KAPITEL 3 3.6 und 3.7
DETAILLIERTE ANALYSE DES KADDISCH
3.6 DER GENAUE UMFANG DES ANTWORTVERSES „’JEHÉ SCH’MÉ RABBA MEWARACH LE’ALAM ULE’ALMÉ ALMAJA.
Im Talmud (B.T. Schabbat 119b) heißt es: “Für denjenigen, der mit voller Kraft `amén jehé sch’mé rabba’ antwortet (bekol kocho), werden schlechte himmlische Beschlüsse zerrissen”.
Diejenigen, die argumentieren, dass der Antwortvers nur aus sieben Wörtern besteht (ohne ‘jitbarach’), stützen sich auf die Tatsache, dass diese sieben Wörter aus 28 Buchstaben bestehen, was der Zahlenwert des Wortes Koach (Kraft) ist.
Die talmudische Aussage, dass “für denjenigen, der mit voller Kraft antwortet, schlechte himmlische Beschlüsse gerissen werden”, wird dann als “für denjenigen, der mit 28 Buchstaben antwortet” verstanden (das Wort “amén” ist nicht enthalten, weil es das Vorherige abschließt). Der Text des in West Europa üblichen Antwortverses (nach dem Aschkenasische Ritus) auf den ersten Teil des Kaddisch besteht nach Ansicht von R. Josef Karo (sch’mé ohne den Buchstaben ‘jud’) tatsächlich aus 28 Buchstaben.
Raschi nennt einen weiteren Grund dafür, dass der Antwortvers auf den ersten Teil des Kaddisch aus sieben Wörtern besteht. Diese sieben Wörter entsprechen der Anzahl der Wörter in der ersten Passuk der Tora: „Bereschit bara Elohim et Haschamaim we’et Ha’aretz” und der Anzahl der Wörter in der ersten Passuk vor den Zehn Geboten (Schemot 20:1): “Wajedaber Elohim et kol Hadewarim Ha’éle lemor”. Indirekt huldigt man G’tt, der die Welt erschaffen und die Tora gegeben hat.
Wer jedoch das Wort’ jitbarach’ in den Antwortvers auf den ersten Teil des Kaddisch aufnehmen will, kann sich auch auf dieselbe Aussage stützen: Das Wort ‘kocho’ hat einen Zahlenwert von 34. Wenn man zu den ersten sieben das Wort’ jitbarach’ hinzufügt und ‘sch’mé’ vollständig ausschreibt, dann enthält der Antwortvers genau 34 Buchstaben. Auch der Gedanke von R. Josef Karo, dass sich der Antwortvers bis zu den Worten ’da’amiran be’alma’ erstreckt, passt in die Aussage aus dem B.T. Schabbat 119b: nach dieser Ansicht ist die Gesamtzahl der Wörter des Antwortverses 28!
DAS HALACHISCHE BEDEUTUNG DER WORTE ‘Bekol kocho’ AUS: B.T. Schabbat 119b
Laut Raschi wird im Talmud mit den Worten ‘bekol kocho’ (mit voller Kraft) auf volle Aufmerksamkeit hingewiesen. Die Aussage im B.T. Schabbat 119b muss dann wie folgt verstanden werden: “Für diejenigen, die `amén jehé sch’mé rabba’ in voller Aufmerksamkeit antworten, werden schlechte himmlische Entscheidungen aufgehoben”.
Die Tosafisten aber führen dort in einer Pesikta an, die besagt, dass der Begriff “bekol kocho“ “mit lauter Stimme” bedeutet.
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Den Tosafisten zufolge geht es vor allem um die Energie, mit der ’amén jehé sch’mé rabba’ gesprochen wird.
Rabbenu Jona aus Gerona verbindet diese beiden Ansichten miteinander und erklärt, dass sich viele auf ihre psychische Aufmerksamkeit nur mit Hilfe ihrer verbalen Energie konzentrieren können. Dennoch warnt Rabbenu Jona davor, zu laut zu sprechen. Umstehende mögen das als lächerlich und töricht empfinden.
