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PESSACH UND CORONA: im Rückblick

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PESSACH UND CORONA: im Rückblick

Isolierung, Quarantäne und Absonderung aber trotz allem hatten wir eine Pesach !

Mit Pessach machen wir normalerweise einen Ausflug zur Familie oder in ein schönes Hotel. Wir feiern das Pessachfest mit der ganzen Mischpoche, Familie, jung und alt, gemeinsam. Wir sitzen zusammen an einem überfüllten Tisch oder in einem viel zu vollen Raum mit vielen Bekannten und Freunden, um den Exodus so schön wie möglich gemeinsam zu feiern. Pessach ist das Fest der Zusammengehörigkeit und der Einheit. Alle nehmen an der Feier teil.

Aber in diesem Jahr herrscht totale Ungewissheit. Alles ist abgesagt, wir dürfen nicht mehr reisen, Menschen sind unter Quarantäne gestellt, wir horten und bunkern, wir berühren uns nicht mehr. Gehören wir zu einer Risikogruppe? Wir konzentrieren uns auf Überlebensstrategien. Und das zu Recht, denn dies ist unsere erste Reaktion: Wie stellen wir sicher, dass wir nicht infiziert werden? Aber nachdem wir uns vom ersten Schock erholt haben, kommen wir wieder zu Sinnen. Aufgrund all der Masken, Schutzanzüge, Flugverbote, Quarantäne, „Gib-keine-Hand“-Rituale können wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Das ist auch sehr menschlich. Aber wir müssen darüber nachdenken, warum dieses Corona-Elend uns betrifft.

Inspiration aus der Tora (Bibel)?

Ich glaube nicht an Zufall und ich gebe zu, dass wir G’ttes Wege auch nach diesem Artikel nie vollständig durchschauen können. Aber G-tt gibt uns eine Nachricht durch diesen winzigen Virus, der unser ganzes Leben durcheinander bringt. Können wir in der Tora (Bibel) etwas finden, das uns inspirieren könnte? Müssen wir überhaupt etwas verbessern? Wir leben gut, oder? Ja und nein. Es gibt immer Raum für Verbesserungen. Wenn G’tt der Menschheit ein Signal schickt, müssen wir nachdenken. Was möchte G´tt, dass wir erkennen? Viele Menschen sind in Quarantäne. Sehr nervig, aber jeder versteht, dass es notwendig ist. Manchmal braucht es viel, um die Menschheit wieder auf Kurs zu bringen.


Eingeschränkte Einsamkeit in diesem Jahr

Wegen der Reisebeschränkungen, der geschlossenen Hotels und Restaurants, der Risikogruppen und der verbotenen Zusammenkünfte gibt es dieses Jahr keine andere Möglichkeit, als Pessach in begrenzter Einsamkeit zu feiern. Damit hatten wir nicht gerechnet.

Quarantäne

Ich schaute in der Tora, 3. Buch Mose Kapitel 13 ff. und sah eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit den aktuellen Ergebnissen des Coronavirus. Viele Menschen sind in Quarantäne isoliert. Ein Aussätziger – Mezora – musste ebenfalls in Quarantäne sein. Corona erinnert mich an die Folgen von biblischer Lepra. Biblische Lepra ist eine seltene Krankheit. Es ist eigentlich gar keine Krankheit. Diese Lepraform war ein Symptom für ein spirituelles Problem. Es war eine Folge negativer Äußerungen. Heutzutage wurde man sagen: Missbrauch des Rechts auf freie Meinungsäußerung (Talmud, Erechin 16a). Andere Personengruppen als minderwertig und schlecht darstellen: Rassismus und grenzenloser Hass, Sinat chinam, sinnloser Hass.

All dieser Negativismus ist mit menschlichen, rechtlichen, erzieherischen oder strafenden Maßnahmen nur sehr schwer auszumerzen. Deshalb greift G’tt gelegentlich persönlich ein und sendet uns ein Zeichen des Himmels.

