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UNSEREN EIGENEN PLATZ IM JUDENTUM FINDEN – PARASCHA JITRO

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UNSEREN EIGENEN PLATZ IM JUDENTUM FINDEN – PARASCHA JITRO

PARASCHA JITRO (SCHMOT/EXODUS 18:1-20:23)

Jitro und seine 78.600 geistige Leiter

(Jitro war der Schwiegervater von Mosche, ein Priester in Midian und kein Jude).

In Jitro lesen wir über die Zehn Gebote. Diese sind Regeln, die beinahe alle insgesamt überwiegend weltweit als gute Lebensregeln für Jedermann akzeptiert sind. Genauso, wie unsere Gene überwiegend identisch sind, gibt es auch allgemeine Regeln, die für jeden gelten.

 Jede(r) ist einmalig

Aber das Einmalige des Mensch-Seins ist gerade, dass jede(r) einmalig ist. Der Talmud erklärt unmissverständlich, dass es niemand gibt, der oder die dieselbe Persönlichkeit oder Neschomme (Seele) hat, wie jemand anders. Und das bedeutet, dass wir auch jeder einen eigenen Auftrag in diesem Leben haben. Niemand ist vollständig gleich wie ein anderer. Deshalb ist es so besonders, ein Mensch zu sein und jeder hat in der Weltgeschichte und im Judentum seinen eigenen Platz.

Allgemein und individuell 

Dieses scheint Jitro auch in seinen Worten zu Mosche Rabbejnu zu betonen: „Du wirst das Volk mit den Gesetzen und Vorschriften von HaSchem vertraut machen. Du sollst ihnen zeigen, wie sie ihr Leben zu gestalten haben und ihnen sagen, welche Aufgaben sie haben“ (Schmot/Ex. 18:20). Es scheint so, als sei es eine Doppelung. Aber das ist es nicht. Es sind allgemeine Lebensregeln. Und es gibt Aufgaben, die nur für Dich sind! Wir tragen alle (ungefähr) dieselben Tzitzit (Schaufäden) und Teffilin (Gebetsriemen). Dennoch sind wir verschieden. Jeder hat seinen eigenen Lebenslauf. Jeder hat sein eigenes Lebensziel, seine Art zu leben und den Auftrag von Oben.

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Deinen himmlischen Lebensauftrag erfahren 

Früher war es nicht so schwierig, Deinen himmlischen Lebensauftrag zu erfahren. Weshalb bin ich auf dieser Welt? Früher hatten wir Propheten, die über ihren Ru’ach Hakoddesch (der Inspiration von Oben) sehen konnten, was HaSchem (G“tt) von dieser Neschomme und Person wollte. Aber wir sollten nicht traurig sein. Auch heutzutage haben wir kluge und heilige Menschen, die uns dabei behilflich sein könnten. Aber durch allerhand tagtägliche Inanspruchnahme und durch die komplette Ablenkung durch die endlose Nachrichtenflut, die sich über uns ergießt und durch die Anforderungen, die Social Media an uns stellt, rennen wir rastlos bei unserem Jagen weiter, bei den neuesten Infos „am Ball zu bleiben“ und passen uns andauernd unseren Hunderten „Freunden“ an, die wir auf Facebook und Instagram „liken“ oder „teilen“ sollen.

Individualismus weit durchgedrungen 

Unsere Nachkriegsgeneration ist verwirrt. Wir haben weinig Anleitung und sollen alles selber entdecken oder erforschen. Wir leben in einer Zeit, in der der Individualismus weit durchgedrungen ist. Das hat Vor- und Nachteile. Der Gaon von Wilna (in seiner Erläuterung zum philosophischen Tenach-Buch Mischlej (Sprüche) von König Salomo) betont, dass jeder seine eigene Neschomme (Seele) hat und einen eigenen Guf (Körper) mit natürlichen Instinkten (Tewa Gufo). Jeder hat seine eigene Neigung. Der Gaon Rabbi Elijahu (von Wilna) sagt, dass wir gerade durch unser natürliches individuelles Erscheinungsbild Andeutungen finden können, was unser Platz auf dieser Welt sei.

gegensätzliche Auswirkungen 

Wir sollten nicht gegen unser Naturell ankämpfen, da dieses meistens gegensätzliche Auswirkungen hat. Wenn Eltern Kinder zwingen, gegen ihr Naturell vor zu gehen, werden sich diese, wenn sie erwachsen sind, hiergegen wenden. Aber wir haben auch allgemeine Richtlinien und Lebensregeln, die für uns alle gelten. Für uns Juden speziell bedeutet das, dass viele allgemeine Vorschriften für ein gutes Jüdisches Leben gelten.

trotzdem so viel individuelle Freiheit 

Das Hübsche der Jüdischen Lebensart ist wohl, dass diese universellen Vorschriften, die wir alle zu befolgen haben, trotzdem so viel individuelle Freiheit bei der Umsetzung lassen, dass wir dort auch sofort unseren eigenen Platz erobern können. Um ein Volk zu sein, zu werden und zu bleiben sind viele universelle Vorschriften erforderlich, da sonst von einer Einheit überhaupt keine Rede mehr sein kann. Ohne ein gewisses Maß an Einheit ist es kein Volk, sondern nur eine Ansammlung von Individuen. Für manche genügt ein König und ein Fußballklub, um von einem Volksgefühl sprechen zu können.

Aber zu und bei uns passt eine viel höhere Art von Einheit. Aus der Einheit von HaSchem (G’tt) gelangen wir bei vielen Mitzwot (Gebote), die für alle gleich sind. Aber das bedeutet nicht, dass wir unsere Individualität nicht zu vollen einhundert Prozent ausleben können.

78.600 extra Assistent-Dayanim Richter und geistige Leiter 

Mosche Rabbejnu war für jeden der geistige Ratgeber. Sein Schwiegervater Jitro fand das als ein Bisschen zu viel, nur für Mosche Rabbejnu. Deshalb stellte er ihm 78.600 extra Assistent-Dayanim (Richter, aber auch geistige Leiter) zur Verfügung. Denn die Aufgabe eines Dayan ist nicht nur Rechtsprechung. Er sollte im Stande sein – wie ein echter Rebbe – sich komplett in das Leben des Betroffenen ihm gegenüber ein zu denken. Dieses war Jitro`s Beitrag zum geistigen Weg der Juden: jedem seinen eigenen Judentumsrebbe!

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