Liebe Freunde,
Die Entscheidung, unsere Synagoge aufgrund des COVID-19 vorübergehend zu schließen, war eine der schmerzhaftesten, die ich je treffen musste.
Lebensgefahr Vorrang
Obwohl die Angelegenheiten von Pikuach nefesch (Lebensgefahr) Vorrang vor der Durchführung fast aller Gebote (Mitzvot) und rabbinischen Dekrete haben, einschließlich des Lernens der Tora und der Tefila beTzibbur (Gebet in der Synagoge), schaudert es mich bei der Konsequenz dieser Entscheidung.
Denn welche Chance haben wir, die gegenwärtige Situation zu bekämpfen, wenn uns Tora beRabbim (Toralernen in der Öffentlichkeit) und Tefila beTzibbur (Beten in der Gemeinde) vorenthalten werden?
auf dem Trockenen Zuflucht?
Die Gemara sagt uns (Berachot 61b), dass Rabbi Akiva weiterhin Tora beRabbim (in der Öffentlichkeit) lehrte, nachdem die Römer solche Aktivitäten verboten hatten mit der Todesstrafe als Konsequenz. Als Pappus Ben Yehudah Rabbi Akiva mit der Vernunft solcher Handlungen konfrontierte, antwortete er mit einem Maschal (Parabel) über einen Fuchs, der Fischen, die ihren natürlichen Wasserräubern zu entkommen versuchten, auf dem Trockenen Zuflucht gewährte.
Überleben nur in ihrem natürlichen Lebensraum
Obwohl es in den Gewässern von Gefahr wimmelte, begriffen die Fische, dass das Überleben nur möglich war, solange sie in ihrem natürlichen Lebensraum blieben. Wären sie auf das Festland ,,geflohen”, würde dies den sicheren Tod bedeuten.
Wasser ist für die Fische, was das Lernen von Tora und Tefila (Gebete) für Klal Yisrael (jüdische Volk) ist. Deshalb schreibe ich heute, um besondere Vorschläge zu unterbreiten, wie wir in unseren ,,natürlichen Lebensraum” Tora und Tefila unter den gegebenen Umständen eintauchen können.
Tefila (Gebete)
An einem typischen Morgen eilen wir, um unsere Kinder zur Schule und uns selbst zur Arbeit zu bringen. Aber die Vorsichtsmaßnahmen, die wegen COVID-19 getroffen wurden, haben die Schulen geschlossen und führen dazu, dass viele von uns von zu Hause aus arbeiten.
Mit mehr Kavana (Aufmerksamkeit, Andacht) beten
Das gibt uns die Möglichkeit, in aller Ruhe und mit mehr Kavana (Aufmerksamkeit, Andacht) zu beten. Schließlich gibt es keinen Zug zu erwischen. Wir können auch jedes Wort des Schacharits sagen, von Anfang bis Ende. Denn schließlich gibt es keinen Chazzan, der einen einholen könnte.
Parshat HaKetoret ist ein Schutz vor Plagen
Wir sollten gewissenhaft Karbonot (Opfer) sagen, vor allem Parshat HaKetoret (die Abteilung des Räucherwerkes), das ist ein Schutz vor Plagen.
Die gegenwärtige Situation gibt uns auch die Gelegenheit, in Ruhe und zum richtigen Zeitpunkt unsere Gebete zu sprechen.
zum richtigen Zeitpunkt unsere Gebete
Für Shacharis (Morgengebet) bedeutet das bei Sonnenaufgang (Vatikin). Viele Poskim (Gelehrte) sind der Meinung, dass man Vatikin (Sonnenaufgang) ohne einen Minyan lechatchila (a priori) davvenen (beten) kann, und Tosafot (Berachot 9b) sagt, dass jemand, der Vatikin (Sonnenaufgang) davvent (betet), den ganzen Tag vor Schaden bewahrt wird.
Mincha – Mittagsgebet
Die Macht der Mincha ist immens, denn, wie Chazal (Gelehrte) uns erzählen, die Gebete des Propheten Eliyahu auf dem Berg Carmel wurden von Gott gerade beim Mittagsgebet (Mincha) erhört.
Vielleicht gibt es Tage, an denen diese Tefila (Mittagsgebet) hektischen Terminen zum Opfer fällt. Aber jetzt sollte es einfacher sein, sich Zeit zu nehmen, um Mincha in aller Ruhe zu beten.
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Maariv – Abendgebet
Die optimale Zeit für das Maarivgebet ist nach Einbruch der Dunkelheit (Tzeit HaKochavim), entweder 20 Minuten (GRA) oder 50 Minuten (Rav Mosche Feinstein) nach Schkija (Sonnenuntergang).