In den Darchei Mosche wird eine völlig andere Interpretation der Aussage aus dem B.T.-Schabbat 119b erwähnt. Für ihn bedeutet es vielmehr: „Wer `amén jehé sch’mé rabba’ antwortet und an G’tt in seiner großen Kraft und Wunderhaftigkeit denkt und diesen Gedanken in seine Antwort einbringt, für den werden die schlechten himmlischen Entscheidungen zerrissen”.
3.7 DIE SPRACHE, IN DER ’AMÉN JEHÉ SCHM AMEN JEHE SCH’MÉ RABBA’ VERFASST WURDE
Das Kaddisch und ’amén jehé sch’mé rabba’ sind weitestgehend in aramäischer Sprache verfasst worden. Da die meisten Tefillot in reinem Hebräisch geschrieben sind, ist es bemerkenswert, dass das Kaddisch weitestgehend in Aramäisch geschrieben ist.
R. Josef Karo (Bet Josef, Kapitel 56) meint laut dem Zohar, dass das Kaddisch in Aramäisch gesprochen wird, weil dies die Sprache des sitra achra – des Bösen in der Welt ist. Laut dem Zohar zielt das Kaddisch auf das Böse in der Welt. Das Kaddisch zu sprechen muss die Kraft des Bösen brechen”, stellt diese Kraft in den Dienst G’ttes, erhöht und verherrlicht.
Die Tosafisten (B.T. Berachot 3a) geben einen weiteren Grund an: “Die Menschen glauben, dass dieses besonders schöne Gebet in Aramäisch gesprochen wird, um nicht die Eifersucht der Engel zu wecken, die nur Hebräisch und nicht Aramäisch verstehen. Dieser Grund ist jedoch nicht sehr plausibel, da wir viele Gebete in hebräischer Sprache haben. Plausibler ist der Grund, den wir am Ende des Traktats B.T. Sota finden: “Die Welt existiert nur wegen des Verdienstes der Keduscha deSidra und des ‘amén jehé sch’mé rabba’ nach einem aggadischen Vortrag. Nach einem Lehrvortrag aus der Aggada pflegt man das Kaddisch zu sprechen. Es waren auch Ungebildete anwesend, die des Hebräischen nicht mächtig waren. Aus diesem Grund wurde das Kaddisch im Aramäischen – dem Volksmund – gesprochen.
Die Auffassung der Tosafot wird durch die Tatsache gestützt, dass die Keduscha deSidra – die G’ttesheiligung im Text Uwa Lezion Goel nach dem Schmone Este – auch auf Aramäisch geschrieben ist. Dennoch diskutiert R. Jacob ben Ascher die von den Tosafot abgelehnte Erklärung, warum das Kaddisch in aramäischer Sprache geschrieben wurde. Rabbi Jacob ben Ascher meint, dass man ganz bestimmt von einem Eingreifen von Engeln sprechen kann. Dass Kaddisch erinnert G’tt an die Zerstörung des Tempel, die Seinen “Kummer” erzeugt. Wenn die Engel jetzt sehen, wie die Menschen die Ursache für G’ttes entbrannte Wut sind, sollten sie sich aus Liebe zu G’tt schon in Himmlische Ankläger verändern können.
R. Joel Sirkes arbeitet diesen Gedanken weiter aus. Im Talmudischen Denken erfüllen Engel – Träger von Liebe und Barmherzigkeit – eine besondere Funktion im Himmel. Sie dienen als Fürsprecher – Melitz Josher – für die Menschheit. Das Kaddisch wird auf Aramäisch gesprochen, um zu verhindern, dass die Engel ihre Mission aufgeben und das Jüdische Volk anklagen.
Or Zarua stellt den sprachlichen Aspekt des Kaddisch in ein ganz anderes Licht: Er sagt, dass das Kaddisch auf Aramäisch geschrieben ist, trotz der Tatsache, dass die Engel diese Sprache nicht verstehen. Obwohl die Engel ‘das Aramäische nicht verstehen’ und dieses Gebet nicht vor für G’ttes Thron bringen können, erreicht das Kaddisch dennoch sein Ziel. Das Kaddisch erreicht G’tt direkt, ohne die Vermittlung von Engeln.