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Magie und Zauberei im Judentum

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Magie und Zauberei im Judentum

Magie und Zauberei haben die Menschheit schon immer fasziniert und in vielen Kulturen gehörte bzw. gehört Zauberei zum Alltag. Die Geschichte der Zauberei reicht bis ins moderne Zeitalter und bekannte Zauberer/Entertainer, wie David Copperfield und Uri Geller, fesseln bis heute Millionen von Menschen mit ihren Zaubertricks und behaupten übernatürliche Kräfte zu besitzen. 

Doch wie steht das Judentum zu Magie und übernatürlichen Kräften, gibt es diese wirklich oder ist alles nur ein Bluff und falls dieses Konzept wirklich existiert, können Menschen auch heutzutage davon Gebrauch machen?

Auf den ersten Blick scheint es, dass es in der jüdischen Weltanschauung keine Zweifel an der Existenz von Magie geben kann, denn schon in der Tora werden die „Zauberer von Ägypten“ erwähnt, welche es zumindest teilweise schafften, die 10 Plagen nachzuahmen. Erst bei der dritten Plage mussten sie eingestehen, dass sie nicht in der Lage sind, Läuse aus dem Nichts zu erschaffen und es sich dabei um den Fingerzeig G´ttes handeln muss. Aber die ersten beiden Plagen, Blut und Frösche, haben die Zauberer anscheinend vollbracht und schon zuvor schafften sie es, genauso wie Mosche und Aharon, Stöcke in lebendige Schlagen zu verwandeln.

Auch in den Midraschim (Sammlung rabbinischer Schriften zur Erläuterung der Tora) und im Talmud finden wir zahlreiche Erzählungen, in welchen Magie und übernatürliche Kräfte angewendet wurden.

Der wahrscheinlich stärkste Beweis für die Existenz von Magie und Zauberei ist das Verbot der Tora sich mit Zauberei zu beschäftigen, so wie es steht (Devarim 18, 9-11) und zu den Zeiten des Sanhedrin gab es für bestimmte Formen der Zauberei sogar die Todesstrafe. Wenn das Judentum die Existenz von Magie bestreiten würde, bräuchte es diesbezüglich kein Verbot, denn wozu eine sinnlose Tätigkeit verbieten und mit dem Tod bestrafen?! 

Jedoch ist es nicht so einfach wie es scheint und die Meinungen der jüdischen Gelehrten sind diesbezüglich sehr polarisiert:

An der Spitze der Gelehrten, welche die Existenz von Magie und generell von übernatürlichen Kräften vollkommen bestreiten, steht der große Maimonides (Rabbi Mosche Ben Maimon, 1135-1204). 

In seinem fundamentalen Werk Mischne Tora drückt er sich in einer für ihn untypischen Ausdrucksweise und Schärfe aus: “Wer daran glaubt und denkt, dass es der Wahrheit entspreche, jedoch von der Tora verboten wurde, der ist ein Narr und es mangelt ihm an Intelligenz” (Hilchot Avoda Zara Kap.13, 16)

An seiner Seite stehen die bedeutenden jüdischen Gelehrten Rabbi Saadya Gaon (882-942, babylonischer Philosoph und Gelehrter aus dem Zeitalter der Gaonim) und der Ralbag (Rabbi Levi Ben Gerschon, 1288-1344 französischer Philosoph und Talmud-Gelehrter). 

Sie sind der Ansicht, dass es weder Magie noch übernatürliche Kräfte gibt und diese   Mittel nur erfunden wurden, um die Massen zu täuschen und Menschen zu manipulieren. Jegliche Erscheinung von Magie oder Zauberei in der Tora und im Talmud ist eine optische Täuschung und das Werk von flinken Händen. 

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Auch das Verbot der Tora und unter Umständen die Todesstrafe bezieht sich auf das Durchführen von Optischen Täuschungen, obwohl dabei keine übernatürlichen Kräfte angewendet werden. Der Grund für dieses harte Vorgehen gegen eine scheinbar harmlose Tätigkeit ist weil Magie-und Zaubereiillusionen dazu verwendet wurden, um Menschen zum Götzendienst zu verleiten und Götzendienst ist im Judentum bekanntlich eine der drei Kardinalsünden. 

Jedoch wird diese Ansicht von den meisten jüdischen Gelehrten nicht geteilt und der Maimonides wird für seine kritische Haltung gegenüber von Magie heftig kritisiert. So schreibt der Gaon von Wilna (Rabbi Eliyahu aus Wilna, 1720-1797), dass das Studium von (nicht-jüdischer) Philosophie den Maimonides dazu verleitet hat.Auch Raschi (Rabbi Schlomo Yizchaki, 1040-1105), Nachmanides (Rabbi Mosche Ben Nachman, 1194-1270) und der Maharal (Rabbi Yehuda Löw, 1520-1609) sind allesamt der Meinung, dass Magie und Zauberei wirklich existieren und einen Einfluss haben. Dabei werden mit Hilfe von Sprüchen und spezifischen Handlungen Engel und andere spirituelle Geschöpfe dazu benutzt, um die Gesetze der Natur zu brechen oder Menschen zu schaden.

Dies galt für die Menschen in den Zeiten der Vorväter, des Auszugs aus Ägypten und während den beiden Tempeln. Auch im Zeitalter der Mischna und des Talmuds gab es einzelne Menschen, welche die Kunst der Magie beherrschten. 

Seitdem gibt es jedoch nach allen Meinungen keine Magie mehr, weil das spirituelle Niveau der Menschheit drastisch gefallen ist und die Menschen nicht mehr in der Lage sind, sich mit Engeln und spirituellen Geschöpfen zu verbinden, um die erwünschten übernatürlichen Dinge durchzuführen.

Zusammengefasst ergibt sich, dass es eine große Meinungsverschiedenheit zwischen den jüdischen Gelehrten gibt, ob Magie wirklich existiert oder nur optische Täuschungen und das Werk flinker Hände sei. Aber auch die Meinungen, welche die Existenz von Magie unterstützen sind einverstanden, dass die Menschheit schon seit langer Zeit keine Möglichkeit mehr hat Magie anzuwenden, sodass die Tricks der berühmten Zauberkünstler der letzten Jahrhunderte nur optische Täuschungen und gelungene Ablenkmanöver sind.   

Quelle: Jüdische Allgemeine 

Lesen Sie weiter: ABERGLAUBEN: Wahr oder nicht?

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