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Kurs “Gabba’ut oder wie werde ich ein Gabbai in der Synagoge?” – Lektion I, Teil II

Bedeutungsänderung bei keriat haTora

Der Talmud Jerushalmi spricht nur von Abweichungen vom Tora-Text, bezieht sich jedoch nicht auf eine Änderung der Bedeutung in dem, was falsch gelesen wurde. Abweichungen vom masoretischen Text werden ebenfalls nicht erwähnt, wenn es sich nur um Änderungen der NIKUD, der Interpunktion, handelt. Und wie beurteilen die späteren Poskim Bedeutungsänderungen im Zusammenhang mit Abweichungen in NIKUD? Aus der oben genannten Talmud-Seite wird erst deutlich, dass Abweichungen und Fehler in den Konsonanten des Tora-Textes – auch wenn dies nicht zu Bedeutungsänderungen führt – nochmals korrekt gelesen werden müssen.

Aruch haShulchan ist daher der Ansicht, dass Fehler in NIKUD und TE’AMIM nur nochmals korrekt gelesen werden sollten, wenn sich auch die Bedeutung ändert. Auf diese Weise erklärt der Aruch haShulchan die Vision des Rema (siehe oben unter der Überschrift TEXT DES SHULCHAN ARUCH).

Nur a posteriori (bedi’awad), postfaktisch

Aruch haShulchan stellt ferner fest, dass vorstehende Dinim nur bedi´avad gelten, also postfaktisch. A priori, “lechatchila”, also initial von vornherein, ist es jedoch die Pflicht des Ba’al kore, sich gründlich vorzubereiten, sodass er den gesamten Text exakt, gemäß den Regeln, liest. Nach dieser Bestimmung erwähnt Rav Katz jedoch eine Einschränkung: Wenn möglich, muss der Ba’al Kore die gleichen (hohen) Anforderungen erfüllen, die ein Chazan erfüllen muss.

Wenn man nun die Wahl hat zwischen einem gerechten Ba´al Kore, der ein Tzadik ist, obwohl er die Neginot, aus der Tora, nicht fehlerfrei lesen kann und einem Ba´al Kore, welcher nicht den moralischen Standarts entspricht, welche beispielsweise bei einem Chazan üblich sind; dieser jedoch alles fehlerfrei liest; so entscheide man sich für den Tzadik. 

Darüber hinaus erwähnt Rav Katz, dass man einen Ba’al Kore vorzugsweise nicht beschämen sollte (natürlich bei kleinen Fehlern). Trotzdem muss ein “leichtfertiger” Ba’al Kore, der sich wiederholt nicht richtig vorbereitet, gescholten und sogar von der Keriat HaTora hinweggeschickt werden.

Auch bei Keriat HaTora während der Woche?

Vorstehend wurde keine Unterscheidung zwischen Keriat haTora am Schabbat und Keriat haTora beispielsweise an Yom Chol (unter der Woche) getroffen. Der Biur Halacha spricht diesen Unterschied an. “Es scheint”, sagt der Chafets Chayim, “dass die Bestimmung des Shulchan Aruch nur für Keriat haTora am Schabbatmorgen gilt.” Aber mit keriat haTora während der Woche (am Montag- und Donnerstagmorgen und am Schabbat zu Mincha) muss man nicht einmal prüfen, ob der Ba’al Kore den GESAMTEN PASSUK übersprang. Das könnte implizieren, dass man sogar schwere Fehler nicht auskorrigiert.

(Trotzdem wagt der Biur Halacha zu folgern, dass ein schwerwiegender Fehler in ke’riat haTora nicht noch einmal gelesen werden sollte, denn) ein Fehler in keriat haTora kann schwerwiegender sein als das Weglassen eines vollständigen Pasuk. Zu diesem Zweck zitiert Biur Halacha den Kommentar des Talmud Jerushalmi (siehe oben) zu einer falschen Targum-Übersetzung des Tora-Textes.

