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Tu Be´Av: Das Fest der Harmonie

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Tu Be´Av: Das Fest der Harmonie

Tu B’Aw – der größte Festtag

In Israel gab es keine größeren Festtage als den fünfzehnten Tag des Aw und Jom Kippur. Die Mädchen Jerusalems liehen sich weiße Gewänder. Alle Mädchen gingen zum Tanzen in die Weinberge hinaus, . Was sagten die Mädchen? “Junge Männer! Werft eure Augen auf uns, Und schaut euch an, was ihr für euch auswählt! Haltet nicht nach Schönheit, sondern nach Adel Ausschau. „Anmut ist trügerisch und Schönheit ist nichtig; aber eine Frau, die den Ewigen fürchtet, die soll man rühmen.“ (Sprüche 31:30)

Mischna, Traktat Ta’anit, 4:8

Der fünfzehnte Tag des Monats Aw – Tu B’Aw – ist einer der interessantesten Tage im jüdischen Kalender. Seine historische Wichtigkeit liegt in der Vergangenheit. Der Talmud sieht aber eine Parallele zwischen Jom Kippur und Tu B’Aw, und listet sechs Dinge auf, die an diesem Tag geschahen:

  1. Nach der Eroberung des Landes Israel hoben die Weisen das Heiratsverbot zwischen den Stämmen auf.
  2. Das Verbot, das – nach dem im Buch der Richter (Kapitel 21) beschriebenen Vorfall – auf dem Stamm Binjamin lag, wurde aufgehoben.
  3. Während der Tage der vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste, starb die Generation derer, die Ägypten verlassen hatten, nicht mehr.
  4. Hoschea Ben Ela entfernte die Wachposten des Jerowam Ben Newat von der Straße nach Jerusalem, die die Menschen daran hinderten, zum Tempel zu gelangen.
  5. Die Römer erlaubten die Bestattung der Toten nachdem die Stadt Betar gefallen war.
  6. An diesem Tag wurde jedes Jahr im Tempel der Erwerb des Holzes, das zum Betrieb der Altare benötigt wurde, abgeschlossen.

Zum Abschnitt im Talmud, in dem Tu B’Aw diskutiert wird, ergeben sich viele Fragen:

  1. Die genannten Ereignisse scheinen nicht ausreichend zu sein, um ihretwegen einen großen Festtag zu begehen.
  2. Es scheint keine wirkliche Parallele zwischen Jom Kippur und Tu B’Aw zu geben.
  3. Die meisten Menschen erleben Jom Kippur nicht als Festtag, sondern als langen und anstrengenden Tag, an dem sie nichts machen können, weder essen noch trinken. Warum ist dann Jom Kippur der größte Tag der Freude?

Die jüdische Wahrnehmung von Zeit wird nicht durch einen unendlichen Zeitstrahl, sondern durch eine Spirale repräsentiert, bei der zeitlich weit voneinander entfernte, aber trotzdem benachbarte Punkte miteinander verbunden sind. Jeder bedeutende Tag im jüdischen Kalender ist mit mehr als einem anderen Ereignis verbunden. So z. B. zerstörten an Tischa B’Aw zuerst die Babylonier und später die Römer den Tempel in Jerusalem; an diesem Tage haben wir – durch die Weltgeschichte hindurch – wiederholt Unglück erfahren. Jom Kippur ist der Tag der Sühne und Reue, aber gerade deshalb ist er auch ein Tag der Freude. Es ist der Tag, an dem Moses zum zweiten Mal die Tafeln vom Berg Sinai herabgebracht hatte und damit wurde die Harmonie – Schalom – zwischen G’tt und dem jüdischen Volk wiederhergestellt. Deshalb wurde dieser Tag zum Tag der Sühne bestimmt und deshalb ist er für uns einer der größten Festtage.

