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TU BISCHWAT: RÜCKSICHT AUF DIE UMWELT

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Tu Bischwat 5782

Tu Bischwat bringt uns zurück zur Umwelt und zur Natur. Tu Bischwat erinnert uns an Israel und den Auftrag des Jüdischen Volkes. Im Midrasch werden Eigenschaften des Pflanzenreichs mit dem Charakter und dem Schicksal des Jüdischen Volkes verbunden. “Warum wird das Jüdische Volk mit einem Olivenbaum verglichen? So wie die Olive erst Öl produziert, nachdem sie zerstampft wurde, wird das Jüdische Volk erst nach viel Leid wieder den geraden Weg finden. Aber dieser Vergleich birgt auch Hoffnung in sich: So wie der Olivenbaum niemals seine Blätter verliert, kann das Jüdische Volk niemals zerstört werden.”

Diaspora

Die Diaspora wird wie folgt erklärt: “Warum wird Israel mit dem Weinstock verglichen? Wenn ein Bauer die Qualität seiner Reben verbessern will, pflanzt er sie von einem Ort zu anderem Ort. G’tt wollte Israel in der Welt bekannt machen und ließ es durch die ganze Welt ziehen, damit alle Bewohner der Welt mit der Tora vertraut werden.”

Das geistige Wachstum wurde, mit dem eines Feigenbaums in Verbindung gebracht: “So wie die Frucht des Feigenbaums nicht auf einmal geerntet wird, sondern nach und nach, so ist es mit dem Wissen der Thora: die Thora kann nicht in einem Jahr gelernt werden; nur Schritt für Schritt kann der Geist wachsen.”

Zeitliche Perspektive

Das Judentum bietet eine klare Perspektive auf die Begriffe von Zeit und Geschichte:

-Die Schöpfung ist der absolute Anfangspunkt,

-die Gesetzgebung am Sinai ist die Achse, und

-die messianische Ära ist der Endpunkt, nach dem sich die Welt wieder in G’tt “auflöst”.

Botanik begleitet die wichtigen Momente

Diese Momente lassen sich auch durch die Botanik zeigen.

-Am Anfang der Schöpfung pflanzte G’tt einen Garten in Eden, in dem die wunderbarsten Bäume wuchsen, und pflanzte Adam hinein.

-Bei der Gesetzgebung am Sinai verwandelte sich die Wüste in einen blühenden Garten. Deshalb schmücken wir an Schawuot die Synagoge mit Blumen und Pflanzen.

-Die Jüdische Tradition über das Kommen des Maschiach ist hoffnungsvoll. Rabbi Abba: “Es gibt kein deutlicheres Omen (Zeichen) als die Rückkehr des Volkes in sein Land. Wenn die Bäume auf Israels Boden wieder blühen werden, wird der Beginn des messianischen Zeitalters in Sicht sein.”

Keine besonderen Vorschriften

Es gibt kaum spezielle Vorschriften oder Gebete für Tu Bischwat. Vergeblich werden wir das neue Jahr der Bäume in Tenach (Bibel) suchen. An diesem Tag arbeiten wir oder gehen zur Schule. Es ist fast ein gewöhnlicher Tag, aber nicht ganz. In Israel, aber auch außerhalb Israels, gehen Kinder “auf die Felder”, um Stecklinge zu pflanzen. Es ist auch ein alter Brauch, vor allem an Tu Bischwat für einen guten und schönen Etrog (Zitrusfrucht) für das kommenden Sukkot zu davenen (beten).

die sieben Früchte

Aber am bemerkenswertesten ist unser Brauch, an Tu Bischwat so viele verschiedene Früchte wie möglich zu essen. Der Minhag (Brauch) wurde von dem Kabbalisten Rabbi Yitzchak Luria Ashkenazi eingeführt, der auch Ari Zal (16. Jahrhundert, Tsefat, Safed) genannt wird. Es gibt ein ganzes Spektrum an alten Traditionen, die diese mystische Vorstellung ausfüllen. Es gibt diejenigen, die die sieben Früchte essen, mit denen das Land Israel in Dewarim (Deuteronomium) 8:8 besonders gesegnet wurde. Hier heißt es: „ein Land des Weizens und der Gerste und des Weinstocks und der Feige und des Granatapfels, ein Land des Ölbaums (Oliven und Öl) und des Honigs.”

Andere essen 15 Obstsorten, aber es gibt auch Minhagim (Bräuche), 50 oder sogar 100 Obstsorten zu essen – frisch, gekocht, getrocknet oder konserviert.

Verbindlichkeit

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Im selben Kapitel der Thora – nachdem uns versprochen wurde, dass es uns im Land Israel “an nichts mangeln wird” (ebd. 8:9), geht die Thora vom Versprechen zur Verpflichtung über: „Da wirst du essen und satt werden und sollst dann preisen den Ewigen, deinen G´tt für das gute Land, das er dir gegeben” (ebd. 8:10). Dies ist die Quelle für die Lehre der Berachot – Segenssprüche – die von der Tora vor allem nach dem Essen von Brot vorgeschrieben werden.

Die Chachamim (Gelehrten) haben dies zu einem ganzen Regelwerk von Vor- und Nach-Berachot über alles, was Genuss erzeugt weiterentwickelt. In unserer heutigen Konsumgesellschaft bieten gerade die Nach-Berachot ein gewisses Gegengewicht zu der Tendenz zu denken, dass „Meine Kraft und die Stärke meiner Hand schaffte mir diese Fülle” (ebd. 8,17).