Der Talmud Jerushalmi erklärte, dass ein Fehler im Targum zwar nicht “me’akew” ist, aber die Erfüllung der Pflicht, Keriat haTora zu hören, wird nicht verhindert. Aber dennoch ein FEHLER im Targum muss korrigiert werden. Der Grund für diese Bestimmung ist, dass ein Fehler (im Targum) zu einem falschen Verständnis des Textes führen kann, was beispielsweise auch Konsequenzen für die Praxis des täglichen Lebens haben könnte. Das Weglassen eines vollständigen Pasuk hat normalerweise keine so schwerwiegenden Folgen. Dieser Gedankengang des Biur Halacha ist nicht nur für Fehler im Targum wichtig. Es kann auch von Bedeutung sein für die Frage, ob während der Woche oder zu Shabbat Mincha auch Fehler in Keriat haTora korrigiert werden sollen: Unter Umständen (siehe weiter unten) muss man nicht wiederholen, wenn ein vollständiger Pasuk weggelassen wurde. Trotzdem kann es sein, dass eine falsche Lesung an einem Wochentag korrigiert werden muss.

Auch wenn die beschworene Person bereits eine Naberacha über Keriat HaTora gesagt hat?

Im Vorstehenden wurde nicht unterschieden zwischen der Korrektur eines Fehlers, bevor der Aufgerufene die Nachberacha über sein “Stück” gesagt hat, und dem Fall, wenn man zu einem späteren Zeitpunkt feststellt, dass ein Fehler gemacht wurde. Obwohl dies nicht oft vorkommt, ist es dennoch möglich, dass ein Fehler in einem vorherigen Abschnitt erst in der Mitte der nächsten “Stück” erkannt wird, d.h. dem Abschnitt, der von der nächsten aufgerufenen Person gelesen würde, oder sogar ganz am Ende der keriat haTora.

Ob man auch nach der “Stück”, in welcher der Fehler gemacht wurde, wiederholen sollte, wird nun im Biur Halacha diskutiert.

Der Biur Halacha vermittelt zunächst die Vision des Shulchan Aruch, welcher sagt, dass der Pasuk, in dem der Fehler gemacht wurde, und mindestens zwei Pesukim danach (oder vorher!) MIT Vor- und Naberacha, wiederholt gelesen werden sollten, wenn sich die Bedeutung änderte. Danach präsentiert der Biur Halacha die Ansicht des Chaje Adam, der glaubt, dass man sich in einem solchen Fall auf die Vision dieser Poskim verlassen kann (einschließlich des Tur, siehe oben), die glauben, dass man nicht a posteriori (bedie’ewed) nachlesen muss, auch wenn in keriat haTora ein bedeutungsverändernder Fehler gemacht wurde.

Der Biur Halacha schließt sich der Ansicht des Chaje Adam mit der Aussage an.

Laut Ansicht von Tur, dass man im Falle eines Fehlers in keriat haTora nicht zwingend nachlesen muss, so muss man im Falle eines bedeutungsänderenden Fehlers nachlesen. Jedoch ist es nicht klar ob man wiederholt, wenn man bereits eine andere Person aufgerufen hat oder sogar fertig ist mit keriat haTora. Denn laut Rambam, ist die Pflicht bedi´avad erfüllt, wenn man die kriat haTora beendete.

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Obwohl der Maharal der Meinung ist, dass es aus dem Rambam hervorgeht, dass man seine Pflicht laut Rambam a posteriori nicht erfüllt hat, glaubt Biur Halacha, dass die Ansicht des Maharal nicht ausreicht. Demzufolge muss man auch wenn man mit kriat haTora fertig ist MIT Beracha nochmal wiederholen, wegen dem Fehler. Zusammenfassend geht aus dem Biur Halacha hervor, dass der Fehler (mit zwei Pesukim nach oder vor) auch nach Keriat haTora, aber OHNE Vor- und Naberacha erneut gelesen werden muss!

Ob diese Ansicht auch in der Praxis verfolgt werden sollte, wird nachstehend erörtert.

DIE HALACHA FÜR DIE PRAXIS IM KONZEPT DER MISHNA BERURA

Nach einer vorherigen, etwas eingehenden Analyse der Problemfälle werde ich nun die Halacha Punkt für Punkt für die Praxis skizzieren. Ich gehe hauptsächlich von der Ansicht der Mischna Berura (Chafetz Chaim) aus, obwohl gelegentlich auch andere das Wort erhalten. Weitere Themen werden nebenbei besprochen, die sich für spätere Lektionen als wichtig erweisen werden.

1.       Der Ba’al Koree hat einen Buchstaben (einen Konsonanten) weggelassen oder hinzugefügt. Auch wenn dies die Bedeutung des Textes nicht ändert, muss der Ba’al Kore nochmal lesen. Beispiel: Der Ba’al Kore liest HARON anstelle von AHARON.

