefährdet oft sein Leben; aber dadurch, dass der Prophet „die Hand des Herrn fühlt“, kommt er dennoch mit Prophezeiung zu Menschen heraus; selbst wenn seine Seele unter dem Joch der dunkelsten Vorahnungen stöhnt.

Die acht Bücher der Propheten sind Teil der schriftlichen Tora. Den wahren Inhalt der Botschaft zu verstehen, die der Allmächtige uns sendet, können wir nur wenn wir die schriftliche und die mündliche Tora miteinander kombinieren. Beide Teile der gesamten Tora wurden von Mosche Rabbeinu am Sinai empfangen (dies wird nachstehend in der Erklärung des 8. Glaubensprinzips näher erläutert.)

Diese Tatsache verdient eine mehrfache Wiederholung, da zu oft die heiligen Schriften im Allgemeinen und die Bücher der Propheten im Besonderen missverstanden werden, entweder nach dem „gesunden Menschenverstand“ oder nach dem Kontext der „universellen menschlichen Kultur“. Aber die Wahrheit in dieser Welt liegt niemals an der Oberfläche. Die Wahrheit ist die Tora, die Ganzheitliche Tora. Das Eindringen nach innen erfordert ernsthafte Arbeit und das Überdenken der “unerschütterlichen” Konzepte. Aber diese Arbeit ist dankbar und das Ergebnis ist wunderschön!

7. Ich bin vollkommen überzeugt, dass die Prophetie unseres Lehrers Mosche, Friede sei mit ihm, wahrhaftig war und dass er das Haupt war der Propheten, die vor ihm waren und die nach ihm kamen.

Diese wenigen Zeilen enthalten in der Tat eine Aussage von außerordentlicher Kapazität und Bedeutung. Was ist die Prophezeiung von Mosche Rabbeinu (unserem Lehrer)? Dies ist in der Tat die gesamte Tora – schriftliche und mündliche: alles, was im Pentateuch steht, der nach Mosche benannt wurde, und alles, was an Jehoschua bin Nun mündlich übermittelt wurde. So enthält die Prophezeiung von Mosche viele Informationen über die Erschaffung der Welt durch den Allmächtigen und Seinen Krönung in der Welt, über das Leben der Patriarchen und die zu ihnen gegebenen Verheißungen, über das Leben der Söhne Israels in Ägypten, die Sklaverei und einen unvergleichbaren Auszug aus dieser Sklaverei, die vom Hand der Allmächtigen durchgeführt wurden, über Gebote, die dem jüdischen Volk den Weg zeigen, wie ihre Mission zu erfüllen ist: dem Dienst zu dem unsichtbaren Schöpfer, Der sich in der Welt so deutlich offenbart hat und immer noch offenbart. Es ist also absolut fair zu sagen, dass die göttlichen Offenbarungen, die dem jüdischen Volk durch Mosche Rabbeinu gemacht wurden, die Grundlage sind, die bedingungslose Grundlage des jüdischen Glaubens und Lebensstils, zu denen die Prophezeiungen von solchen Riesen wie Ischaya und Jeremiah und solche Bücher, wie Kohelet (Prediger) und Hiob, voll der tiefsten und geheimsten Weisheit, sind nicht mehr als Ergänzungen, Erklärungen, Fußnoten.

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Die beispiellose Bedeutung, Vollständigkeit und Heiligkeit dessen, was durch Mosche an die Juden, an die ganze Welt weitergegeben wurde, macht ihn zum Oberhaupt aller früheren und zukünftigen Propheten, zu dem „Vater der Propheten“, wie Rambam es ausdrückt. Die Tora selbst sagt, dass “es in Israel keinen Propheten wie Mosche mehr gab, der G-tt von Angesicht zu Angesicht kannte”. Und selbst die Art und Weise, wie der Allmächtige sich dem Mosche offenbarte, entsprach der Bedeutung dieser Offenbarung: Mosche war der einzige Prophet, zu dem Gott nicht in einem Traum erschien, nicht in vagen Bildern und vagen Hinweisen, sondern in Wirklichkeit – und sich in hellen, feurigen Phänomenen offenbarte, an denen kein Zweifel bestand wegen ihrer Natur, Charakter und Inhalt.