Indem wir vor und nach dem Essen Berachot sprechen, versuchen wir uns mit jedem Bissen daran zu erinnern, dass es G’tt ist, der uns Kraft und Einsicht gibt, um unsere irdische Mission erfolgreich auszuführen.

Nichts ist selbstverständlich

Die Berachot lehren uns, dass nichts auf dieser Welt als selbstverständlich angesehen werden darf. Außerdem haben wir kein Recht auf irgendetwas; auch das ist in der Struktur der Thora verankert. Anders als z.B. das Europäische Recht, das in erster Linie ein System von Rechten ist, ist die Tora in erster Linie ein System von Pflichten, das uns zu einem Gefühl der Dankbarkeit erzieht.

Das westliche Denken ist primär anthropozentrisch: der Mensch als Mittelpunkt des Universums. Die Jüdische Kultur ist von Natur aus theozentrisch: G’tt nimmt in unserem Denken einen zentralen Punkt ein. Dankbarkeit bildet die Grundlage unserer Lebensphilosophie und dieses Gefühl wird manchmal auf die Spitze getrieben. Selbst tote Materie wird in diese Philosophie der Dankbarkeit einbezogen. Nichts ist gerecht. Alles ist durchdrungen von einer g`ttlichen Absicht und einem himmlischen Funken.

Nicht nur Brot allein

Kabbalisten staunen über das bemerkenswerte Phänomen, dass uns tote Materie, Flora und Fauna Lebenskraft geben. Der Mensch, der unendlich höher zu sein scheint als die Mineralien, Pflanzen und Tiere, ist dennoch völlig abhängig von ihnen. Ein Grund mehr, die Berachot-Regeln zu studieren, die immer wieder betonen, dass der Mensch “nicht vom Brot allein lebt” (Dtn. 8,3). Jeder Bissen ist eine Interaktion zwischen Körper und Geist. Die Verflechtung von Körper und Geist ist auch in der Medizin unter dem Titel “Psychosomatik” anerkannt.

Sensibilitätstraining

Wir werden oft gefragt, ob es G’tt wirklich wichtig ist, was und wie wir essen. Einige gehen einen Kompromiss ein, indem sie sagen, dass G’tt sich um die Grundzüge Seiner Schöpfung kümmern würde, aber nicht um die Details und schon gar nicht um den einzelnen Menschen.

Dennoch ist es unser Jüdischer Glaube, wie es der Psalmist ausdrückt, dass “seine Gnade sich auf alle seine Geschöpfe erstreckt” (Psalm 145).

Rabbi Samson Raphael Hirsch (1818-1888) stellt klar, dass die Jüdischen Gebote uns für unseren erhabenen Auftrag sensibilisieren sollen. Auch der Begriff koscher weist in diese Richtung. Koscher bedeutet geeignet. In der Thora wird treife Nahrung als tamé (d.h. unrein) bezeichnet.

Unsere Weisen verbinden den Begriff tamé (unrein) mit dem Wort timtum. Dies bedeutet eine Verstopfung oder Blockierung. Koscheres Essen macht uns geeigneter und sensibler für das Spirituelle. Der Konsum von Tamé (unrein) hingegen blockiert unser Potenzial, sich weiterzuentwickeln.

Was und wie

Die Kaschrut bestimmt, was wir essen, die Berachot lenken unsere Aufmerksamkeit auf das Wie. Jüdisches Essen wird nicht gedankenlos gegessen. Im Gegenteil: Jedes Mal, wenn wir im Begriff sind, etwas zu essen, rufen wir “Baruch ata HaSchem” aus. Baruch, normalerweise mit “Lob” übersetzt, bedeutet auch “nähergebracht”. Durch jede Beracha wird unser Bewusstsein für das G`ttliche stärker. Dann erkennen wir G’tt als König über die Welt an.

G’tt in jedem kleinen Wunder der Schöpfung

Die aristotelischen Philosophen sprechen von einem desinteressierten und distanzierten G’tt. Wir erkennen Haschem als den Allmächtigen an, der die Kontrolle über jedes Detail hat. Wir sprechen dankbar über jedes koschere Geschenk des Himmels einen Segen. Wir sehen G’tt in jedem kleinen Wunder der Schöpfung, das uns Kraft gibt. Berachot unterscheiden sich je nach Art der Nahrung. Berachot zwingen uns, über den eigenen Charakter jeder Frucht, jedes Details in G’ttes Welt nachzudenken.

Regeln und Bewusstsein

Die Hauptregel der Berachot-Regeln ist, die spezifischste Beracha für jede Frucht oder jedes Produkt zu sagen. Philosophie ist die Suche nach dem Zauberwort, in dem alles Verstehen gefangen ist. Das Judentum betrachtet den Unterschied. Sie will das Besondere so weit wie möglich berücksichtigen.

Über tote Materie – zB. Wasser – segnen wir die allgemeine Beracha Schehakol. Sobald wir mit einer höheren Entwicklung in der Schöpfung konfrontiert werden, werden wir spezifischer. Über Früchte aus der Erde sagen wir normalerweise “ha’adama”. Nach den Feldfrüchten aus der Erde wurden die Obstbäume erschaffen (Gen. 1), wieder eine Stufe höher. Zu diesen sagen wir „ha’etz”.

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