Im Laufe des Jahres davvenen (beten) viele von uns Maariv aus Bequemlichkeit sofort nach Schkija (Sonnenuntergang), vor Nacht, aber jetzt, wo wir ohne Minjan (Quorum von zehn Männer) beten, können wir zur optimalen Zeit in die richtige Maarivzeit einsteigen und sogar erst 72 Minuten nach Schkija (Sonnenuntergang) Maariv davvenen (beten), wenn man möchte.
Vielleicht sind diese Verbesserungen in unserer Tefila (Gebete) eine starke Salbe für den Verlust der Tefila beTzibbur (Beten in der Gemeinde).
Berachot – Hundert Segensprüche als Reaktion auf eine Epidemie
Chazal (unsere Weisen) erzählen uns, dass David HaMelech (König David) als Reaktion auf eine Epidemie, die täglich 100 Menschen das Leben kostete, ‚Mea Berachot Bechol Yom‘ einführte und die Leute auftrüg 100 Berachot (Segensprüche) pro Tag zu sagen. Vielleicht können wir in diesen Tagen die Art und Weise, wie wir die Berachot rezitieren, verbessern. Es ist nicht nötig, beim Rezitieren eines Berachas die Hände zu schütteln. Es gibt auch keinen Grund zu schreien. Aber wir sollten jedes Wort der Beracha klar und deutlich aussprechen.
Anerkennung dass alles von G‘tt ist
Wenn wir ein Beracha sagen, drücken wir unsere Anerkennung aus, dass alles von G‘tt ist. Unsere Fähigkeit zu sehen, unsere Glieder zu bewegen und aufrecht zu stehen. All diese “Kräfte” kommen von Haschem (G’tt). Die Nahrung, die wir essen, die Gelder, die wir verdienen, unser körperliches Wohlbefinden. All das kommt von Haschem. Und die Herausforderungen, denen wir uns stellen. Auch diese kommen von Haschem. In diesen Zeiten ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir uns mit der Botschaft ausstatten, dass Haschem die Welt regiert.
Tora
‚Talmud Tora keneged kulam‘: Chazal (die Weisen) sagen uns, dass die größte Heilung aller Übel die Limud Tora, das Lernen von Tora ist.
zusätzlicher Schutz in Zeiten der Not
Baruch Haschem, G’ttseidank, können wir die reguläre Shiurim (Lektionen) unserer Synagoge (Daf Yomi, und Gemara BeIyun Shiur) in dieser schwierigen Zeit zuhause privat weiterhin oder online durchführen. Aber neben der Aufrechterhaltung unseres regelmäßigen Lernplans ist es wichtig, dass wir uns Zeit nehmen, um mit unseren Kindern zu lernen. Chazal sagen uns, dass die von Kindern gelernten Tora ein zusätzlicher Schutz in Zeiten der Not ist.
Ahavat Yisrael (Wohltätigkeit)
Jetzt ist auch die Zeit gekommen, über die Bedürfnisse anderer nachzudenken, insbesondere derjenigen, die sich ängstlich, verletzlich oder allein fühlen könnten. Obwohl wir besorgt sind, vertrauen wir und wissen, dass alles, was Haschem tut, zum Besten ist. Lassen Sie uns optimistisch und positiv sein und unseren Familien, Nachbarn und Freunden Wohlwollen entgegenbringen.
surrealistische Situation
Schließlich befinden wir uns in einer Situation, die surrealistisch ist. Aber diese Situation wurde bereits 1920 von Rav Yerucham Levovitz, z “l, vorhergesagt. Rav Yerucham erklärte, dass in der Yemot Hamaschiach (in der Zeit des Maschiachs (Messias)), Haschem (G’tt) die Welt auf den Kopf stellen wird und die Menschen Angst haben werden, ihre Heimat zu verlassen.
Alles liegt in Seinen Händen
Der Grund dafür ist, uns die Botschaft einzuprägen, dass wir die Kontrolle nicht haben. Alles, was sich abspielt, liegt in Seinen Händen. Deshalb ist es wichtig, dass wir aktiv an der Stärkung unserer Emuna (Glauben) und Bitachon (Vertrauen auf G‘tt) arbeiten. Finden Sie tagsüber Zeit, um darüber nachzudenken, was wir aus dieser Erfahrung lernen sollen: Ein Od Milvado! Außerhalb von Gott gibt es nichts!
Mögen wir für einige oder alle dieser Vorschläge das notwendige Jeschua (Hilfe von Oben) verdienen, damit wir zu unserem Mikdasch Me’at (Synagoge) zurückkehren und Maschiach Tzidkeinu (den Messias) bekarov begrüßen können.
Kol tuv Alles Gute,
Oberrabbiner R. Evers (basierend auf den Ideen des Oberrabbiners Rav Aryeh Leib Ralbag shelito mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis, seine Ideen der deutschen Öffentlichkeit anzubieten).