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Diesen Monat haben wir ein besonderes Erlebnis

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Diesen Monat haben wir ein besonderes Erlebnis

Der siebte Monat unseres Kalenders, der Monat Tischri, ist nun vorbei. Ein Monat voller Festtage und besonderer Momente. Nun hat der Monat Cheschvan begonnen, ein Monat ohne jegliche besonderen Festtage. Natürlich ist das Judentum während der Festtage im Tischri anziehend und spannend; es gibt viele spannende Momente, besondere Speisen, wir gehen zurück zu unseren Wurzeln, sprechen über unsere Geschichte und die Zukunft unseres Volkes. Die Tage werden erhellt durch traditionelle Melodien und wir schöpfen daraus Energie und Inspiration. Wir befinden uns auf einem spirituellen Hoch.

Der Tischri ist spannend, aber was hat uns der Cheschvan, der als einziger Monat keinen ,,besonderen“ Tag enthält, zu sagen? Hat es einen Grund, dass genau dieser Monat auf den Tischri folgt?

Leere im Monat Cheschvan

Man könnte sagen oder denken ,,der Monat Cheshvan ist leer”.  Durch Corona in diesem Jahr sogar noch mehr als gewöhnlich. Wie leben wir mit dieser Ruhe? Alles, was uns bleibt, sind die üblichen Schabbattage. Doch mehr nicht. Es ist, als käme man aus dem Düsseldorfer Zentrum in eine öde Wüste. Von Laut zu Leise, von leuchtend zu dunkel.  Ist dies in der Thora so beabsichtigt? Ist es alles oder nichts, rennend oder stehend? Welch‘ ein Gegensatz! Was will HaSchem diesen Herbst von uns? Trauern wir den spirituellen Highlights vom Tischri hinterher oder gibt uns HaSchem im Cheschvan einen neuen Hinweis? 

Das Wichtigste im jüdischen Leben 

Rabbiner Samson Raphael Hirsch (19. Jahrhundert, Frankfurt) geht auf diese Frage ein. Er beginnt mit einer Gegenfrage. Was ist das Wichtigste im jüdischen Leben? Die spirituellen Höhepunkte in der Synagoge oder unser tägliches jüdisches Leben bei dem wir versuchen, unsere jüdische Existenz in allen Bereichen des Alltagslebens einzubringen und es so zu interpretieren?

Vorbereitung auf den Alltag 

Tischri soll eine Vorbereitung für Cheschvan sein. In der Synagoge ist es nicht schwer ein Jude zu sein und zu bleiben. Und es ist leicht eine Verbindung zur HaSchem zu spüren. Aber wie wird es sein, wenn wir in unsere nichtjüdische Umgebung zurückkehren? Werden wir treu bleiben? Wird unser Judentum nicht verwässert werden? Beim Judentum geht es letztlich darum, wie wir unser gewöhnliches materielles Leben auf der Erde leben. Werden wir uns anpassen oder bleiben wir beim ,,jüdischen Verhalten“? Es ist nicht immer ganz einfach, denn wir Juden sind, vor allem hier außerhalb von Israel, immer die Ausnahme. Man kann nie zum Essen ausgehen. Zum Schabbat muss man immer pünktlich Zuhause sein.

Kontinuierliche Simcha (Freude) 

Die Thora betont den Simcha – Freuden – Aspekt vom Monat Tischri. Achten Sie auf den zeitlichen Aspekt, die Reihenfolge der Feste im Monat Tischri. Die Ernsthaftigkeit von Rosch HaSchana und Jom Kippur führt zu einem Höhepunkt in der Simcha an Sukkot. Über Sukkot schreibt die Tora (Lev. 23:41), ,,feiert es als ein Fest für HaSchem, sieben Tage im Jahr (Baschana)”. ,,BaSchana” lehrt uns, dass die Simcha der sieben Tage von Sukkot uns das ganze Jahr über beeinflussen muss. Wir sollten unser Glück, auserwählt zu sein, und unsere religiöse Verbindung mit dem Höchsten Wesen, das ganze Jahr über feiern.

Abschlussfeier 

Was bleibt uns für den Rest des Jahres? Das Schlussfest, mit dem Sukkot abschließt, heißt Schemini, der achte Tag, Chag haAtzeret, Abschlussfest. Atzeret bedeutet eigentlich “behalten, festhalten, damit das Erreichte lange Zeit bei uns bleibt”. Beim Abschlussfest feiern wir Simchat Tora.