8. Ich bin vollkommen überzeugt, dass die ganze Lehre, die sich jetzt in unseren Händen befindet, unserem Lehrer Mosche, Friede sei mit ihm, übergeben worden ist.

Der Rambam betont hier das Wort “ganze”. Und dies in zwei verschiedenen Sinnen.

Erstens bedeutet dies, dass die gesamte Tora, die gesamte Lehre als Ganzes, d.h. sowohl schriftliche als auch ihre mündliche Teile wurden den Juden durch Mosche weitergegeben. Auf dem Sinai wurde ihm die gesamte Tora offenbart, und ihm wurde befohlen, einen Teil der Tora aufzuschreiben und einen Teil davon in der mündlichen Überlieferung von einem Mensch zu dem anderen zu übertragen. Mosche erfüllte diesen Befehl. Die schriftliche Tora, oder Chumasch, bildete den Kern des Tanachs – den jüdischen Heiligen Kanon. Die mündliche Tora wurde von Generation zu Generation von Lehrer zum Schüler weitergegeben, bis zum einen der schwierigen Momente der jüdischen Geschichte, als die Existenz unseres Volkes in Gefahr war, ein Teil davon wurde zuerst in Form der Mischna (2. Jahrhundert) aufgezeichnet und dann in Form des Talmuds (5. Jahrhundert n.Chr.).

Die schriftliche Tora, manchmal auch einfach als “Tora” genannt, besteht aus fünf Büchern und enthält neben vielen Grundgesetzen des jüdischen Lebens klare Hinweise auf die Existenz einer mündlichen Ergänzung dazu. Diese Ergänzung enthält sowohl zusätzliche Gebote als auch Möglichkeiten, die schriftliche Tora zu interpretieren, die ihren unendlichen Inhalt zu enthüllen ermöglichen.

Die schriftlichen und mündlichen Lehren bilden eine untrennbare Einheit, und obwohl die jüdische Geschichte mehrere Versuche kennt, diese Einheit zu brechen und die Bedeutung des mündlichen Gesetzes herabzusetzen, scheiterten sie alle.

Laut den Weisen von Mischna wurde Israel besondere Liebe geschenkt, indem es das Juwel erhielt, mit dem die Welt geschaffen wurde – die Tora. Die Tora existierte vor der Schöpfung. Sie ist denau dieser Plan, nach dem die Welt geschaffen wurde. Es ist klar, dass der Talmud nicht Pergament, Tinte und Buchstaben meint, da sie vor der Schöpfung nicht existierten, sondern das geistige Wesen der Welt, dessen irdische Verkörperung die Tora ist, die dem jüdischen Volk übermittelt wurde. Und hier besteht die zweite Bedeutung von Rambams Unterstreichung des Wortes “ganze” darin, die Tatsache zu bestätigen, dass uns die gesamte Tora und nicht nur ein Teil davon überlassen wurde. Der Mensch muss zu einem Juniorpartner des Schöpfers werden. Ohne seine Bemühungen wird die Welt nicht die gewünschte Vollkommenheit erreichen, daher gab der Allmächtige die gesamte Tora – den gesamten Schöpfungsplan – an die Menschen weiter, damit die menschliche Tätigkeit auf der Erde einen Zweck und eine Bedeutung findet.

9. Ich bin vollkommen überzeugt, dass diese Lehre nicht umgetauscht werden wird und keine andere Lehre kommen wird vom Schöpfer, gelobt sei Sein Name.

Wie schon oben erwähnt wurde. Die Tora spiegelt das Wesen der Schöpfung wider. Sie ist ein Plan, sie ist ein Vorhaben und ein Weg. Der Schöpfungsplan, der Zweck und die Bedeutung seiner Existenz und der Weg, dem ein Mensch folgen muss, um das Werk zu vollenden, für das er geschaffen wurde: dem Schöpfer zu dienen. G-ttes Plan ist großartig und komplex, und die dem Menschen anvertraute Aufgabe ist äußerst schwierig. Die Juden, deren Existenz zu allen Zeiten fest mit der Tora verbunden war, lebten mit dem Wissen, dass die Zukunft der Welt von jeder ihrer Handlungen abhängt. Das mystische Gefühl der Zugehörigkeit zum Schöpfungswerk verlieh ihren Gedanken Schönheit und Größe, die sich dem geerdeten Geist völlig entzogen. Die Tora ist ewig.

