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Cheshbon Hanefesh #5 – Teil 2.1: G-ttesvertrauen

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Cheshbon Hanefesh #5 – Teil 2.1: G-ttesvertrauen

In Cheshbon #5 behandelt Rabeinu Bachya Ibn Paquda die Pflicht, sich selbst zur Rechenschaft dafür zu ziehen, dass man:

1.) es hinauszögert, das Buch der Torah G-ttes zu verstehen, und
2.) dass man sich damit abfindet, ihre Angelegenheiten nicht zu erfassen.

Nachdem wir uns in Teil 1 (siehe hier: https://judentum.online/cheshbon-hanefesh-5-teil-1-faulheit/ ) bereits mit dem Thema der Faulheit befasst haben, werden wir in diesem Artikel das Thema des G-ttesvertrauen (Bitachon) näher beleuchten.

Was hat diese Aussage mit Bitachon zu tun? 

Rabeinu Bachya fordert uns auf, sich zur Rechenschaft zu ziehen, dass man es hinauszögert, das Buch der Torah G-ttes zu verstehen und dass man sich damit abfindet, ihre Angelegenheiten nicht zu erfassen. 

Warum zögert man es hinaus? 



Bei der Faulheit ist der Fall völlig klar. Man zögert es absichtlich heraus, oder lässt es einfach ganz bleiben, denn man verspürt keine Lust, sich tiefer damit auseinander zu setzen und findet sich einfach damit ab, nur das oberflächlichste Verständnis zu erlangen. Jeder Schritt in Richtung tiefergehende Erkenntnis wirkt ermüdend und schwierig. Und man sieht keinen Wert darin, seine Energie darauf zu verwenden.

Jedoch beim G-ttesvertrauen – auch wenn das Endresultat dasselbe sein mag – steht eine andere Motivation bzw. Überzeugung im Vordergrund – Man würde vielleicht gerne, sieht sich aber nicht dazu in der Lage.

Und warum sieht man sich dazu nicht in der Lage?



(Ich sitze zu diesem Zeitpunkt jetzt schon ein paar Tage an diesem Punkt dieses Textes, und überlegte hin und her, welche der vielen Punkte, die man zu dieser Frage finden kann, ich hier bringen soll. Ich machte mir viele Notizen, suchte viele Quellen heraus, sprach mit Menschen über dieses Thema und stellte fest, dass es mir unmöglich ist, sie alle, mit dem Anspruch, es kurz zu halten, zu bringen und gleichzeitig in angemessener Ausführung in diesen Text zu integrieren. 

Ich habe mich schließlich entschlossen, mich auf wenige Aussagen zu konzentrieren, die an sich schon wundervolle Antworten zu dieser Frage geben.)

So schreibt Rabbi Yosef Dov Halevi Soloveichik in seinem Essay über Bitachon (G-ttesvertrauen):

„Deine Anstrengungen in der Torah werden deine Mühen in anderen Arbeiten reduzieren Iyov (5,7) sagt uns ein grundlegendes Prinzip des Lebens: “Der Mensch ist zur Mühsal geboren.” Der Midrash sagt (Bereshit Rabba Parscha 13): “Hat Er den Verdienst, so wird es die Mühsal der Torah sein. Hat er keinen Verdienst, wird es die Mühsal der Landarbeit sein.” In Wirklichkeit wird der Mensch in erster Linie zur Arbeit und zur Mühsal geboren. Er hat jedoch die Wahl: Entscheidet er sich für die Mühe in der Torah, wird er sich nicht in weltlichen Dingen abmühen müssen. Dies wird in Avos (3,5) gesagt: “Wer das Joch der Torah auf sich nimmt, von dem wird das Joch der Regierung und das Joch der weltlichen Arbeit weggenommen werden.” Wer das Joch der Torah von sich nimmt, tauscht nur das Joch der Torah gegen das Joch der körperlichen Arbeit aus, so heißt es in Berachos (28): “Ich schufte (in der Torah) und erhalte Lohn (in der kommenden Welt) und sie schuften (in der körperlichen Arbeit) und erhalten keinen Lohn (in der kommenden Welt).”

Der Ramchal schreibt in Mesillat Yesharim, Kapitel 2:

„In Wahrheit ist dies eine der listigen Strategien des bösen Triebs, die Herzen der Menschen ständig mit seinem Dienst zu belasten, um ihnen keinen Raum zu lassen, zu schauen und zu überlegen, welchen Weg sie einschlagen.“

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Was lernen wir von diesen Aussagen?