Tödlich, selbst aus der Ferne

Böses Reden wird von unseren Chachamim, Weisen als schlimmer angesehen als Mord, Unzucht und Götzendienst. Böses Gerede wird mit einem Pfeil verglichen, der nach dem Schuss nicht mehr zurückgezogen werden kann. Trotzdem ist böswilliges Sprechen ein weit verbreitetes Übel. Unsere technischen Möglichkeiten verstärken nur dieses Problem des Fehlverhaltens. Mit unseren modernen sozialen Medien und dem Internet ist alles in kürzester Zeit weltweit verbreitet. Der Schaden ist kaum zu übersehen. Deshalb haben unsere Weisen diese Boshaftigkeit mit einem Pfeil verglichen: „Andere Waffen können nur in nächster Nähe Wunden verursachen, aber ein Pfeil tut dies auch aus einiger Entfernung.”


Sich selbst aufrichten, indem man eine andere Person zu Boden bringt

In Psalmen (120: 2-4) heißt es: „O G’tt, rette mich vor denen, die mit ihren Lippen lügen und denen, die mit ihrer Zunge betrügen. Wie wird Er dich streng bestrafen, betrügerischer Redner? Die scharfen Pfeile von Kriegern mit Pfeilspitzen, die über Glühkohle geschmiedet sind.” Warum wird Boshaftigkeit verglichen mit Pfeilen? Weil Pfeile weit reichen. Man kann in Rom Bosheit sprechen und in Syrien töten!

Außen gelöscht. Innen glühender Zorn

Und warum wird Boshaftigkeit mit heißer Kohle verglichen? Schwelende Kohlen sind sehr gefährlich. Äußerlich scheinen sie erloschen zu sein, aber innen brennt es immer noch verzehrend. Ein Lästerer fügt viel Schaden zu. Das was von außen erloschen scheint, brennt im Innern immer noch.

Übermut und Arroganz

Der psychologische Hintergrund hiervon ist normalerweise Eifersucht, Hass und Neid, aber oft auch ein Minderwertigkeitskomplex. Es scheint nichts Schöneres zu geben, als einen anderen zu Fall zu bringen und sich dadurch zu erheben und sich besser zu fühlen.

Die Tora warnt ständig vor diesem psychologischen Mechanismus! Sie entspringt dem Stolz. Nur jemand der glaubt, er sei besser als andere, will andere niederwerfen.

Nicht einmal ein Krümel Brot am Pessachfest!

Bei den Toralesungen in den Synagogen weltweit begannen die Vorbereitungen für das jüdische Pessachfest wieder. Wir dürfen nicht einmal einen Krümel Chamez (Brot, gesäuerte Produkte) in unserem Besitz haben, geschweige denn es verzehren. Es erinnerte mich sofort an das kleine, aber ach so bösartige Coronavirus.

Es ist alles so unsichtbar und unwirklich. Die Coronabedrohung bleibt dem bloßen Auge verborgen. Aber genau da liegt die Gefahr. Eine völlig unsichtbare Virus stört unsere Gesellschaft vollkommen. Unser ganzer Lebensrhythmus ist zerbrochen. Plötzlich ist nichts mehr so wie es vorher war. Alle sozialen Beziehungen werden auf den Kopf gestellt. Vielleicht sollten wir die Lektion von Chamez wirklich ernst nehmen:

Das Gesäuerte ist völlig tabu

Während des Pessachfestes ist Chamez – Gesäuertes – völlig tabu. Acht Tage lang verabschieden wir uns von all dem „aufgeblähten” Teig, unser „aufgeblasenes” Gefühlsleben, unsere eigene Wichtigkeit, unser „aufgeblasenes” Ego. Das Judentum ist stark darin, sehr erhabene und äußerst wichtige spirituelle Konzepte in dieser irdischen Realität zu konkretisieren. Matza symbolisiert die Einfachheit und das offen sein für das Höhere. Chamez stellt Materialismus dar.

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Dieses Verlangen nach irdischen Gütern wird durch das „Chamez vernichten“ symbolisch adressiert. Die Suche nach und das Vernichten von Chamez zeigt an, dass wir auf alle irdischen materiellen Wünsche verzichten und auch Abschied nehmen von unserem aufgeblasenen Ego.

Was ist der Unterschied zwischen Chamez und Mazza?

Wenn Matzateig allein gelassen wird, wird er spontan anfangen zu gären und zu Chamez werden.

