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VERURTEILE DIE FEHLER, ABER NICHT DIE MENSCHEN – Parascha Balak

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VERURTEILE DIE FEHLER, ABER NICHT DIE MENSCHEN – Parascha Balak

VERURTEILE DIE FEHLER, ABER NICHT DIE MENSCHEN

„HaSchem sprach zu Bile’am: „Gehe nicht mit ihnen dahin. Verwünsche das Volk nicht, denn es ist gesegnet“ (22:12).

Ein positives Selbstbild ist vordergründig erforderlich

Wenn wir das Vidui (das Sündenbekenntnis) aussprechen, erklären wir, dass wir „Deine Gebote und guten Vorschriften übergangen sind, aber dass uns das eigentlich nicht passt“.

Wir verwenden diese Worte, da wir uns nicht schlechter dar stellen sollten, als wie wir sind. Wir haben eine G“ttliche Neschama (Seele) und hierauf bezogen, können wir mit Sicherheit behaupten, ja bestätigen, dass wir gegen die Religion nicht verstoßen möchten und können. Wir stellen eine angeborene Keduscha (Heiligkeit) fest, die im Grunde nicht möchte, dass wir sündigen und in Fehlverhalten verfallen.

In den Pirkej Awot (2:13) steht: „…Und betrachte Dich selbst nicht als einen schlechten Menschen“. Raschi (tausendvierzig bis elfhundertfünf) erklärt, dass wir keine Dinge tun sollten, durch die wir uns selbst später als schlecht betrachten würden.

Maimonides besagt, dass wenn jemand sich selber als schlecht empfindet, er seine Unzulänglichkeiten als selbstverständlich akzeptieren wird. Er wird nicht versuchen, sich zu verbessern. Wenn man glaubt, dass man  schlecht sei, wird man jede Hoffnung auf Einkehr und Teschuwa aufgeben und davon überzeugt sein, dass es keine Hoffnung mehr gäbe, so laut Rabbejnu Jona.

Diese Denkensart ist ein Hindernis für das Gebet. Tiferet Jisra’ejl meint, dass ein negatives Selbstbildnis für jedes religiöse Streben verheerend sei. Jemand, der sich selber als böse betrachtet, verliert jede Hoffnung auf Himmlisches Mitgefühl. Er befindet sich in der Annahme, dass seine Gebete wertlos seien und nicht beantwortet würden.

„Betrachte dich selbst nicht als einen schlechten menschen“ bedeutet, dass wenn Du Andere zurecht weisen musst, Du ihre gute Art ansprechen solltest und sie auf ihre positive Eigenschaften, auf ihre Fähigkeiten und auf ihre Talente hin weisen solltest. Ich darf und kann Andere nur zu Recht weisen, wenn ich annehmen darf, dass derjenige mir gegenüber das Gute kann und umsetzen möchte und er oder sie ein Potential für Gerechtigkeit besitzt.

Nur, wenn die Sünde oder die Missachtung die essentielle Gute Art und das Wesen des Menschen ungerührt gelassen hat, können wir ihn oder sie auf Fehlverhalten ansprechen. Wenn das Wesen meines Mitmenschen verkommen ist, hat eine Standpauke, eine Moralpredigt oder eine Strafe letztendlich wenig Sinn.

 

Nur Deine eigene, zu Dir gehörende Güte, kann Dir helfen

Lasse Dich nicht zur irrtümlichen Denkweise mancher fremder Philosophen verleiten, dass der Mensch unter der schweren Last seiner Schuld zusammen brechen würde und dass er nur durch die uneigennützige Vermittlung durch Andere seinen Einfluss über das Böse zurück gewinnen könnte und von seinen Sünden befreit werden. Der Einzige, der Dich von Deinen Fehlern befreien und Dich auf die Ebene aufrichtiger und vollkommener religiöser Ergebenheit erheben kann, ist niemand anders als Du selber.

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Rabbiner S.R. Hirsch (neunzehntes Jahrhundert, Deutschland) besagt: „Gebete aus einem guten Gefühl heraus sind eine Quelle, aus der Du Kraft und G“ttliche Hilfe schöpfen kannst, die Du bei allen Deinen Versuchen benötigst, um Dich selber vom Bösen zu befreien“.

 

Gute Absicht und ein gutes Auge bleiben erforderlich

Mosche beging in der vorigen Parascha den spitzfündigen Fehler, indem er die Juden als Rebellen bezeichnete. Mosche hätte sie über ihr negatives Verhalten ansprechen sollen. Indem er die Juden Rebellen nannte, haute HaSchem ihn auf die Finger: „Du hattest zu wenig Vertrauen in MICH um MICH zu heiligen“(20:12). Der Mangel an Vertrauen im Jüdischen Volk ist im Grunde genommen ein Mangel an Glauben an HaSchem, der das Jüdische Volk für Keduscha (Heilige Angelegenheiten) erkoren hat.

HaSchem hat geschworen, uns nie mit einem anderen Volk zu verwechseln. Es dürfte also mit dem Wesen von Am Jisraejl gut aussehen. Das Leugnen dieses Wesens zeigt zu wenig Glaube an den Allerhöchsten und an Seine Zusagen.

 

Aus Ehrfurcht vor Am Jisraejl

Ibn Esra erklärt, dass HaShem das Volk nicht durch Bile’am hatte verwünschen lassen wollen, da ER wusste, dass das Am Jisraejl in Schttim mit den Töchtern von Midjan und Götzendienst sündigen würde. Hätte G“tt es gestattet, dass Bile’am es verwünscht hätte, hätte jeder die Schlachtung der vierundzwanzig Tausend Sünder dem Fluch des heidnischen Propheten zu geschrieben. Aus Respekt für das Jüdische Volk hat G“tt dieses verhindert.

Wenn ein Fluch Erfolg hat, deutet das auf einen Mangel im Charakter des Betroffenen. Bile’am vermerkt das selbst buchstäblich: „Kann oder darf ich verfluchen, was HaSchem Selber nicht verflucht hat?“(23:8). Wäre das Debakel mit den vierundzwanzig Tausend Sündern dem Fluch von Bile’am zu geschrieben worden, dann hätte man von einem intensiven Mangel in der „Neschomme“ (Seele) von Am Jisraejl sprechen können, etwas, das von HaSchem Selber verflucht geworden wäre.

Aber das war es nicht. Die Seele, der Kern des Volkes, war sauber. In Schittim wurde es durch äußerliche verführerische Gegebenheiten vereinzelt fehl geführt, die seinen Kern nicht an tastete oder beschmutzte. Sie wurden schwer bestraft, aber diese Strafe war keine Korrektur ihrer verwerflichen Verfehlungen.

Es war ein abschreckendes Beispiel, aber im Grunde genommen dazu bestimmt, ihr externes Empfinden für das Böse und für Verführung zu blockieren, so dass ihre wirkliche Art zum Vorschein kommen konnte.

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