Ist man Sklave unter dem Joch weltlicher Angelegenheiten, bzw. ist man Sklave unter dem Joch des bösen Triebes, dann ist es nicht möglich g-ttlicher Weisheit mehr als oberflächliche Aufmerksamkeit zu geben. Und dementsprechend wird dann auch die Qualität des Studiums dieser sein.

Es gibt Fragen, die auftauchen:

Ja aber ich muss doch meinen Lebensunterhalt bestreiten, ich habe überhaupt keine Zeit mich diesem Studium zu widmen!

Dazu sagt und König Shlomo (Mishlei 3,6):

„In all deinen Wegen kenne Ihn, und er wird deine Pfade ebnen.“

Was will uns „in all deinen Wegen“ sagen? – Dass es mit der Torah kein “nun ich habe aber auch noch einen Alltag zu führen, muss Geld verdienen/mich um meine Kinder/Eltern kümmern, etc…ich habe gar keine Zeit für die Torah“ gibt – denn die Torah greift in all diese Dinge und ist/wird Teil von ihnen. Durch die Torah werden die profanen, weltlichen Tätigkeiten zum G-ttesdienst. Man tut all dies auch weiterhin, jedoch hat alles eine komplett andere Qualität und Absicht.

ArtScroll (Tanach Series, Mishlei/Proverbs, Seite 72 – 73) schreibt zu diesem Vers:

„Man sollte nicht leben um zu essen, sondern essen, um ein Leben des Gottesdienstes zu leben. 
Anstatt sich auszuruhen, nur weil man müde ist und sich nach Schlaf sehnt, sollte eine Person denken, dass der Schlaf ihre Energie für die wichtigen Aufgaben des Lebens wiederherstellt – dem Streben nach Torah und Mitzvos. Ein gesunder Körper und ein frischer Geist sind die wichtigsten Werkzeuge, in den Bemühungen, die für geistiges Wachstum notwendig sind. 
Lebensunterhalt zu verdienen, sollte niemals mit dem Anhäufen von Wohlstand verwechselt werden. Die Absicht sollte sein, seine Familie zu unterstützen, Wohltätigkeit zu geben, seine Kinder großzuziehen und ihnen zu ermöglichen, Torah zu lernen. 
Eine Person, die jede ihrer Handlungen sorgfältig betrachtet und versucht festzulegen, dass alles, was sie tut, zum Dienst Gottes beiträgt, wird Ihm ihr ganzes Leben, in jeder Minute des menschlichen Daseins, dienen. 
(Siehe Rambam, Hilchos Deios 3:2-3; Kitzur Shulchan Aruch 31; Rabbi Bachya zu Exodus 20,9; Pachad Yitzchak, Kuntres HaShabbos.)“

Ebenso geben uns die Weisen in Pirkei Avot (2,4) folgende Worte mit auf den Weg:

 „Sage nicht: Wenn ich Zeit habe, werde ich studieren – vielleicht wirst du niemals Zeit haben.“



Die Torah spielt “mitten im Leben“, in den alltäglichen Dingen. Das Spielfeld des Judentums ist nicht irgendwo außerhalb davon, auf einem Berg fernab der Welt:

“Denn dieses Gebot, das ich dir heute gebiete, ist nicht zu wunderbar für dich und ist dir nicht zu fern. 
Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer wird für uns in den Himmel hinaufsteigen und es uns holen und es uns hören lassen, dass wir es tun? 
Und es ist nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer wird für uns auf die andere Seite des Meeres hinüberfahren und es uns holen und es uns hören lassen, dass wir es tun? 
Sondern ganz nahe ist dir das Wort, in deinem Mund und in deinem Herzen, um es zu tun.” (Devarim 30, 11-14)



Ich entdeckte, dass uns der letzte Teil dieses Verses (“Sondern ganz nahe ist dir das Wort, in deinem Mund und in deinem Herzen, um es zu tun“) zu einer anderen Frage führt, die mir bei der Recherche begegnet ist, und diese hat etwas mit falscher Bescheidenheit zu tun, die zwar durchaus ein edles Motiv hat, aber pure Arroganz als Resultat zum Ausdruck bringt…

(Ich muss diesen Artikel leider auch, der erlaubten Textlänge auf diesem Blog wegen, in Zwei aufteilen, meine weiteren Ausführungen erfolgen in Teil 2.2: https://judentum.online/cheshbon-hanefesh-5-teil-2-2-g-ttesvertrauen/)

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