Es wurde uns vor dreieinhalbtausend Jahren gegeben und ist immer noch die Quelle der geistigen Stärke der Juden, der Freude ihres Herzens und der sorgfältig geschätzte Schatz. In dem Wort “TORA” ist “Or” zu hören – das Licht. Das Licht Israels, das alles um ihn herum beleuchtet, so nannte sie der weise König Schlomo. Der berühmte Rabbi Akiva in dem Gleichnis, das er erzählte, benannte die Tora als der einzige Lebensraum der Juden, in dem sie so leben können, wie Fische im Wasser. Aber um auf der Höhe zu bleiben, die die Tora von einem Menschen verlangt, muss er sich ständig bemühen. Zum Kompromiss neigender, immer bereit, dem „Verlauf der Ereignisse“ zu gehorchen, beeilt sich der menschliche Geist, die hohen Standards des Schöpfers als „veraltete, unnötige, geringfügige Vorschriften“ und die gesamte Tora als „eine Sammlung von Institutionen, die in primitiven Zeiten benötigt wurden, um die wilden Instinkte unserer Vorfahren einzudämmen“ zu erklären. Ein solcher moderner Mensch ist nicht ein Produkt ausschließlich unserer Tage: Der große jüdischer Denker sprach bereits vor acht Jahrhunderten über solchen Menschen. Zu allen Zeiten gab es Menschen in unserem Volk, die sich bemühten, die schwere Last der Auserwähltheit abzulegen, das aufzugeben, was uns zu einzigartigen Menschen machte, wie es in der ewigen Tora ausgedrückt wird – “den Bund mit G-tt aufzugeben”. Aber es gibt wirklich nichts Neues unter der Sonne. Und heute stehen wir vor denselben Aufgaben wie die Generation der Wüste, die Generation Davids, Hunderte von Generationen unserer Vorfahren – dem Weg der Tora zu folgen, den Tempel wieder aufzubauen, Maschiach zu befreien, das Gesetz zu errichten und den Namen des Allmächtigen unter den Nationen zu heiligen. Und heute antwortet der Allmächtige dem Volk Israel auf die ständige stumme Frage durch den Mund des Propheten Micha: „Oh, Mensch! Es wurde dir gesagt, was das Gute ist und was der G-tt von dir verlangt: fair zu handeln, gute Taten zu lieben und demütig und weise vor deinem G-tt zu wandeln.“

Wenn alle Juden nur zwei Schabbate so durchgeführt hätten, wie es der Allmächtige von ihnen verlangt, wäre die ganze Welt von Übel und Ungerechtigkeit befreit worden!

Er hat alles in seiner Macht Stehende getan und tut es: Er führte uns aus dem Ägypten heraus, ernährte uns in der Wüste, führte zum Sinai, gab die Tora, brachte uns an die Grenzen des verheißenen Landes und wendet Sein Gesicht trotz aller Sünden nicht von uns ab.

Er hat an der ewigen und vollkommenen Tora nichts zu ändern. Und es besteht keine Notwendigkeit, eine andere Tora zu geben. Wir sind an der Reihe!

10. Ich bin vollkommen überzeugt, dass der Schöpfer, gelobt sei Sein Name, alle Werke der Menschenkinder und all ihre Gedanken kennt, denn es heißt: “Der insgesamt ihr Herz gebildet, Er durchschaut alle ihre Werke.”

11. Ich bin vollkommen überzeugt, dass der Schöpfer, gelobt sei Sein Name, denen Gutes erweist. die Seine Gebote hüten, und diejenigen bestraft, die Seine Gebote übertreten.

Ich erlaubte mir, das zehnte und elfte Prinzip von Rambam zu kombinieren, da sie eng miteinander verbunden sind.

Unter den vielen Namen und Beinamen, die die Juden dem Schöpfer verliehen haben, gibt es einen ungewöhnlichen, anders als andere Religionen oder theologische Systeme den G-tt vorstellen. Dieser Name ist Hai – “Lebendiger”. G-tt ist nach jüdischem Verständnis – ein lebendiges ewiges Wesen. Er ist aktiv an allem beteiligt, was auf Erden passiert. Obwohl er der Schöpfer der Welt und damit größer als die Welt ist, ist er gleichzeitig in der Welt selbst präsent: in jeder Situation, in jedem Prozess, in jedem Moment dieser komplexen Bewegung.