Aufgeblasenes Ego und flaches Brot (Matza)

Chamez (“Gesäuertes”) ist das Gegenstück zu Matza. Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Brotsorten? Den Rest des Jahres widmen wir kleinen Dingen und Mengen nicht so viel Aufmerksamkeit. Bei Chamez an Pessach gelten jedoch andere Regeln. Wenn auch nur ein kleiner Krümel Chamez in ein riesiges Fass Matzateig fällt, ist der ganze Matzateig verboten.

Von der Hand kontinuierlich geformt

Matzateig bleibt nur dann dünn und platt, wenn er stets bewegt wird, geknetet, gewalzt und direkt gebacken. Die Halacha (jüdisches Religionsgesetz) erfordert ständigen Kontakt. Eine Matza ist es per Definition nur dann, wenn der Bäcker kontinuierlich an der Form des Teiges gearbeitet hat.

Chamez kann jedoch von selbst spontan gären.


Zwei Weltanschauungen

Chamez und Matza repräsentieren zwei Weltanschauungen, zwei Sichtweisen. Matza ist die ständige g-ttliche Vorsehung. Nichts geschieht ohne dass G‘tt es geschehen lässt. Die geringste Veränderung im Universum ist G’ttes Arbeit.

Chamez bedeutet etwas spontan ändern.

Das große „Big Bang“ ist die Einführung in einen Prozess, in dem niemand die Kontrolle über etwas hat.

Nach dem Auszug aus Ägypten war klar, dass G-tt alle Fäden in der Hand hält. Selbst bei den täglichen Ereignissen ist G’ttes Führung erkennbar. Nichts geschieht ohne G’ttes Willen.

Um zu betonen, dass selbst die kleinsten Ereignisse G’ttes Aufmerksamkeit erhalten und Ihm nicht entgehen, ist die Halacha, dass selbst der kleinsten Krümel Chamez verboten ist.

Vielleicht ist dies der Grund, warum die Matza „Brot des Glaubens“ genannt wird. Matza lehrt uns, dass es ein großer Schöpfungsplan ist, der sich bis zum Zeitpunkt des Maschiachs (Messias) fortsetzen wird.

Außer unserem, eigenen freien Willen und unseren eigenen moralischen Entscheidungen ist alles fixiert, steht alles fest durch G’ttes Vorsehung.

Matza symbolisiert Selbstaufopferung und Demut

Mit Pessach hielt das jüdische Volk Einzug in die Geschichte. Am Sederabend erleben wir erneut unsere besondere Existenz als Volk. Die Entstehungsgeschichte des jüdischen Volkes ist einzigartig. In einer Lage, die man ohne Zweifel als aussichtslos bezeichnen konnte, wurde eine Nation geboren, die sich, über alle soziologischen Konventionen hinweg, zu behaupten wusste. Israel wurde ein Volk, in einem fremden Land, in dem ihm, unter einer repressiven Sklaverei, alle Rechte verweigert wurden. Die Zukunft schien verloren. Die Neugeborenen wurden in den Nil geworfen. Wir wurden in Blut geboren und würden weiterhin in Blut leben, das Blut als Symbol für ein Leben voller Selbstaufopferung und Demut zur Verkündigung der Einzigen Wahrheit.

Fokus auf unser spirituelles Wachstum

Das Pessachfest wird dieses Jahr ganz anders aussehen. Aber wir sind Rückschläge und völlig unerwartete Veränderungen gewohnt. Konzentrieren wir uns ganz auf den Sedertext, die Haggada, die uns aus der geistigen und körperlichen Sklaverei in eine nie dagewesene Freiheit führt. Wir haben vielleicht weniger Menschen um uns herum, aber der Fels von Israel wird uns durch die grausamen Abgründe des Coronavirus‘ helfen und uns eine einzigartige Befreiung verschaffen. Lassen Sie uns unsere erhabene Aufgabe in der Welt von G’tt reflektieren. Lassen Sie uns die positiven Seiten des anderen hervorheben. Lassen Sie uns Buße tun, G’tt beten, dass er diese Plage stoppt, die Trauernden tröstet, die Kranken heilt und vor allem an die Armen unter uns denkt!

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