Parascha Nizzavim (Devarim 29:9-30:20)
„denn ich schliesse den Bund mit denjenigen, die heute hier vor HaSchem anwesend sind und mit denjenigen, die heute hier nicht mit uns sind“
(Deut. 29:14)
Der Bund wird auch mit den künftigen Generationen geschlossen. Folge nicht der wörtlichen Bedeutung. Mache nicht den Fehler, hier zu übersetzen, dass der Bund geschlossen wurde
1. mit allen Menschen, die dort anwesend waren und
2. und mit allen Menschen, die rein zufällig nun mal nicht anwesend waren.
Das kann nicht der Zweck sein, denn die Parascha fängt mit der Mitteilung an (29:9), dass jeder anwesend war: „Die Häupter der Stämme, Ihr Älteren, Ihr Offiziere, jeder Mann aus Israel usw.“.
Jeder war also anwesend. Also muss die Aussage „diejenigen, die heute nicht mit uns stehen“ wohl auf die kommenden Generationen gedacht sein.
Ein Bund mit den künftigen Generationen?
Kann man wohl einen Bund mit künftigen Generationen schließen? Wenn man sich dem etwas global und flexibel nähert, ist dieses sicherlich möglich. Wenn Eltern ihren Kindern eine Religion vermitteln, ist dieses eines der meist bleibenden Erbschaften.
Als die Eltern dem Bund mit G“tt bei traten, war dieses zugleich ein Bund mit deren Kindern, Enkelkindern und allen künftigen Generationen. Die Religion ist die am Meisten verbleibende aller Erbschaften. Das ist wirkliche Dauerhaftigkeit.
„denn dieses Gebot, das ich euch heute auferlege, ist für euch nicht zu schwer und es ist nicht zu weit entfernt…aber dieses Wort ist sehr nah bei euch, in euerem Mund und in euerem Herzen“ (Deut. 30:11-14).
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Laut Raschi (11. Jh.) handelt es sich hier um das Lernen der Thora, aber Seforno (15. Jh.) erklärt, dass es sich hier um Teschuwa (Einkehr, Rückkehr) handelt.
Wir benötigen weder die Beratung mit einem Propheten oder mit einem Guru aus weiter Ferne. Es ist in unserem Herzen und in unserem Mund, um es zu tun.
Die Teschuwa fängt damit an, dass wir unsere geistigen Mängel fest stellen. Erst dann fangen wir an, uns klar zu werden, dass wir hier anfangen müssen, etwas zu unternehmen.
Raschi (1040-1105) geht jedoch davon aus, dass HaSchem mit dieser mündlichen Mitzwa das Studium der Thora meint.
Im Grunde genommen geht es hier um zwei Ebenen von Einkehr und Bindung an HaSchem:
1. durch Teschuwa, der Rückkehr zu Charata, zu Jiddisch Charote (Bedauerung) und Berichtigung, werden unsere Averot, unsere Sünden, ausgelöscht. Hierdurch verändert die Unreinheit der Averot die schlechten Taten zu etwas Neutralem oder Positivem.
2. durch intensives und aus lauterer Liebe zu HaSchem Thora lernen werden wir eins mit HaSchem.
Diese letzte ist jedoch und außerdem die höchste Form von Teschuwa, denn sie verändert die Person selbst zu einem Talmid Chacham (zu einem Gelehrten) und in eine Persönlichkeit, die eine unzertrennliche Verbundenheit zum Allmächtigen erstellt.
Diese intensive Verbundenheit hat idealerweise einen enormen Einfluss auf dem Menschen und verändert ihn zu einem erhobenen Dasein.
Das ist genau das, was wir für die Hohe Feiertagen wollen.
Ich wünsche Ihnen ein gutes und schönes Jahr, ein Jahr des Wohlstands und des Glücks, des Friedens in Israel und des Friedens hier, ein Jahr ohne Antisemitismus und Antizionismus, ein Jahr der Inspiration und mehr Freude am Judentum.