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Synagoge als kleines Heiligtum – Parascha Teruma

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Synagoge als kleines Heiligtum – Parascha Teruma

Eine Synagoge heißt ein Mikdasch Me’at, ein kleines Heiligtum, einigermaßen vergleichbar mit dem Tabernakel in der Wüste und dem ehemaligen Tempel zu Jerusalem. Bei der Erstellung eines Tabernakels, eines Tempels oder einer Synagoge kann man sich mit vielen Fragen befassen.

EINE der wichtigsten Fragen lautet, dass „die gesamte Welt doch mit der Gloria G“ttes vollkommen ausgefüllt ist“. Die Frage drängt sich auf, weshalb es dann erforderlich sei, ein gesondertes Heiligtum zu erstellen wie heutzutage eine Synagoge.

 

# Charakterbildung

Im Sefer Hachinuch schreibt Rabbi Aharon haLevi (vierzehntes Jahrhundert), dass der Charakter des Menschen durch das, was er macht oder tut, gebildet wird. Im Jüdischen Leben zählt nicht so sehr das, was man empfindet oder denkt: die Charakterbildung erfolgt in der Sphäre von Handeln und Tun. Die Erstellung und die Instandhaltung eines kleinen Heiligtums betont den Gedanken, dass man durch das Tun zu empfinden beginnt. Der Charakter wird gebildet und gewöhnt sich an das G“ttliche in der Welt. Die Anweisung, Heiligtümer zu erstellen, war eine Liebestat G“ttes. Über oder durch diesen zentralen Ort der „Kedduscha“ (Heiligkeit) erfolgt die Möglichkeit, sich auf eine relativ einfache Art – über das Tun – mit dem G“ttlichen zu verbinden. Das Sefer Hachinuch bestätigt also, dass das Judentum erst in der Tatkraft deutlich Profil erlangt.

 

# Spiritueller Niedergang

Der Italienische Erklärer Sforno (vierzehnhundertfünfundsiebzig bis fünfzehnhundertfünfzig) vermerkt in historischem Zusammenhang, dass der Auftrag zur Erstellung des Tabernakels erst nach der Sünde des Goldenen Kalbes erteilt wurde. Die Erstellung des Tabernakels – als Vorläufer unserer gegenwärtigen Synagogen – war ein Auftrag an das Jüdische Volk, um zu zeigen, dass die Sünde des Goldenen Kalbes verziehen sei. Bis zur damaligen Zeit war es schwierig, um mit dem G“ttlichen an jedem Ort und Stelle in Verbindung zu gelangen. Jeder konnte einen Altar überall erstellen und opfern. Dass es jetzt einen zentralen Ort als Heiligtum geben musste, war im Grunde genommen ein spiritueller Niedergang oder Abwärtsbewegung, denn jetzt wurde ein zentraler Ort erforderlich und Kohanim (Priester) mussten bei der Erbringung der Opfer als Mittler auftreten, was bis zur damaligen Zeit durch Vertreter des Jüdischen Volkes (die Bechorim – die Erstgeborenen) erfolgen konnte.

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#Wiederherstellung

Laut Maimonides (elfhundertfünfunddreißig bis zwölfhundertvier, Ägypten) waren die Erstellung eines Heiligtums und der Opferdienst darin erforderlich, da die Juden dieses so in Ägypten vor sich gesehen hatten. Auf diese Weise wurden sie nach und nach von der Awoda Sara, vom Götzendienst, losgelöst. Nachmanides (im Hebräischen Ramban, elfhundertvierundneunzig bis zwölfhundertsiebzig) sieht in der Erstellung eines Heiligtums eine Wiederherstellung eines ehemaligen idealen Zustandes. Zu unseren Erzvätern hatte G“tt eine direkte geistige Verbindung. In der Ägyptischen Verbannung/Exil verwässerte die Beziehung zum Allmächtigen und durch die Erstellung eines Tabernakels kehrte man wieder auf die ursprüngliche Ebene zurück. Die Aufgabe und der Zweck einer Synagoge ist also die Wiederherstellung des alten idealen Zustandes der Verbundenheit mit Haschem (G“tt). Dieser Gedanke gilt auch noch heute. Durch allerhand alltägliche Beanspruchungen sind wir nicht mehr im Stande, uns wirklich mit dem Judentum zu befassen. Die Synagoge, als ein Haus des Gebets und des Lernens, verleiht dieser Verbindung wieder ein Profil und stellt den alten idealen Zustand wieder her.

