Frage:
Welche Bedeutung hat die Zuwanderung von Juden aus Russland nach Israel und die Tatsache, dass so viele nicht-religiöse Juden ins Land kommen?
Antwort:
Der Exodus der Juden aus Russland – wohin sie gehen, das werde ich jetzt nicht erörtern; nach Israel oder sonst wohin, jedoch der Exodus der Juden aus Russland, das müssen Sie wissen, ist eine großartige Gelegenheit zur Teschuwa (Reue/Umkehr) für die russischen Juden.
Ich möchte das näher erläutern:
Die Welt weiß es nicht – diese Tatsachen werden von vielen Menschen verschwiegen, die es wohl gut meinen – doch das jüdische Volk hat in Europa gegen HaShem rebelliert. Als die Kommunisten Russland übernahmen, waren die Juden von ihnen begeistert. Die aktivsten Kommunisten waren Juden; man nannte sie die Yevsektsia, die Sektion der Yevrayishe. Es waren die jüdischen Kommunisten, die alle Synagogen schlossen. Sie schlossen alle Yeshivas (Yeshiva / jüdische Schule, wo Talmud und Halacha gelehrt werden). Sie schlossen alle Mikwaos (Mikweh / Bad zum rituellen Untertauchen im Judentum).
Auch die nichtjüdischen Kommunisten verfolgten in gewissem Maße die Religionen in Russland, aber bei weitem nicht so stark wie die jüdischen Kommunisten die jüdische Religion verfolgten.
In jeder Stadt gab es Mishpatim, Prozesse. Die ganze Stadt kam zusammen; und vorne saßen Richter, kommunistische Richter. Und wer waren die Leute, die da verurteilt wurden? Sie verurteilten das jüdische Cheder. Das Cheder ( „Zimmer“ / jüdische Jungenschule / hebräische Schule) stand gewissermaßen vor Gericht.
Und Zeugen, das waren Juden, traten dort auf und sprachen gegen das Cheder: „Es ist da schmutzig und die Kinder werden dort schikaniert.“ „Der Rabbi schlägt die Jungen.“ Alle möglichen Lügen brachten sie gegen das Cheder hervor.
Und schließlich sagten die Richter: „Wir werden die Leute jetzt fragen – wie ist euer Urteil über das Cheder? Sollen wir das Cheder schließen?“
Und die Juden hoben die Hände und stimmten dafür, das Cheder zu schließen. Und dann gingen sie sofort los und schlossen die hebräischen Schulen in jeder Stadt. Sie veranstalteten in jeder Stadt so einen Prozess und sperrten alle hebräischen Schulen zu.
Ab und zu gab es einen Juden, der versuchte zu protestieren, aber er riskierte damit sein Leben. Ein Jude, der zu protestieren versuchte, riskierte im kommunistischen Russland sein Leben. Denn die Kommunisten würden das nicht dulden. Und so warfen die Juden mit Begeisterung die Torah weg; sie warfen Hakodosh Boruch Hu weg und nahmen die kommunistische Avodah zara (Götzenverehrung) an.
Wer hätte sich je träumen lassen, dass das Ganze fünfundsiebzig Jahre später wie eine Seifenblase, die zum Nichts zerplatzt, zusammenbrechen würde? Lenin stand auf dem Roten Platz, in Form einer großen Statue mit ausgestrecktem Arm: “Auf die Zukunft! Für immer und ewig!” Wer hätte sich je träumen lassen, dass eine Zeit kommen würde, in der sie ihm den Arm abschlagen würden, um ihn abzubauen? Sie haben ihm den Kopf abgetrennt. Die ganze Statue ist kaputt. Sie haben sie woanders hingebracht – in den Müll, auf den Schrottplatz. Wer hätte sich das denn je träumen lassen?
Aber damals hat sich das jüdische Volk – ich muss es sagen, weil es die Wahrheit ist – vor der Avodah zara verneigt.
Nicht nur damals. Schon bevor die Kommunisten kamen, waren sehr viele Juden von der Torah abgefallen. Sie äußerten sich kritisch über die Rabbanim (Rabbiner). Hundert Jahre lang haben die Maskilim (Aufklärungsbewegung) auf die Jiddischkeit eingedroschen. Zuerst hörten die Juden nicht auf die Maskilim. Aber dann begannen sie, Zeitungen auf Jiddisch und Hebräisch herauszugeben. Und das jüdische Volk begann, deren Zeitungen zu lesen. Und die Zeitungen vergifteten die Massen. Die Massen wurden vergiftet!