Aus Gründen der Korrektheit muss ich hier darauf hinweisen, dass dies meiner Meinung nach nicht die Ansicht der Mischna Berura ist. Laut der Mischna Berura muss man nicht bei HARON/AHARON korrigieren. Rav Katz paskent (entscheidet) jedoch zur Ansicht des Ga’on von Wilna, der feststellt, dass man in einem solchen Fall wiederholt, was auch die Ansicht von Rabbi Yosef Karo ist.

Der Chafets Chajim (der Autor sowohl der Mischna Berura als auch Biur Halacha) erwähnt, in Biur Halacha, die Ansicht des Ga’on von Wilna. Dort gibt er als Beispiel die Wörter MITSRIM UND MITSRIE’IM an, die sich nicht in ihrer Bedeutung, sondern in ihren Konstanten unterscheiden (Mitsrim kennt nur einen Yud, Mitzrie´im hat zweimal einen Yud zwischen dem Resh und dem Mem).

2.       Ein bedeutungsverändernder Fehler muss immer wieder gelesen werden, außer für den Fall, dass man keriat haTora bereits beendet hat (siehe weiteres Ende dieses Stücks). Zum Beispiel kann sich die Bedeutung ändern, weil man falsche NIKUD liest. Der Ba’al Kore liest beispielsweise CHELEV anstelle von CHALAV oder JOSHEV anstelle von JASHAV.

Die Bedeutung kann auch durch Lesen der falschen NEGINOT (TONZEICHEN) oder falschen TE´AMIM (Klammertonzeichen) geändert werden. Dies tritt auf, wenn man beispielsweise ein Verbindungstonzeichen anstelle eines trennenden Tonzeichens liest, so dass es MÖGLICH ist, dass sich die Bedeutung ändert. Bedeutungsunterschiede können auch durch einen Fehler in der Betonung entstehen; z.B. bedeutet das Verb WEYARASHTA mit der Betonung am Ende (TA) “und du wirst Besitz ergreifen”, aber wenn die Betonung auf der vorletzten Silbe (RASH) liegt, bedeutet WEYARASHTA “und du hast Besitz ergriffen”. Das Erkennen solcher Fehler erfordert natürlich ein gewisses grammatikalisches Verständnis von LESHON HAKODESH, der Sprache, in der die Tora geschrieben ist.

Hinweis: Ein praktischer Tipp für Gabbaim in Bezug auf Klemmton. Fast immer fällt der Stress auf die Silbe, die auch den Gesang enthält (Negiena, ein Gesang ist normalerweise auch das Klemmtonzeichen, also das Ta’am).

Die Mischna Berura fügt hinzu, dass die Ansicht, dass man nach dem Lesen eines G-ttesnamens nicht nach einem falschen Ton nochmal lesen sollte, falsch ist. Mit anderen Worten: Wenn ein falsches Tonzeichen gelesen wurde, das die Bedeutung ändert, muss man wiederholen, auch wenn man während der Wiederholung den Namen von G´ttes erneut lesen muss.

3. Ein vollständiges Wort weglassen.

Wenn ein vollständiges Wort weggelassen wird, sollte man es immer wiederholen, auch wenn sich die Bedeutung nicht ändert. Biur Halacha gibt ein Beispiel dafür: Man liest KI HICHBADETI anstelle von KI ANI HACHBADETI. Beide Sätze bedeuten dasselbe, da die Person („Ich“) bereits in der Verbform bezeichnet ist. Trotzdem sollte man wiederholen, da in diesem Fall ein ganzes Wort weggelassen wurde.

4. Erneut lesen.

Dies ist ein sehr kompliziertes Thema, und ein gutes Verständnis aller damit verbundenen Dinim (Vorschriften) erfordert eine ausführliche Einführung. Es muss ein Unterschied gemacht werden zwischen Fehlern, die an einem Wochentag bei Keriat haTora (oder am Schabbat zu Mincha) gemacht wurden, und Fehlern, die bei Keriat haTora während der Lesung am Schabbatmorgen gemacht wurden.

In Kapitel 135 des Shulchan Aruch wird erklärt, dass Ezra haSofer (ca. 350 vor der Zeitenwende) Montags, Donnerstags und am Schabbat zu Mincha eine Mindestlesung von 10 Pesukim für drei gerufene Personen eingeführt hat. Die 10 Pesukim stehen den 10 Sprüchen gegenüber, mit denen die Welt geschaffen wurde. Es kommt jedoch auch vor, dass eine Parscha weniger als 10 Pesukim hat (z. B. Parschat Amalek), aber diese Art von kurzen Parschiot sind Ausnahmen.

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