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Die Freude, die wir dort empfunden haben, muss uns immer begleiten!

Tolle Erfahrung im Tempel 

So war es bei jedem Besuch des Tempels. Das Volk war himmelhochjauchzend. Aber sobald der Hype vorbei ist, stehen wir wieder am Anfang, nicht mehr überwältigt von der Spitzenerfahrung, die wir gerade gemacht haben.

Die Wurzel des Wortes Cheschvan ist ‘chaschu’, chet-schin-vav. Rabbiner Hirsch beschreibt ‘chaschu’ als Schweigen. Cheschvan ermöglicht den Zugang zum ruhigen, privaten Leben. Hier spielt sich das Wesen des jüdischen Lebens ab. Es ist kein Zufall, dass auf den Monat Tischri der Monat Cheschvan folgt.

Schaffen wir es die Motivation des Monats Tischri und die ,,getankte” spirituelle Inspiration zu nutzen und in unseren Alltag zu bringen? Dies ist die zentrale Frage und genau hier ist die Herausforderung für uns. Dies ist die Lektion von Cheschvan nach Tischri, ein zentrales Thema in den Schriften von Rabbiner Hirsch. Wir müssen unsere überragende Inspiration in mehr Dienst an HaSchem im dunklen Tal des gewöhnlichen Lebens umsetzen. Nachdem wir den Himmel gestürmt haben, müssen wir wieder an die Arbeit gehen. Dies ist unsere Herausforderung für den Rest des Jahres.  Wir müssen die Ekstase und die Begeisterung für den ,,trockenen Herbst” mitnehmen und uns vom Licht G’ttes inspirieren lassen.

 Im Monat Cheschvan geht es um unsere tägliche Avodat HaSchem (Dienst G’ttes). Darauf soll unser Fokus liegen, weshalb es auch keine Feiertage in diesem Monat gibt.  Aber wir haben vielleicht doch einen besonderen Tag im Cheschvan; den Shabbat. Der Schabbat ist eine besondere wöchentliche Herausforderung und Möglichkeit, Keduscha (Heiligkeit) in unser tägliches Leben zu bringen. Draußen wird es dunkel, es ist kalt und nass. Aber in unserem Herzen leuchtet das Feuer der Tora durch alle Risse hindurch. Das ist das wahre Judentum. 

Liebe und Ehrfurcht sind die Stätte G’ttes 

Wie bleiben wir in ständigem Kontakt mit der Quelle des Lebens? ,,Macht mich zu einem Heiligtum, damit ich in eurer Mitte wohnen kann” – Liebe und Ehrfurcht sind G’ttes ständiger Wohnsitz. Und das kann überall erreicht werden. Selbst unter den irdischsten Umständen. Die Tora leitet uns dabei im Monat Tischri. Durch die immer größer werdende Freude wächst unsere Liebe zu HaSchem. Durch die hohe Anzahl an Mitzwot (Geboten) an den Feiertagen, kommen wir HaSchem näher.

Dies sind die optimalen Bedingungen um HaSchem einen Wohnsitz in unserer Mitte zu schaffen. Optimale Bedingungen um in unserer Ruchniut (Spiritualität) im Alltag zu wachsen und an ihr zu arbeiten.

Licht im Alltag durch Avodat HaSchem

Die Tage werden nun kürzer, dunkler und kühler. Der Wind wird stärker. Corona zwingt uns, unser Sozialleben einzuschränken. Beziehungen ändern sich. Die physische, materielle Welt wird dunkler. Doch wir haben ja noch unsere leuchtende spirituelle Welt, welche wir voller Freude erlebt haben. Wenn wir es nun schaffen in unseren Mitzwot zu wachsen, Tora zu lernen, mit mehr Intention zu davnen (beten), netter zu unseren Mitmenschen zu sein, Tzedakka zu geben usw. so können wir das Irdische mit dem Himmlischen verbinden. Auf diese Weise erleben wir kontinuierlich Simcha und unsere Welt wird leuchten, egal wie dunkel es draußen sein wird.

Ich wünsche uns, dass wir alle diese Herausforderung meistern werden und einen Monat und ein Jahr voller leuchtender Jiddischkeit haben werden.

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