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs gab es Tausende von Zeitschriften, die von den Nichtreligiösen herausgegeben wurden. Nur eine einzige Tageszeitung, das Varshive Tageblat, wurde von observanten Juden herausgegeben. Und so las das jüdische Volk täglich all dieses Gift.
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Der Chofetz Chaim sagte: אין בית אשר אין שם מת – es gab kein Haus, in dem es nicht mindestens ein Kind gab, das ungezogen war, ein Apikores. In manchen Häusern wurden sogar alle zu Apikoresim. Und deshalb begann das jüdische Volk schon vor den Kommunisten, mit Argwohn auf ihre Torah zu blicken. Und deshalb ist es ihre Schuld. Die russischen Juden haben sich dazu entschieden, verloren zu gehen. Es war nicht nur Zwang, es war nicht nur, dass sie dazu gezwungen wurden. Nein, sie haben sich dafür entschieden, verloren zu gehen!
Und Hakodosh Boruch Hu hat sie bestraft. Viele gingen für immer und ewig verloren. Viele von ihnen haben sich mit Nichtjuden vermählt; und ihre Kinder sind Nichtjuden; und sie sind in Russland verloren gegangen. Sie wissen nicht einmal, dass sie Juden sind. Und das ist eine Strafe für immer und ewig!
Ihre Eltern sind jetzt in Gehenom, diese jüdischen Kommunisten; und deren Kinder schicken ihnen nun Pakete mit Gift darin ins Gehenom. Hätten sie Kinder gehabt, die Mitzvos (Gebote) tun, würden sie Pakete mit Mitzvos und Maasim tovim (guten Taten) an ihre toten Eltern schicken. Aber jetzt, da ihre Kinder Goyim (Nichtjuden) sind und sich unter den Völkern verirrt haben, schicken die Kinder Pakete mit Gift an diese Eltern – für immer und ewig.
Das größte Unglück ist ואבדתם בגוים – verloren zu gehen unter den Völkern. Wie Rabah sagte: “מסתפינא מהאי קרא – Ich habe Angst vor diesem Passuk (Vers). מסתפינא מהאי קרא – Ich fürchte mich regelrecht vor diesem Passuk ואבדתם בגוים.”
Die russischen Juden waren schuld. Sie waren selbst schuld!
Es geschah also nicht plötzlich. Es war eine allmähliche Entwicklung. Sie entschieden sich für die Avodah zara. Sie dachten: “Von nun an, für immer und ewig, wird der Kommunismus die Welt regieren. Das ist die neue Ordnung. Keine Religion mehr. Keine Torah mehr. Alle Menschen werden gleich sein.” Und als sie sahen, dass die Seifenblase schließlich platzte und Russland nicht mehr ihr Heimatland war, sondern dass die Pamyat und andere russische Organisationen nun Pogrome planten – ja,sie sprachen nun von Pogromen in Russland -, da beschlossen sie, wegzugehen.
Wohin sie nun gehen werden, ist ein großes Problem. Wenn sie nach Eretz Jisroel gehen und sich in den Kibbuzim verirren, dann ist das nicht viel besser als es in Russland ist.
Und wenn sie nach Amerika kommen und nur damit prahlen, dass sie Jiddisch sprechen können? Das ist nicht genug. Natürlich gibt es einige russische Juden, die Teshuva gemacht haben – das ist sehr gut! Aber sehr viele von ihnen sind verloren gegangen. Sie schicken ihre Kinder hier auf die Universitäten. Ich habe ein Bild gesehen, auf dem ein russisch-jüdischer Jugendlicher unter einem großen Porträt des großen ‘Zaddik’ (des ‘Rechtschaffenen’) Martin Luther King posiert. Ja, da war ein großes Porträt dieses ‘Zaddiks’ Martin Luther King; darunter stand ein ihn bewundernder jüdischer Junge aus Russland, der ganz verliebt zu dem Bild aufschaute. Sie kommen also nach Amerika, um Martin Luther King zu bewundern!?
Aber einige sind gerettet. Einige werden gerettet. Und Baruch HaShem, selbst in Russland eröffnen sie heutzutage Mosdos, Einrichtungen, um dort Torah zu lehren. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass es in Russland Yeshivas gibt; ja, das könnte sein.
Allerdings brauchen sie eine große Teschuwa. Sie müssen eine große Teschuwa machen, denn was sie über sich selbst gebracht haben, war ihre eigene Schuld – das ist die Wahrheit. Die Juden verfolgten das Judentum in Russland mehr als irgendjemand sonst.
TAPE # 845 (September 1991)
*Übersetzer: Anonym
*Bildautor: Anonym
Mehr Material von Rav Avigdor Miller (englischsprachig): https://torasavigdor.org/