Es gibt eine Theologie des Deismus, deren Anhänger (und es gibt viele von ihnen) glauben, dass G-tt, nachdem er die Welt erschaffen hatte, sie der Gnade des Schicksals überließ und sich nicht in das einmischte, was nach “natürlichen” Gesetzen geschieht. Der G-tt von Deisten – ist der G-tt von Philosophen, G-tt in gewissem Sinne „kalkulierter“, um logische Widersprüche aufzulösen, die in philosophischen (theologischen) Weltanschauungssystemen auftreten.

Das Gegenteil von Deismus ist der Pantheismus, der auch viele Anhänger hat. Pantheisten vergöttern die Natur, sie identifizieren Natur und G-tt und verehren die Natur, das heißt, sie denken, G-tt sei vollständig in die Welt eingetaucht.

Anders stellen sich die Juden den G-tt vor: Die Tora beginnt mit einer Beschreibung der Erschaffung des Universums durch den ewigen Unsichtbaren, überhaupt nicht physisch repräsentierbarem G-tt. Die Welt war jedoch von Anfang an nicht seinen eigenen inneren weltlichen Angelegenheiten überlassen. Die Tora beschreibt die ständige Beteiligung des Schöpfers an aktuellen Ereignissen. Alles, was geschieht, ist das Ergebnis des gegenseitigen Handelns von Mensch und Schöpfer, Der Seinen Juniorpartner ständig auf ein Niveau, das er potenziell erreichen kann, zu heben versucht. Die Tora spricht von der Flut und dem gerechten Noah, der Ausrottung der Sünder von Sodom und Amora (Gomorra), den Bemühungen des Vorfahren Awrahams, die Wege zu verstehen, denen ein Mensch folgen sollte. Ein Mensch kann Kontakt mit G-tt aufnehmen, sich an Ihn wenden, fragen, beten, darauf bestehen. Während des Auszuges aus Ägypten sah das gesamte jüdische Volk den Eingrif in sein Schicksal von Denjenigen, Der die Welt erschuf, und den Patriarchen das Versprechen machte; Juden haben auch klar gesehen, dass die Geschichte, die vor ihren Augen passiert ist das Ergebnis sowohl der Bemühungen als auch des Willens des Schöpfers. Daher ist der Exodus derjenige Ereignis, zu dem die Erinnerung und die Gedanken des Juden immer wieder zurückkehren, das täglich seinen Glauben, seine Vorstellung von Dem, Der alle Ereignisse kontrolliert, Der allen Handlungen Richtung und Bedeutung gibt, nährt und stärkt

Nichts entgeht dem „Blick“ des Allmächtigen, alles geschieht unter seiner Kontrolle und unter seiner Teilnahme. Er sieht und bewertet alle Angelegenheiten der Menschen. Er dringt sogar in Gedanken ein, und nur ein böser oder verirrter Mensch kann glauben, dass etwas Verborgenes vor Seinen Augen existiert.

G-tt sieht und fühlt alles, er ist der Meister, der Herr jeder Situation. Und jedoch begrenzt Er sich selbst, um den Menschen die Freiheit im Auswahl der Wege zu geben. Genau diese Freiheit, die dem Menschen gegeben wurde, seine Fähigkeit, das zu erfüllen, wofür er geschaffen wurde, oder seiner Mission, seinem Schöpfer und Freund, den Rücken zu kehren – ermöglicht dem Schöpfer, die Gerechten zu belohnen und diejenigen zu bestrafen, die bewusst ihren Zweck, die Sinnhaftigkeit des Seins und die Kraft Gottes leugnen.