 

#Ein Mikrokosmos

Rabbi Jitzchak Abarbanel (vierzehnhundertsiebenunddreißig bis fünfzehnhundertacht) sieht im Tabernakel eine Art von Mikrokosmos. Die Aufstellung des Heiligtums hatte ein symbolisches Ziel. Sie wollte das Jüdische Volk davon durchdringen, dass Haschem zwischen den Menschen wohnt und sich mit der Welt beschäftigt. Dieses im Gegensatz zur Griechischen Auffassung, nach der Haschem lediglich im Himmel wohnt und sich mit irdischen Angelegenheiten weiterhin nicht befasst. In seinem philosophischen Meisterwerk die Kusari verweist Rabbi Jehuda haLevi (dreizehntes Jahrhundert) darauf, dass die Thora betont, dass Betzalejl, der Architekt und Mosche genau das taten, was G“tt ihnen vorgegeben hatte. Dieses ist auch die Jüdischen Auffassung des G“ttesdienstes. Wir können G“tt nur kennen lernen durch G“tt selber. Wir können mit unserem eingeschränkten Verstand kein eigenes Heiligtum hervorbringen. Wenn wir selber einen Tempel nach eigenen Ansichten erstellen bezw. ausstatten, projektieren wir lediglich unsere eigenen Gedanken auf das G“ttliche.

 

#Konzentration

Rabbi Simcha Tsissel aus Kelem (neunzehntes Jahrhundert) bringt einen ganz anderen Aspekt ein. Er fragt sich in der Tat ab, wie es möglich sei, die Kedduscha (die Heiligkeit) lediglich auf EINE Stelle innerhalb einer physischen Begrenzung zu konzentrieren. Rabbi Simcha Tsissel vermerkt, dass die Welt tatsächlich vom G“ttlichen erfüllt sei, aber der Mensch kann das innerhalb seiner Einschränkungen nur an EINER Stelle entgegen nehmen. Er vergleicht einen Mikdasch (ein Heiligtum) mit dem Körperteil mit dem Geruchsinn. Gleich dem Geruchssinn, der sich auf die Nase beschränkt, während doch der ganze Körper von den angenehmen Düften genießt, kommt somit Haschem zu uns über Sein Heiligtum, dessen Stelle die Synagoge heutzutage einnimmt.   

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Eine Antwort

  1. Verehrter Herr Rabbiner Evers,
    ich weiß nicht, ob meine Kommentare irgendeinen Wert haben. Ich bin in meinem Wissen und meinen Taten doch sehr beschränkt und stehe noch ganz am Anfang.
    So kann ich nur beschreiben, wie ich diese Parascha in meinem Herzen aufnehme.

    Ich kann HaShem in allen Dingen sehen, hören, riechen. Seine Herrschaft drückt sich in ALLEM aus.

    Aber:
    Ich erlebe HaShem noch in einer anderen Dimension, in einer Absolutheit und Einzigartigkeit, die sich nicht mit Worten ausdrücken lässt.

    In der Synagoge habe ich die Möglichkeit, mich ganz für G”TT zu öffnen. Ich fülle mich wieder neu auf, um seine Gebote zu erfüllen, um die g”ttliche Botschaft in all mein Tun zu bringen. Nur wenn ich G”TT wirklich lebe bin ich ein Gläubiger.

    Die Einzigartigkeit dieses Heiligtums der Synagoge ist eine Bestärkung, all Seine Gebote zu erfüllen.

    Auch bei der Berührung des Siddur ist die Heiligkeit zu spüren.
    Man muss es nur zulassen, einen Cut zum Alltag machen und sich ganz auf HaShem einlassen.

    Dann kann grenzenloses Vertrauen wirklich wachsen.

    Ich hoffe sehr, dass ich keinen Unsinn schreibe und ein wenig verstanden habe 🙂

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