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DAWWENEN (BETEN) UND TUN ODER MACHEN – Parascha Wajischlach

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DAWWENEN (BETEN) UND TUN ODER MACHEN – Parascha Wajischlach

Parascha Wajischlach (Bereschit/Genesis 32:4 – 36:43)

Das Judentum ist eine „Umsetzungs-Religion“, was bedeutet: hier und jetzt die Religion durchführen. Es handelt sich um das Irdische hier und jetzt und nicht um allerhand hübsche selber zusammengestellte Schwärmereien mit mystischem Hauch und sich Himmelhoch jauchzend unter den Flügeln der G“ttliche Majestät befindend. Die Mystiklehre ist tatsächlich das Fundament der Jüdischen Lehre, aber nicht diejenige, um die es sich bei der irdischen Realität dreht. Und das ergibt sich eigentlich ganz direkt aus der Tatsache, dass die Schöpfung dieser Welt irdisch und konkret war. G“tt hat diese Welt als eine Tue-es-Wirklichkeit erschaffen und nicht als eine geistige Realität. G“tt wollte bekanntlich, dass wir in dieser materiellen Umgebung etwas tun und dass wir, ohne etwas zu unternehmen, nur wenig erreichen würden. Wenn G“tt das so wollte, sollten wir entsprechend verfahren.

weshalb im Tabernakel eine Menorah erforderlich war

Ich gebe Euch ein Beispiel. Mosche verstand eigentlich nicht, weshalb im Tempel oder im Tabernakel eine Menorah erforderlich sei. Jedes Mal, wenn er das Tabernakel betrat, sah er ein großes spirituelles Licht, die G“ttliche Ausstrahlung. G“tt benötigt im Grunde genommen unser Licht nicht. ER ist das Licht der Welt. Weshalb mussten wir doch eine Menorah anzünden? Da das Einzige, was zählt, unsere Bereitschaft ist, die Gebote G“ttes zu befolgen. G“tt möchte unser Empfinden und ein Bisschen mehr! Das Gefühl müssen wir immer in Taten umsetzen, da wir der entstandenen physischen Natur zu folgen haben. Deshalb ist das Judentum eine klare Umsetzungsreligion. Nicht nur ausschließlich höhere Betrachtungen, nicht nur Worte, Gefühle und Gedanken, aber vor allem Taten! Wir sollten nicht nur glauben, sondern auch tun. Das impliziert, dass wir nicht mit verschränkten Händen rufen dürfen: „HaSchem (G“tt), rette uns!“, sondern dass wir die Hände aus den Ärmeln stecken sollen. Das nennen wir Hischtadlut, irdische Einbringung, um uns selbst, zum Beispiel in einer Notsituation, zu retten.

Gerade bei Ja’akow

Ja’akow wird der Bechir Ha’awot – der ideale Erzvater –  genannt. Awraham war bestimmt ein großer Geist, aber es gelang ihm nicht, diesen hohen Geist komplett in materielle Keduscha (Heiligkeit) zu übersetzen oder um zu setzen. Auch Jitzchak, der sich selber dazu bereit erklärt hatte, als Opfer zu sterben, war nicht mehr ganz von dieser Welt. Ja’akow war der Gelehrte, der, von erhabener Spiritualität erfüllt, doch mit beiden Beinen in dieser Welt stand. Er befand sich mit seinem Kopf im Himmel, aber mit seinen Füssen auf der Erde.

Die Jakobsleiter: Verbindung zwischen Himmel und Erde

Die Jakobsleiter, von der Ja’akow träumte, gab diese Verbindung zwischen Himmel und Erde gut wider, aber deutete gleichzeitig auf die Ebene von Ja’akow selber: er war ein großer Geist, hüllte sich aber in irdischer Kleidung. Als er vor seinem Vater Jitzchak stand, um sich der Beracha zu bemächtigen, besser gesagt, mit dem Versuch, die Beracha (ungerechterweise) zu erhalten, rief Jitzchak aus: „Die Stimme ist die Stimme von Ja’akow, aber die Hände sind die Hände von Esaw“. Die „doppelte Persönlichkeit“ war der ideale Jude: jemand, der qua Stimme und Erhabenheit ein Thora-Gelehrter war, aber der qua äußerlicher und weltlicher Erscheinung dem Esau, dem Mann der irdischen Angelegenheiten, ähnelte.

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Über das Irdische herrschen

Ja’akow beherrschte seinen Körper, da er die perfekte Fusion zwischen Körper und Geist war. Deshalb war er im Stande, mit nur EINEM Schlag einen unglaublich schweren Stein vom Brunnen weg zu rollen. Die geistige Konzentration kann den Körper stahlhart machen. Ja’akow war kräftig. Er herrschte über das Irdische. Das kostete ihn viel Vorbereitung. Siebenundsiebzig Jahre hatte er ausschließlich Thora gelernt und sich auf die Vorvaterschaft des Jüdischen Volkes vorbereitet. Danach arbeitete er noch sieben Jahre spezifisch für Rachel. Auch das gehörte zur Vorbereitung. Es war tatsächlich eine sehr lange Vorbereitung, aber das Ergebnis sollte für die Ewigkeit sein. Hier wurde das Jüdische Volk geboren, das bis zur Zeit des Maschiach den Weg bis zur Festigung des Königreich G“ttes auf Erden zu ebnen hatte. Aber auch hier bei der irdischen Vorbereitung gilt: keine Wörter, sondern TATEN!

Doppelte Vorbereitung bei gefährlicher Begegnung

Und wenn es gefährlich wird, hat man sich doppelt und dreifach vor zu bereiten. Ramban (13. Jahrhundert) besagt, dass Ja’akow sich bei seiner gefährlichen Begegnung mit Esau nicht nur auf seine Güte und seine Gebete verließ, aber auch irdische Mittel prüfte, um Esau günstig zu stimmen. Natürlich dawwente (betete) Ja’akow auch zu HaSchem. Das ist das Erste, was er tat, da er begriff, dass alle Rettung letztendlich von Oben kommt.

Geschenke für Esau

Aber er sandte Esau auch Geschenke, um ihn günstig zu stimmen und bereitete sich auf alle Eventualitäten vor, indem er sich für ein mit Waffen aus zu tragendes Treffen präparierte. Wir sehen das auch im weiteren Verlauf in der Thora bei der Drohung geschehen, die vom unbekannten Vizekönig von Ägypten (der letztendlich sein eigener Sohn Jossejf zu sein scheint) ausging. Ja’akow schickte mit seinen Kindern Geschenke mit, um so den Vizekönig günstig zu stimmen, um seine Söhne Schimon und Benjamin frei zu lassen. Aber Ja’akow dawwente hierbei auch. Ohne um die Hilfe des Himmels zu ersuchen, setzen wir uns der Gefahr aus, dass wir auf die Dauer denken, dass wir ganz allein für unsere Erfolge im Leben zuständig seien.

Kombination des Irdischen und des Überirdischen

Wir sollten mit beiden Beinen fest auf der Erde stehen bleiben. Das haben uns unsere großen Mussar-Gelehrte während der vergangenen Jahrhunderte auch geraten. Das Leben ist eine Kombination des Irdischen und des Überirdischen.  

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