Der König der Könige regiert die Welt mit Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Er achtet sorgfältig darauf, dass keine dieser Eigenschaften einen Vorteil erhält: Andernfalls wird die Welt entweder zerstört oder ertrinkt in der Sünde. Ein Mensch ist normalerweise eher dazu geneigt, auf die Barmherzigkeit Gottes zu vertrauen, als sich an Seine Gerechtigkeit und eigene Pflicht zu erinnern. Daher erscheint ihm die „ehrlich“ verdiente Bestrafung oft unverdient und die unzähligen Gnaden, mit denen, wie der Liebende Vater, der Allmächtige den Menschen überhäuft als „natürlich“ und weder erwähnenswert noch Dankbarkeitswürdig zu sein erscheint.

Laut dem Judentum existiert die menschliche Seele nach dem Tod seines Körpers weiter. Viele Menschen haben Vorstellungen vom Leben nach dem Tod, nicht nur Juden sagen „in einer anderen Welt“. Aber alle widersetzen sich in der Regel der irdischen Welt und der anderen Welt, da sie die irdische Welt nur als eine unwürdige vorübergehende Zuflucht der unsterblichen Seele, etwas, das überwunden werden muss.

Juden betrachten diese beiden Welten als Bestandteile der Einen Welt, die auch jetzt noch nur durch eine dünne Trennwand getrennt sind, und am Ende der Tage werden sie deutlich in ihrer Einheit erscheinen, die für alle unbestreitbar wird.

Daher kann der Seele in jedem Moment ihrer Existenz sowohl Belohnung als auch Bestrafung zuteil werden.

Es wird oft folgende Frage gestellt: „Wenn der Allmächtige die Vergangenheit und die Zukunft kennt, weiß er auch, was ein Mensch in einer bestimmten Situation tun wird. Schränkt dieses Wissen nicht die Wahlfreiheit eines Menschen ein und stellt somit die Gerechtigkeit der göttlichen Bestrafung und Belohnung nicht in Frage? “

Einmal diese Frage stellte der preußische König dem Rabbi Jonathan Eibeschutz. Er antwortete: „Ich werde dir anhand eines Beispiels deutlich zeigen, dass das Wissen der Zukunft die menschliche Freiheit in keinerlei Weise einschränkt. Du planst, eine deiner Städte zu besuchen. Es gibt zwei Tore in der Stadtmauer. Ich weiß mit Sicherheit, wie du die Stadt betreten wirst. Also schreibe ich es auf einem Stück Papier, und du versiegelst den Umschlag mit deinem königlichen Siegel. Wenn du in die Stadt reitest, öffne den Umschlag und stelle sicher, dass dieses Wissen dich zum Zeitpunkt deiner Entscheidung dich in keiner Weise eingeschränkt hat.“

Der König machte sich auf den Weg. Als er sich der Stadtmauer näherte, sah er zwei Tore: ein großes, vorne und das andere kleine. Der König lenkte das Pferd zum großen Tor, blieb aber plötzlich stehen und begann nachzudenken. „Es ist zu einfach. Der Jude weiß, dass es nur zwei Eingänge zur Stadt gibt, und er glaubt natürlich, dass ich das große Tor benutzen werde. Man kann ihn nicht so leicht gewinnen lassen.” Und der König ging zu dem kleinen Tor, aber als er sie erreicht hatte, blieb er stehen. „Äh, nein. Der Jude ist schlau und, außerdem, er kennt mich gut. Er hat sicherlich den Verlauf meiner Gedanken vorausgesehen und in seiner Notiz ein kleines Tor angezeigt. ” Mit diesem Gedanke fuhr der König erneut zum großen Tor. Und wieder wurde er von Zweifeln überwältigt. „Trotzdem ist es zu einfach. Der Jude wird raten und jeder wird über meine Unbefangenheit lachen. Ich muss zum kleinen Eingang zurückkehren.” Im Zweifel stürmten der König und sein Gefolge von einem Tor zum anderen und trauten sich nicht, die Stadt zu betreten. Und plötzlich dämmerte der König. „Ja, das ist es! Der Jude hätte das nicht vorhersehen können!“ Und er befahl seinen Soldaten, einen Teil der Stadtmauer zu brechen und fuhr mit seinem Gefolge in diese Bresche. Dann brachte ihm der Diener den Brief von Rabbi Jonathan. Der triumphierende König brach das Siegel und las, was darin geschrieben stand: “Der König bricht durch den Zaun!”

12. Ich bin vollkommen von der Ankunft des Gesalbten überzeugt, und wenn er auch zögert, trotzdem hoffe ich täglich auf ihn, dass er kommen wird.