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Einer der chassidischen Meister, Rabbi Lewi Jitzchak aus Berditschew, erklärt, warum genau dieses Datum als Festtag ausgewählt wurde. Im Talmud gibt es eine Diskussion zwischen zwei Weisen, Rabbi Elieser und Rabbi Jehoschua. Sie sind verschiedener Meinung, in welchem Monat die Welt erschaffen wurde. Der Eine meint, dass die Welt im Monat Nissan erschaffen wurde, das soll heißen, dass der sechste Tag der Erschaffung, Freitag, der erste Nissan war. Der Andere meint, dass sie im Monat Tischrei erschaffen wurde, das soll heißen, dass der sechste Tag der Erschaffung, Freitag, der erste Tischrei war. Folgen wir der zweiten Meinung, ergibt sich, dass der erste Tag der Erschaffung der Welt der 25. Elul war. Der Talmud erklärt an vielen Stellen, dass vierzig Tage vor einem bestimmten Ereignis ein G’ttlicher Plan dafür aufgestellt wird. (So wird z. B. im Traktat Sota erklärt, dass vierzig Tage vor der Geburt eines Jungen durch G’ttlichen Plan sein Seelenverwandter bestimmt wird.) Vierzig Tage vor dem 25. Elul ist genau der fünfzehnte Tag des Monats Aw. So erkennen wir, dass der G’ttliche Plan für die Erschaffung der Welt an Tu B’Aw aufgestellt wurde. Unsere Weisen lehren: “G’tt schaute in die Tora und schuf die Welt“. Die Tora ist also der Bauplan der Welt. Dementsprechend ist Tu B’Aw der Geburtstag der Tora. (Es ist auch wichtig zu bemerken, dass entsprechend der Meinung, nach der die Welt im Nissan erschaffen wurde, der fünfzehnte Tag des Monats Schwat – Tu Bischwat – das neue Jahr der Bäume, der Geburtstag der Tora ist. Die Mischna erklärt im Traktat Rosch Haschana (1:1), dass der 15. Schwat das neue Jahr des Baumes, und nicht der Bäume ist, wie es heutzutage normalerweise genannt wird. Die Tatsache, dass die Mischna im Singular von „dem Baum“ und nicht von „den Bäumen“ spricht, deutet uns an, dass es der Geburtstag „des Baumes des Lebens“, der Tora, ist.)

Tu B’Aw symbolisiert die Wiederherstellung von Frieden und Harmonie. Eine Maschine kann nur richtig funktionieren, wenn alle Zahnräder an der richtigen Stelle sind und harmonisch miteinander zusammenarbeiten. Darum war es wichtig, das Heiraten zwischen den Stämmen zu erlauben, so dass sie alle Teil einer Gemeinschaft werden und es jedem möglich ist, das geistige Zentrum – den Tempel in Jerusalem – zu erreichen. Für eine Generation ist es auch wichtig nicht nur auf den Tod zu warten, sondern Inspiration und Motivation zu haben und dadurch in der Lage zu sein, die Gemeinschaft voranzubringen und sich von denen aus unserer  Mitte, die verstorben sind, anständig zu verabschieden. Das ist auch der Grund, warum wir die notwendigen Vorbereitungen, wie z. B. das Holzfällen, beenden sollen, damit wir uns auf die wichtige Arbeit – den Dienst für G’tt – konzentrieren können. Alles zu seiner rechten Zeit.

Einer der wichtigsten Werte, der in der Tora beschrieben wird, ist Bescheidenheit. Und doch sehen wir, dass hübsche Mädchen mit ihrer Schönheit Aufmerksamkeit erregen wollten. Auf den ersten Blick scheint dies nicht mit jüdischen Wertvorstellungen übereinzustimmen, sondern eher mit den Werten unserer modernen Gesellschaft. Sind nicht die inneren Werte wichtig? Warum Schönheit?

Für viele sind ästhetische Äußerlichkeiten wichtig. Die Tora bevorzugt dies nicht, erkennt jedoch an, dass es dieses Verlangen gibt, und versucht es in die richtige Richtung zu lenken. Du begehrst Schönheit? Dann füge sie in einem Rahmen ein, der es notwendig macht, dass Du durch harte Arbeit und Geduld die inneren Werte unter der Oberfläche erkennst.

Ein lieber Freund erzählte mir, dass einmal ein Rabbiner zu Besuch in seine Jeschiwa kam und einen Vortrag über Ehe hielt. Der Rabbiner erzählte, dass einmal ein Jeschiwa-Student zu ihm kam und sagte, dass er zwar wisse, dass der inneren Werte das wirklich wichtigste sind, er jedoch trotzdem nur an hübschen Mädchen interessiert sei und ob der Rabbiner ihm eines empfehlen könne. Der Rabbiner sagte, dass er sein Problem verstehe, es auf der Welt aber einfach keine hübschen Mädchen gäbe … Wie könne das sein? fragte der junge Mann, und der Rabbiner antwortete ihm: „Es gab ein hübsches Mädchen, aber ich habe sie geheiratet …“

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