Die Ankunft von Maschiach ist eine der Grundlagen des jüdischen Glaubens, die rational schwer zu beschreiben ist. Aus dem Kontext des Alltags und der Geschichte des Volkes herausgenommen oder vom mystischen Leidensgefühl der Schechina – der im Staub liegenden göttlichen Gegenwart – getrennt, scheint es ein naiver Traum zu sein, ein Trost für den ewig verfolgten oder bestenfalls epischen „Ausdruck nationaler Ideale“. Dies ist jedoch nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Die Erwartung von Maschiach ist eine tägliche Aussage über die Bedeutung des Seins, Ausdruck einer tiefen Überzeugung, dass die Schöpfung ein bestimmtes Ziel hatte, dessen Erreichung in erster Linie von den Juden abhängt. Ein wichtiger Aspekt des Ziels ist die universelle Gerechtigkeit.

Maschiach – der Gesalbte ist ein Mann aus der Familie von König David, mit dessen Ankunft das Reich Gottes, das Reich der Gerechtigkeit, auf Erden errichtet wird, es werden keine unterdrückte und keine zu Unrecht beleidigte geben. Es wird keine Missetat und Gesetzlosigkeit geben. Die Tora wird in all ihrer Pracht leuchten, und ihre Weisheit wird sich manifestieren und allen Völkern offen stehen. Die ganze Welt wird nicht nur die Existenz des Schöpfers und seine Autorität erkennen, sondern Ihn auch bei einem Namen nennen. Wie es im Buch des Propheten Zacharja geschrieben steht: “An diesem Tag wird der G-tt einer sein und Sein Name wird einer sein.” Dann werden alle Sünden Israels gesühnt und G-tt wird alle auf die Erde zerstreuteten ins Land zurückbringen, die er unseren Vorfahren vor vielen tausend Jahren gegeben hat und aus der unser Volk von Ihm wegen schwerer Sünden vertrieben wurde.

Mit dem Aufkommen von Maschiach wird die Welt perfekt werden. Aber die Tagesanbruch, an dem das Horn ertönt und Eliyahu-HaNavi – Elijah, der Prophet – über die ganze Erde gehen und uns drängen wird, hinauszugehen und das begehrte Kommen des Gesalbten Gottes zu begrüßen, hängt von menschlichen Handlungen ab, davon, wie rein unsere Gedanken sind und ob sie dem G-tt zugewendet sind. Wie die jüdischen Weisen sagen: „Die Schlüssel zum Verlies, in dem der Maschiach schmachtet, liegen in unseren Händen. Jede gute Tat bricht eine Kette, jede Sünde legt ihm neue Fesseln auf.“

Es gibt ein altes jüdisches Gleichnis, das die älteren Männer den jüngeren Jungen erzählen: „Vor den Toren Roms sitzt ein Bettler im Schlamm. Das ist Maschiach. Er sitzt und wartet. “„ Auf wen? ” – fragt der Junge. Und er erhält die Antwort: “Auf dich.”

13. Ich bin vollkommen überzeugt, dass die Auferstehung der Toten sein wird zur Zeit, die wohlgefällig sein wird dem Schöpfer, gelobt sei Sein Name und verherrlicht sein Gedenken immerfort und in Ewigkeit der Ewigkeiten.

Die Seele eines Menschen geht seiner Geburt voraus und verschwindet nicht mit seinem Tod. Sie wurde vom Allmächtigen geschaffen, um den materiellen Körper wiederzubeleben, so dass beim Abstieg von den höheren geistigen Welten in unsere niedere Welt – die wir mit unseren Sinnen fühlen können – trotz der vollständigen Verschleierung in dieser niederen Welt von göttlichen Anwesenheit, einen schwierigen Dienst zu erfüllen – die Gebote der Tora. Die Seele ist auch unsere Persönlichkeit. Ihr Aufenthalt im Körper ist eine wichtige, aber kurze Episode. Nach dem Tod eines Menschen wird die Tätigkeit seiner Seele bei der Erfüllung der ihr anvertrauten Mission vom Obersten Gerichtshof bewertet und sie beginnt ihre Reise zur Rückkehr zum Schöpfer. Es kann vorkommen, dass ihr Dienst im menschlichen Körper so gering eingeschätzt wird, dass sie, G-tt bewahre, die Gelegenheit zur Rückkehr verliert. Darüber spricht die Tora, dass eine solche Seele “von ihrem Volk ausgerottet wird”.

Wir wissen auch, dass die Schöpfung ein Ziel hat, das als “die kommende Welt” genannt wird, und wir erreichen dieses Ziel, indem wir die Tora studieren und ihre Gebote in dieser Welt erfüllen. Im Allgemeinen ist die kommende Welt ein Zustand besonderer Harmonie, Gerechtigkeit und Reinheit, in dem sich das zuvor Verborgene offenbart und jede Seele den Großteil ihrer Belohnung für Werke erhält.

Und hier übermittelt uns der Rambam eine außergewöhnliche Sache: Die kommende Welt ist kein Königreich der Schatten, reine Seelen, “die ihre irdische Wohnstätte verlassen haben”. Dem Kommen der kommenden Welt geht die Auferstehung der Toten voraus, wenn die Seelen aller Menschen, die jemals gelebt haben, zu ihren wiedergeborenen Körpern zurückkehren, um mit ihnen und in ihnen die außergewöhnliche Offenbarung der göttlichen Wahrheit zu erfahren.

Die Auferstehung der Toten und das Kommen der kommenden Welt ist ein großes und komplexes Thema. Es ist unmöglich, es im Rahmen der Volksausstellung zu behandeln. Vertiefung erfordert Studium. Studium ist eine ernsthafte Arbeit. Jetzt wird es jedoch an der Zeit sein, über folgendes zu sagen.

Die Auferstehung von den Toten ist eine der Grundlagen des jüdischen Glaubens. Ja, ja, genau des Glaubens. Nicht der Wissenschaft – dem Reich des rationalen Verstehens, nicht der Kunst – das Reich der Gefühle und Emotionen – der Glaube! Sehr oft wird es als Backup für den menschlichen Geist missverstanden, als etwas Temporäres, das uns dient, bis der Geist einige Phänomene vollständig erfasst hat. Ein solches Glaubensverständnis ist extrem weit von der Wahrheit entfernt. Der Glaube ist die Fähigkeit der menschlichen Seele, die Wahrheit trotz des Mangels an Beweisen zu entdecken und anzuerkennen. Der Glaube ist eine mächtige Kraft, die den Geist übersteigt! Jeder kann seine Handlung fühlen, man muss nur genau zuhören, was in seiner eigenen Seele geschieht.

***

Ein paar Worte zum Schluss. Wenn der heutige kurze Vortrag Ihnen die Breite der jüdischen Lehre und ihren Horizont zeigte, dann zeigte er natürlich nicht seine Tiefe. Und der Punkt hier ist nicht nur, dass ein einfaches Gespräch nur über die Grundlagen einer mächtigen alten Lehre unvermeidlich flach sein wird und ihre Fülle und spirituelle Kraft schwach widerspiegelt, sondern dass wir heute über den Glauben im engeren Sinne des Wortes gesprochen haben, d.h. darüber, an was ein Jude mit seiner ganzen Seele und seinem ganzen Herzen glaubt, wie er sich den Schöpfer, die Welt, die Geschichte vorstellt. Und wir sagten nichts über die jüdische Lebensweise.

Wenn Sie einen guten Vortrag über die Grundlagen des christlichen Glaubens oder des Glaubens der Muslime hören würdet, könnte man mit Recht sagen, dass ihr viel über das Wesen dieser Religionen gelernt hätten. Natürlich auch sie zeichnen sich durch die Lebensweise der Menschen aus, was manchmal als trockene Worte „Rituale und Bräuche“ bezeichnet wird. In diesen Religionen gibt es jedoch eine dünne, aber greifbare Trennung zwischen der Denkweise und der Lebensweise. Im Judentum gibt es sie nicht. Darin verschmelzen Glaube und Handeln in die Untrennbare, es ist unmöglich, eins ohne das andere zu verstehen. Ein Jude zu sein bedeutet, genau dies zu tun, was der Schöpfer uns geboten hat.

Der Autor ist rav Zwi Wassermann
Originaltext auf Russisch finden Sie hier

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